London. Paukenschlag im englischen Fußball: Nach dem Streit mit dem Verband ist Nationaltrainer Fabio Capello auf den Tag genau vier Monate vor Beginn der Fußball-EM zurückgetreten. Als Favorit auf seine Nachfolge galt bisher der noch bei Tottenham Hotspur unter Vertrag stehende Harry Redknapp.

Paukenschlag im englischen Fußball: Nach dem Streit mit dem Verband ist Nationaltrainer Fabio Capello auf den Tag genau vier Monate vor Beginn der Fußball-EM zurückgetreten. Das bestätigte der englische Verband FA am Mittwochabend nach einem Treffen zwischen Capello, Verbandspräsident David Bernstein und FA-Generalsekretär Alex Horne im Wembley-Stadion.

"Wir haben Fabios Rücktritt angenommen, weil wir mit ihm übereingestimmt haben, dass das die richtige Entscheidung ist", sagte Bernstein. Wer das Mutterland des Fußballs nun zur EM in Polen und der Ukraine (8. Juni bis 1. Juli) führen wird, ist noch offen. Dass Capello nach der EM aufhören würde, war bereits im Vorfeld klar gewesen, als Favorit auf seine Nachfolge galt bisher der noch bei Tottenham Hotspur unter Vertrag stehende Harry Redknapp. "Redknapp führt die Liste der Kandidaten an. Und die Liste ist nicht besonders lang", hatte Horne Ende Dezember bereits gesagt. Der Verband kündigte für Donnerstagmittag eine Pressekonferenz an. England spielt in der EM-Vorrunde gegen Co-Gastgeber Ukraine, Frankreich und Schweden.

Capello hatte sich am Montag im Rassismus-Skandal um John Terry auf die Seite seines Kapitäns gestellt. Das 14-köpfige Exekutiv-Komitee hatte Terry wegen der angeblichen Beleidigungen des Gegenspielers Anton Ferdinand ohne Rücksprache mit Capello die Kapitänsbinde entzogen.

Verhandlung nach der EM

Der 65 Jahre alte Italiener hatte daraufhin öffentlich erklärt, er sei damit "absolut nicht einverstanden". Man könne Terry nicht bestrafen, bevor ihn ein Zivilgericht nicht für schuldig erklärt hat. Die Verhandlung, die die Staatsanwaltschaft aufgrund von Videobildern eingeleitet hat, soll aber erst am 9. Juli und damit nach Ende der EM stattfinden. Capello wollte Chelseas Routinier als Kapitän mitnehmen.

Brisant: Bei der EM würde er aller Voraussicht nach mit Rio Ferdinand die Innenverteidigung bilden. Dieser ist der Bruder von Terrys vermeintlichem Rassismus-Opfer. 'Anton ist mein Bruder. Die Sache ist nicht leicht für mich', sagte Rio Ferdinand bereits.

Dass er wie 2010, als Terry wegen einer Affäre mit der Ex-Freundin seines ehemaligen Teamkollegen Wayne Bridge schon einmal die Spielführerbinde entzogen worden war, wieder einspringen wird, schloss Ferdinand bereits kategorisch aus. Dass der Prozess gegen seinen Abwehr-Kollegen in den Juli verschoben wurde, hatte der Bruder des angeblichen Opfers schon als "faden Beigeschmack" bezeichnet.

Das Boulevardblatt The Sun hatte Capellos Affront als "den größten Akt von Illoyalität eines ohnehin weit überbezahlten Mannes" eingestuft und getitelt: "Capello zündet eine große Bombe und zieht in den Krieg gegen die FA." Terry soll Anton Ferdinand im Ligaspiel am 23. Oktober gegen die Queens Park Rangers beleidigt haben. Die Abschrift der angeblich üblen Beleidigungen kursiert im Internet. Die FA setzte Terry "aufgrund der hohen moralischen Verpflichtung des Amtes" solange ab, bis die Vorwürfe gegen ihn entkräftet seien.

Terry bestreitet die Vorwürfe vehement und bezeichnet den Vorgang als Hetzkampagne gegen seine Person. "Ich werde mit Klauen und Zähnen kämpfen, um meine Unschuld zu beweisen", hatte er zuletzt stets betont. (sid)