Debrecen. Nach Doppel-Gold nun Doppel-Silber: Die deutschen Schwimmer haben bei der EM in Debrecen ihr Medaillenkonto weiter aufgestockt. Helge Meeuw und Jenny Mensing schwammen am zweiten Tag aus dem Schatten der Europameister Paul Biedermann und Britta Steffen heraus ins Rampenlicht.

Über 100 m Rücken schlug der 27-Jährige ebenso als Zweiter an wie die ein Jahr jüngere Mensing. „Es war tierisch anstrengend“, sagte Meeuw. „Mein Körper fängt jetzt an wehzutun“, klang es bei Mensing ähnlich.

Schon am Mittwoch wird der deutsche Medaillenregen weitergehen. Sowohl Titelverteidiger Biedermann über 200 m Freistil (1:47,92) als auch dessen Freundin Britta Steffen über die halbe Distanz (54,71) erreichten problemlos ihre Finals und greifen nach ihrem jeweils zweiten Gold in Debrecen. Noch vor Biedermann erreichte Tim Wallburger (Berlin/1:47,90) Platz zwei. Direkt vor Steffen schwamm Daniela Schreiber in 54,53 bei den Frauen die Halbfinal-Bestzeit.

Meeuw lag in Führung

Mit dieser war der frühere Europameister Meeuw in sein Rennen gegangen. Nach Platz drei bei der Wende lag der Magdeburger auf der zweiten Bahn zwischenzeitlich in Führung, ehe er mit 54,06 doch noch hinter den griechischen Sieger Aristeidis Grigoriadis (53,86) zurückfiel. „Ich habe versucht, vorne schneller anzugehen, das hat sich hinten gerächt. Aber Zweiter ist ja auch kein Schmutz“, sagte Meeuw, der sein Soll nach vielen Krankheiten in diesem Jahr bereits am Montag erfüllt hatte: „Ziel war die Olympia-Norm.“

45 Minuten später machte Mensing den silbernen Tag perfekt. Am Anschlag lag die Wiesbadenerin in 2:09,55 hinter Siegerin Alexianne Castel (Frankreich/2:08,41), aber eine Hundertstel vor der Spanierin Duane Da Rocha Marce. „Dass es so knapp war, habe ich erst im Nachhinenin gemerkt“, sagte Mensing nach dem bisher größten Erfolg ihrer Karriere. Die Tickets für beide olympischen Rückenstrecken hatte die 26-Jährige schon zuvor gebucht.

Das galt auch für Steffen und Biedermann. Doch EM-Medaillen nehmen beide trotzdem gerne mit. „Ich bin die größte Konkurrentin für die, die Gold gewinnen wollen. Wenn es Edelmetall wird, wäre es super. Sonst war es ein gutes Training. Ich habe gedacht, die Konkurrenz ist stärker“, sagte Steffen, die nach Staffelgold am Montag noch ihre Chancenlosigkeit für das Einzel prognostiziert hatte.

Essenerin Vitting trat nicht an

Größte Konkurrentin bei ihrem Kampf um den ersten EM-Einzeltitel seit 2006 könnte Staffelkollegin Schreiber werden. „Wenn ich den Platz halte, wäre es grandios“, sagte die 22-Jährige. Silke Lippok (Pforzheim) war im Vorlauf ausgeschieden. Die Essenerin Lisa Vitting trat nicht an, nachdem sie schon nach dem goldenen Staffelrennen über starke Magenschmerzen geklagt hatte.

Steffens Freund Biedermann schwamm auf Platz drei, will im Finale aber voll angreifen. „Dann wird volle Pulle geschwommen. Ich will meinen Titel verteidigen“, sagte der 25-Jährige, der am Montag Gold über die doppelte Strecke bejubelt hatte.

Grund zum Jubeln hatte am Dienstag Sarah Poewe nach ihrem Halbfinale über 100 m Brust. Mit 1:07,70 Minuten zog die gebürtige Südafrikanerin nicht nur als Zweite ins Finale ein, sondern unterbot auch die geforderte Olympia-Norm (1:07,87). „Meine Güte, endlich. Ich wollte nicht bis zum Finale abwarten', sagte Poewe. Die 29-Jährige wird damit in London ihre vierten Olympischen Spiele bestreiten. Direkt hinter ihr platzierte sich Caroline Ruhnau (Essen), die ihr London-Ticket bereits in der Tasche hatte. Vanessa Grimberg (Stuttgart) schied im Vorlauf aus und muss endgültig ohne Olympia planen.

Im Männerrennen über dieselbe Strecke verpasste Marco Koch als Vierter (1:00,99) beim Titelgewinn von Fabio Scozzoli (Italien/1:00,55) Bronze um sechs Hundertstelsekunden.

Im Schatten der Erfolge verabschiedete sich am Dienstag aber auch ein aussichtsreicher DSV-Schwimmer. Markus Deibler (Hamburg) schied über 200 m Lagen als Weltranglistenvierter in 2:02,66 Minuten bereits im Vorlauf aus. „Ich bin völlig fertig, es geht überhaupt nichts. Ich bin mit tierischen Halsschmerzen aufgewacht“, sagte der 22-Jährige. Im Halbfinale scheiterte dann auch Jan David Schepers in 2:01,71 als Gesamtzehnter.

In den Finals über 50 m Schmetterling sicherten sich Titelverteidiger Rafael Munoz Perez (Spanien/23,16) und Sarah Sjöström (Schweden/25,64) Gold. Die deutschen Athleten waren allesamt vorher ausgeschieden. (sid)