Louisville. . Es war ein bisschen so wie früher. Bereits drei Tage vor seinem 70. Geburtstag am Dienstag genoss Muhammad Ali in seiner Heimatstadt noch einmal die Ovationen von Bewunderern und Freunden. Gut 700 Gäste waren in das Ali Center von Louisville im US-Staat Kentucky gekommen. Mehr als doppelt so viele, wie auf der Gästeliste vermerkt waren.
Alle hatten sie bereitwillig und gern die 1.000 Dollar "Eintritt" bezahlt, denn die Vorab-Party für die Box-Legende sollte nicht allein eine fröhliche Gelegenheit zum Händeschütteln sein. Die Zusammenkunft im sechsstöckigen "Ali Center" hatte auch eine karitativen Charakter. Es galt, Spenden zu sammeln.
Wie einst im Ring ließ sich das Box-Idol von Generationen nicht zweimal bitten. In dem vor sechs Jahren errichteten, sechsstöckigen Kultur- und Unterrichtskomplex von Louisville, der einmal ein Vermächtnis für seine sozialen Aktivitäten sein soll, ging Ali langsam hinauf zu einem Balkon im zweiten Stock und blickte auf die Schar der Gratulanten hinab. Die klatschten erst Beifall, skandierten dann "Ali, Ali" und sangen schließlich verfrüht "Happy Birthday" für den "Größten". In Amerika ist das, anders als etwa in Deutschland, völlig in Ordnung und bringt kein Unglück.
Zwei Minuten Winken am Geländer
Für zwei Minuten blickte Ali, der an der Parkinson-Krankheit leidet, auf die Schar der Vorab-Gratulanten, die mit ihrem Erscheinen eine stattliche Summe für soziale Zwecke zusammenbrachten. Ali lehnte sich ans Geländer, winkte mit der rechten Hand hinunter. Dann ging er wieder in die Lobby zurück, ganz allein. Nur ab und zu mussten sein Frau Lonnie und seine Schwägerin Marilyn Williams in stützen. Ein kurzer, erfolgreicher Auftritt. Ein bisschen so wie früher.
"Er ist noch immer der Größte", entfuhr es Lennox Lewis respektvoll. "Ich bin so froh und fühle mich geehrt, dass wir die Chance haben, ihm unsere Gefühle und Unterstützung zu zeigen", sagte der ehemalige Schwergewichts-Weltmeister. "Er ist wirklich ein großer Mann."
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Die Gästeliste im "Ali-Center", in dem auch an die unvergessene Karriere des "Größten" mit den legendären Kämpfen gegen Joe Frazier, George Foreman und Sonny Liston erinnert wird, reichte von Trainer Angelo Dundee bis hin zu drei amerikanischen Wanderern, die einst im Iran in Gefangenschaft geraten waren. Muhammad Ali, wohl der prominenteste Muslim der USA, hatte mitgeholfen, deren Freilassung durchzuboxen. Für Stimmung auf der ersten von fünf in den kommenden Wochen geplanten großen Ali-Feiern sorgte Rocker John Mellencamp.
Dabei sind der Box-Legende doch all die Feierlichkeiten offenbar gar nicht so recht. Ali habe angesichts des runden Geburtstages "gemischte Gefühle", sagte Lonnie Ali. "Er ist froh, dass er 70 wird. Aber er will auch hören, dass er nicht wie 70 aussieht." (dapd)