München. Nach einem Streit in einer chinesischen Disco ist Formel-1-Pilot Adrian Sutil am Dienstag vom Amtsgericht München zu einer anderthalbjährigen Bewährungsstrafe verurteilt worden. Die Richter befanden den 29-Jährigen der gefährlichen Körperverletzung schuldig.

Das Amtsgericht München hat Formel-1-Pilot Adrian Sutil wegen gefährlicher Körperverletzung zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten auf Bewährung verurteilt. Richerin Christiane Thiemann sah es am zweiten Verhandlungstag als erwiesen an, dass der 29-Jährige am 17. April 2011 in einer Disco in Shanghai den luxemburger Geschäftsmann Eric Lux in gefährlicher Weise mit einem Glas am Hals verletzt hatte.

Die Richterin blieb damit unter dem von der Anklage geforderten Strafmaß: Staatsanwältin Nicole Selzam hatte in ihrem Plädoyer sogar eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und neun Monaten sowie 300.000 Euro Geldstrafe gefordert. Der Versuch einer Verständigung zwischen den Parteien war am Dienstagmorgen offenbar an der Staatsanwältin gescheitert.

Sutil bat zum Prozessauftakt um Entschuldigung

Zum Prozessauftakt am Montag hatte sich Sutil bei Lux, einem Mitbesitzer des Lotus-Teams, entschuldigt: "Es tut mir wahnsinnig leid. Ich habe nie gewollt, was da passiert ist." Bei der Party im Edelklub "M1NT" nach dem Großen Preis von China hatte es laut Sutil eine Rangelei gegeben, in dessen Folge er Lux weggestoßen habe, weil er sich bedroht fühlte. Bei dieser Rangelei trug Lux blutende Schnittwunden davon. Laut eines Sachverständigen erfolgte dieser Stoß nicht zufällig, sondern mit mittlerer Intensität.

Sutil unterstrich in seiner Aussage am ersten Verhandlungstag aber auch, dass Lux mehrere Entschuldigungsversuche abgeblockt habe und eine außergerichtliche Einigung vor allem am Geld gescheitert sei. "Ich habe alles versucht, den Streit zu schlichten", sagte Sutil. Es sei dabei in erster Linie um Geld gegangen, "um einen zweistelligen Millionenbetrag", sagte der 29-Jährige. Lux selbst sprach in seiner Aussage von einem Zwei-Jahres-Gehalt, das er auf vier Millionen Euro taxierte. Wie Sutils Berater Manfred Zimmermann erklärte, habe Lux ihm am Telefon zudem erklärt: "Ich werde seine Karriere zerstören, er ist eigentlich schon tot."

Der Geschäftsmann, der bei Sutils Entschuldigung nicht im Raum war, habe erwartet, dass Sutil persönlich bei ihm in Luxemburg vorstellig werde. In einer E-Mail vom 15. Mai habe Sutil um ein persönliches Gespräch gebeten und zudem später auch angeboten, ein Afrika-Charity-Projekt von Lux zu unterstützen. Zu einer persönlichen Entschuldigung sei es aber erst am 25. November im Rahmen des Brasilien-Grand-Prix gekommen.

Verhandlungen mit Lotus gescheitert

Wie Sutil zudem erklärte, gab es offenbar sogar Verhandlungen um ein Cockpit beim Lotus-Team. Der 29-Jährige, der seinen Platz bei Force India nach fünf Saisons im Dezember an Landsmann Nico Hülkenberg verlor und derzeit ohne Job ist, habe dabei auch einen Gehaltsverzicht angeboten. Lotus entschied sich allerdings für den Franzosen Romain Grosjean und den früheren Weltmeister Kimi Räikkönen (Finnland) als Stammfahrer für die neue Formel-1-Saison.

Der mit Spannung erwartete Videomitschnitt des besagten Abends brachte keinen weiteren Aufschluss über die Ereignisse. Die Aufnahme sei so schlecht, dass man nichts erkennen könne, sagte Sutils Anwalt Jürgen Wessing. Und auch die schriftliche Aussage von Sutils Kumpel Lewis Hamilton, dessen Sieg an dem Abend gefeiert werden sollte, wird den 29-Jährigen wohl kaum entlasten. "Er kann sich an nichts erinnern", sagte Wessing. (sid/dapd)