Ruhpolding. Im Einzel zeigten Andreas Birnbacher, Arnd Peiffer und Michael Greis bei der Biathlon-WM eine starke Vorstellung. Doch die drei Deutschen trafen beim letzten Schießen nicht und kassierten so jeweils eine Strafminute pro Fehler. Birnbacher wurde Vierter, Peiffer Siebter und Greis Elfter.

Die Angst des Biathleten vor dem letzten Schießen. Ein bekanntes Phänomen, das wieder einmal in seiner dramatischsten Ausprägung am Dienstag bei der Weltmeisterschaft in Ruhpolding zu bestaunen war. Wenn Andreas Birnbacher im Einzel seinen letzten, seinen 20. Schuss, ins Schwarze gesetzt hätte, wäre er Weltmeister geworden. Wenn Arnd Peiffer bei der letzten Schießeinlage statt zwei nur eine Fahrkarte geschossen hätte, wäre ihm der Titel sicher gewesen. Wenn Michael Greis beim vierten Schießen nicht um wenige Millimeter das Ziel verfehlt hätte, wäre ihm mit dem Gewinn der Goldmedaille eines der unglaublichsten Comebacks der jüngeren Biathlon-Geschichte geglückt.

Birnbacher wird Vierter

Hätte, wenn und aber. Die drei Deutschen trafen nicht und kassierten so jeweils eine Strafminute pro Fehler. Sie zeigten eine starke Vorstellung, aber zum ersehnten Sprung auf das Podium reichte es nicht. Andreas Birnbacher verpasste als Vierter die Bronzemedaille um nur 0,8 Sekunden. Peiffer wurde Siebter, Greis Elfter. Während die deutschen Biathleten den entgangenen Medaillen hinterher trauerten, ging im nur wenige Hundert Meter von der Chiemgau-Arena Meter entfernten Slowenischen Haus die Post ab. Bei Hausmannskost, einheimischem Slivovica und Oberkrainer Volksmusik feierten die slowenischen Fans ihren Sensations-Weltmeister Jakov Fak, der vor dem Franzosen Simon Fourcade und dem Tschechen Jaroslav Soukup gewann.

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„Der letzte Schuss war blöd, mein Fehler, reine Kopfsache. Den hätte es echt nicht gebraucht“, ärgerte sich Birnbacher, „natürlich bin ich enttäuscht. Bei einer WM läuft man halt um Medaillen. Aber wir haben eine starke Mannschaftsleistung gezeigt. Das macht Mut für die Staffel am Freitag.“ Birnbacher wusste, dass er mit einem tadellosen letzten Schuss ganz vorn hätte landen können: „Das ging mir durch den Kopf, und schon war er vorbei.“ Die letzte Schießeinlage ist die hohe Kunst des Biathlons. Einerseits ist mentale Stärke gefragt: Cool bleiben, in den Tunnel gehen, nicht schon vom Gold träumen, aber auch keine Angst vor der Fahrkarte aufbauen. Andererseits zählt auch die körperliche Stärke. Wer im 20-Kilometer-Rennen frühzeitig seine Energie verpulvert hat, dem wackeln beim letzten Schießen die Knie. Da hilft dann auch der kühle Kopf nicht weiter. Das ist der Unterschied zu Handkes Angst des Tormanns beim Elfmeter.