Dortmund. Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov sind Weltklasse-Spieler, die deutsche Nationalmannschaft könnte bei der WM in Dortmund den Titel holen. Doch selbst der würde keinen Boom auslösen. Es ist eine traurige Entwicklung, die Tischtennis mit vielen anderen Sportarten teilt. Ein Kommentar.
Es hat einen Grund, warum die deutschen Tischtennis-Herren bei der Team-WM in Dortmund ohne Mühe ins Halbfinale gestürmt sind. Dieser Grund lautet: Deutschland verfügt mit Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov über zwei Spieler aus der Top-Ten der Weltrangliste. Außer China kann dies keine andere Nation bieten.
Hinter dem öffentlichen Tischtennis-Fixstern Boll hat sich Ovtcharov längst zum zweiten deutschen Weltklasse-Spieler entwickelt; und auch die Positionen dahinter sind außergewöhnlich gut besetzt. Bundestrainer Jörg Roßkopf konnte es sich in der Vorrunde sogar einmal leisten, auf seine beiden Spitzenspieler zu verzichten. Patrick Baum, Bastian Steger und Christian Süß siegten auch alleine gegen Serbien.
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Diese Überlegenheit in der Vorrunde verursacht allerdings auch ein Problem: fehlende Dramatik. Die Zuschauer wissen dies gut einzuschätzen. In der Vorrunde bleiben die Oberränge der Westfalenhalle noch abgehängt, am Wochenende ist die Halle zu den K.o.-Spielen ausverkauft.
Selbst ein WM-Titel würde keinen Boom auslösen
Doch selbst wenn die deutsche Mannschaft am Samstag Japan im Halbfinale besiegt und am Sonntag im Finale den WM-Titel gegen die Übermacht aus China gewinnen sollte: Einen Tischtennis-Boom wird auch ein solcher Triumph in Deutschland nicht auslösen. In der Tischtennis-Bundesliga werden sie sich selbst im Falle einer solch’ großen Überraschung weiterhin über jede vierstellige Besucherzahl bei den Punktspielen freuen.
Tischtennis in Deutschland wird weiterhin Weltklasse im Schatten der Fußball-Bundesliga bieten. Man kann das zu Recht bedauern. Ändern wird dies alles an der Entwicklung aber nichts. Es ist eine traurige Entwicklung im Sport, die Tischtennis mit vielen anderen Sportarten teilt.