Oberhof. . Die deutschen Biathleten können zufrieden sein mit dem Weltcup in Oberhof: Magdalena Neuner verabschiedete sich mit ihrem 28. Einzel-Weltcuperfolg. Andreas Birnbacher ging, wie Neuner, am Sonntag ebenfalls als Sieger aus dem Massensprint-Rennen hervor.

Als Andreas Birnbacher mit energischen und kraftvollen Schritten als Sieger des Massensprint-Rennens in der Arena von Oberhof die Ziellinie überquerte und damit den vierten deutschen Sieg im vierten Einzelrennen perfekt machte, erreichte der Geräuschpegel eine solch gewaltige Höhe, dass das Gemisch von schreienden Kehlen, läutenden Glocken und trillenden Pfeifen weit über den Rennsteig hinaus hallte. Biathlon-Weltcup in Oberhof, das ist Karneval auf Thüringisch, das ist mehr als nur ein Stimmungs-Ersatz in der Fußball-Diaspora. Die Atmosphäre in Oberhof ist ebenso einzigartig wie die Zuschauerzahl von 100 500 an fünf Tagen.

Neuner will sechs Medaillen in sechs Rennen holen

Und wenn sich trotzdem eine Sportlerin mit gerade einmal 24 Jahren entschließt, anderen Dingen des Lebens eine wichtigere Rolle im Leben einzuräumen, dann stimmt die Thüringer Biathlon-Fangemeinde sogar ein besonderes Lied an. "Hoch soll sie leben", sangen die Zuschauer und bereiteten Magdalena Neuner einen besonderen Abschied von Oberhof. Vor fünf Jahren hatte die Wallgauerin beim Sprint in Oberhof ihren ersten Weltcup-Sieg gefeiert, am Freitag gewann sie an gleicher Stelle erneut den Sprint und fügte am Sonntag mit dem Triumph im Massenstartrennen ihren nun insgesamt 28. Einzel-Weltcuperfolg hinzu.

"Ich wollte mich von diesem fantastischen Publikum mit einem Sieg verabschieden", sagte Neuner, "toll, dass dieser Plan aufgegangen ist. Es war sehr emotional, es war ein Gänsehaut-Erlebnis." Gänsehaut wird Neuner nach ihrem Rücktritt zum Saisonende in Zukunft in Oberhof nur noch als Zuschauerin bekommen können, aber von großen Gefühlen wird ihr Auftritt bei der Weltmeisterschaft (29. Februar bis 11. März) erst recht begleitet sein. In Ruhpolding, in der bayerischen Heimat. Neuner will sechs Medaillen in sechs Rennen gewinnen, daraus hat sie kein Geheimnis gemacht. Wenn ihr nicht solche Patzer wie in der Staffel von Oberhof passieren, dann ist dieses Vorhaben keineswegs unmöglich. Auf jeden Fall ist Neuner als Führende im Gesamt-Weltcup die Topfavoritin der WM. Außer ihr hat aus dem deutschen Frauen-Team eigentlich nur Andrea Henkel Medaillenchancen. Tina Bachmann ist noch nicht in der Form wie im Vorjahr, als sie die WM-Silbermedaille im Einzel gewann, Franziska Hildebrand ist zu langsam und kann selbst mit null Fehlern nicht nach vorne laufen. Miriam Gössner ist zwar eine der besten Läuferinnen im Feld, doch ist sie im Moment im Schießen nicht konkurrenzfähig.

Männerteam ist gut besetzt

Wesentlich dichter besetzt ist das deutsche Männer-Team. Andreas Birnbacher holte nach seinem Erfolg im Dezember in Hochfilzen beim Massenstartrennen von Oberhof bereits den zweiten Saisonsieg, und Arnd Peiffer hängte am Samstag am Rennsteig die Weltspitze im Sprint ab. Der Sprint-Weltmeister des vergangenen Jahres wuchs in der Loipe über sich hinaus und gewann trotz eines Fehlers beim Liegendschießen mit dem hauchdünnen Vorsprung von 1,1 Sekunden vor den fehlerfreien Simon Fourcade aus Frankreich und Jewgeni Ustjugow (4,8 Sekunden zurück).

Peiffer hatte keinen guten Start in die Weltcup-Saison erwischt. "Aber ich habe mir keine Sorgen gemacht", sagte der 24-Jährige, "ich bin ein Spätstarter. Meine Zeit kommt immer erst im Januar. Deshalb habe ich über Weihnachten weiter ruhig trainiert. Doch, ehrlich gesagt, es ist mir schon ein Stein vom Herzen gefallen, dass es so super geklappt hat. Das war Balsam für die Seele. Das gibt Selbstvertrauen für die kommenden Rennen."

Während Peiffer die sich stetig steigernde Form in seinem Körper fühlt, rätselte einen Tag später der Sieger des Massenstartrennens, Andreas Birnbacher: "Ich weiß gar nicht, wie das passiert ist. Eigentlich habe ich mich schlecht gefühlt." So lange er gewinnt, wird es ihm egal sein. Und die Chancen, dass Birnbacher auch bei der WM in Ruhpolding nicht von seinem Weg kommt, stehen sehr gut. Der 30-Jährige wohnt direkt an der Strecke.