Barcelona. . Nach vier Jahren gibt der Erfolgstrainer Pep Guardiola seinen Abschied beim FC Barcelona bekannt. Er hinterlässt die Erinnerung an Fußball in Vollendung. Guardiola lässt offen, wann und wo er wieder eine Elf trainieren wird.

Eines seiner Lieblingslieder ist „Amor particular”, Besondere Liebe, von Lluís Llach.

Pep Guardiola war sich immer bewusst, dass es zwischen dem FC Barcelona und ihm so enden wird wie die letzte Strophe des Songs. „Die Jahre werden vergehen, unser Abschied wird kommen, so muss es sein“, singt Llach, „und ich frage mich, ob ich dann die richtige Geste finden werde.“

Es war Pep Guardiolas letzte große Besessenheit als Barças Trainer, auch da anders zu sein. Er wollte den Zeitpunkt seines Abschieds kontrollieren, er wollte die richtige Geste finden. So versammelte er am Freitag die Mannschaft, die er zur besten dieser Zeit gemacht hat, und erklärte ihr, er höre nach vier Jahren zum Saisonende auf, obwohl ihm Barças Präsident Sandro Rosell einen Blankovertrag geboten hatte. Das Gefühl, es sei Zeit, reifte schon seit Monaten, lange bevor Barça diese Woche gegen Real Madrid die spanische Meisterschaft und gegen Chelsea das Champions-League-Halbfinale verlor. „Vier Jahre sind eine Ewigkeit als Trainer, die Zeit verschleißt“, sagte er: „Ich fühle mich leer.“ Er ließ offen, wann und wo er wieder eine Elf trainieren wird. „Ich habe nicht die Kraft, jetzt daran zu denken. Das Leben ist nicht nur Fußball.“

Guardiola hat Barças Doktrin kreiert

Kaum hatte er seinen Abschied verkündet, merkte man, was von ihm bleibt: Präsident Rosell gab zur allgemeinen Überraschung bekannt, dass Guardiolas Assistent Tito Vilanova Barças neuer Trainer wird. Der einzige Klub, den Vilanova mit 41 bislang als Cheftrainer trainiert hat, heißt FC Palafrugell. Das war in der vierten Liga. Aber Guardiola hat die Idee zu Barças Doktrin erhoben, erst einmal im eigenen Haus nach begabten Lehrlingen zu schauen; und so sieht Barça nun in Vilanova keinen blassen Mann der zweite Reihe, sondern denjenigen, der Barças eigensinniges Verständnis vom Fußball am besten lehrt.

So besessen wie Guardiola aber kann er nicht sein. Schon lange trug sich der 41-Jährige mit der Frage, ob er nicht aufhören sollte. Weil er die Gedanken ans Spiel nicht mehr abstellen konnte. Es ist seine Art zu sein. Pep Guardiola redet im Schlaf vom Fußball, seinen Verteidiger Eric Abidal packte er einmal am Hemd und schrie ihn an, nur weil diesem im Training eine Nuance missraten war. Die Mitspieler mussten Abidal beruhigen: „Keine Angst, der meint das nicht böse. Der ist immer so.“ So voller Anspannung, dass die eigene Intensität ihn am Ende selbst erschöpfte.

Pep Guardiola hinterlässt 13 Titel, darunter zwei Champions-League-Erfolge, 619 Tore – und so viele Momente. FC Barcelona