Washington. .

Die spektakulärsten Crashs in der National Football League (NFL), wenn gepolsterte Ganzkörpermuskel sich gegenseitig wie Torpedos in die Hüften krachen, werden regelmäßig in den Fernseh-Nachrichten glorifiziert. Neuerdings mischt sich Stirnrunzeln in die Begeisterung. Ein Trainer der New Orleans Saints, Super Bowl-Gewinner 2010, hat über mehrere Jahre den bis zu 150 Kilogramm schweren Rammböcken in seinen Abwehrreihen „Kopfgeld“ bezahlt, wenn sie wichtige Leistungsträger des Gegners brutal von den Beinen holten. Rund 30 Spieler sollen sich nach den Erkenntnissen der von der NFL eingerichteten Untersuchungs-Kommission für das so genannte „Bounty“-System hergegeben haben. Opfer wurden bekannte Quarterbacks, die Spielmacher der Teams, wie Brett Favre, Kurt Warner und der schwer am Genick verletzte Peyton Manning.

Wie der Verstoß gegen die Regeln, die brutale Tacklings auf Kopf und Oberkörper bei Strafe verbieten, geahndet wird, ist noch unklar. Das Fachmagazin „Sports Illustrated“ hat erfahren, dass in Kürze die Staatsanwaltschaft eingeschaltet wird. Von langjährigen Sperren und hohen Strafgeldern für die direkt Beteiligten und jene, die das System deckten, ist die Rede.

Summen bis zu 10 000 Dollar

Gregg Williams, der Übeltrainertäter, hat sich ebenso wie Saints-Geschäftsführer Mickey Loomis und Saints-Trainer Sean Payton entschuldigt: „Das war ein schrecklicher Fehler. Ich hätte es früher stoppen müssen“, ließ er mitteilen. Glaubwürdig?

Williams war vor seinem Engagement bei den „Heiligen“ in Louisiana und Washington tätig. Nach Angaben von Spielern der „Redskins“ hat der Defensiv-Trainer, der heute in Los Angeles bei den Rams angestellt ist, dort die gleiche Methode eingesetzt. Neben den Saints sollen auch die Buffalo Bills und die Tennessee Titans Kopfgeld gezahlt haben

Was Insider am meisten befremdet, sind die gezahlten Summen. Die Football-Millionäre ließen sich die absichtsvolle Körperverletzung ihrer Kollegen mit Kleckerbeträgen von 1000 bis 1500 Dollar entlohnen. Nur in einem bisher bekannt gewordenen Fall ging es um mehr Geld. 2009 lobte Jonathan Vilma, Linebacker der New Orleans Saints, 10 000 Dollar für den Mannschaftskollegen aus, der Minnesotas Quarterback Brett Favre plattmacht.

Schlecht fürs Image

Favre erinnert sich an die Partie. Sauer sei er nicht. Football sei so. Gewalttätig eben. Und der Rest Berufsrisiko. Der NFL kommt die Abwiegelei ungelegen. Erst vor zwei Jahren wurden – nach etlichen schweren Schädel-Verletzungen – Kampagnen für mehr Sicherheit und ein besseres Image der NFL eingeleitet. „Gib acht auf dein Gehirn“, hieß es da auf einem spektakulären Plakat, „die meisten Gehirnerschütterungen passieren ohne bewusstlos geschlagen zu werden.“ Kopfgeldjäger können darüber nur lachen.