Düsseldorf. . Die Verträge für die Team-WM im Düsseldorfer Rochusclub laufen aus, die Macher arbeiten längst an einer Lösung. Offenbar spitzt sich die Zukunft des Turniers auf die Frage zu: Weiter World Team Cup oder normales ATP-Turnier ohne Team-Charakter?

Man hätte herrlich orakeln können. Als Sonntag ein Hagelgewitter die Tennisanlage des Düsseldorfer Rochusclubs in eine Winterlandschaft verwandelt hatte, schien das Bild zur ungewissen Zukunft des World Team Cups zu passen. Die Feuerwehr rückte an, um die Wassermassen vom Center Court zu pumpen. Die 35. Auflage der Tennis-Weltmeisterschaft war gerettet. Die Zukunft der Tennis-WM über den Final-Samstag hinaus steht dagegen auf der Kippe. Zumindest auf dem Papier.

Der Fünfjahresvertrag mit der Profispielergewerkschaft ATP endet mit dem letzten Ballwechsel. Gleiches gilt für den Kontrakt mit dem geschätzte 500 000 Euro wertvollen Titelsponsor, der österreichischen Getränkemarke Power Horse. Die Spitzenspieler machen sich auch in diesem Jahr rar. Mit dem Tschechen Tomas Berdych (Weltranglisten-Siebter) und dem Serben Janko Tipsarevic (8) sind nur zwei aus den Top 20 am Start.

Von Arnim weiß um seine Trümpfe

Aller schlechten Vorzeichen zum Trotze scheint die Sonne über dem deutschen Vorzeigetennisturnier. Was nicht nur daran liegt, dass das Ambiente im Grafenberger Wald immer noch zu den schönsten der 62 Turniere in 31 Ländern zählenden ATP-Tour gehört. Dietloff von Arnim weiß um seine Trümpfe, die über die familiäre Atmosphäre hinausgehen: „Wir müssen niemandem Schmerzensgeld bezahlen, damit er bei uns spielt.“

Gerade die südeuropäische Konkurrenz wie Valencia und Bilbao in Spanien, die in der Vergangenheit ihr (millionenschweres) Interesse an der World-Team-Cup-Lizenz bekundet hatte, leidet unter der Euro-Krise. Das Fundament an Gönnern im Rochusclub und die üppigen TV-Zeiten für die WM weltweit gelten als sehr solide. „Wir haben es selber in der Hand, wie es mit unserer Tenniswoche weitergeht. Deshalb bin sehr zuversichtlich, dass es bei uns ATP-Spitzentennis geben wird“, betont der Turnierdirektor.

Besucherschwund ist unübersehbar

Er strahlt, obwohl die Zuschauer-Zahl längst nicht mehr mit der aus den Jahren 1987 bis 2007 vergleichbar ist. Die Woche zog damals immer über 70 000 Besucher. Seit fünf Jahren ist der Schwund unübersehbar. Nach einem fast ausverkauften Haus am Eröffnungssonntag waren Montag nur 3200 Zuschauer auf der Anlage.

Von Arnim spürt jedes Jahr das Problem, dass die Topspieler direkt vor den French Open in Paris kein reguläres Turnier mehr spielen mögen. Das gilt für Roger Federer ebenso wie für Rafael Nadal und den Serben Novak Djokovic. Von der ATP gab’s in der Vergangenheit an dieser Stelle auch nicht immer die breiteste Unterstützung. Der World Team Cup zählt zur Kategorie der 250-er Turniere. Und damit nicht zu den Top-Treffen. Heißt: Keiner der Top-Stars ist zum Start (zwangs-)verpflichtet.

Offenbar spitzt sich die Zukunft des Turniers auf die Frage zu: Weiter World Team Cup oder normales ATP-Turnier ohne Team-Charakter? Für Von Arnim scheiden andere Alternative aus. Zwar wurde dem Rochusclub die frei werdende Lizenz des Brüsseler WTA-Turniers angeboten. Frauen im Rochusclub? „Eher nicht!“ so von Arnim. „Wir streben auch nicht an, in den Juli zu rücken, um die Stelle des Hamburger Turniers auszufüllen.“ Und von einem Schauturnier, in dem der Rochusclub alle Regeln losgelöst von der ATP bestimmen könnte, hält der Inhaber einer Werbeagentur noch weniger. „Unsere Zukunftsentscheidung wird vielleicht noch im Juni fallen“, stellt von Arnim in Aussicht.