Rom. . Fußballitalien zittert sich ins neue Jahr – und Miroslav Klose zittert mit. Neben Atalanta Bergamo und CFC Genua steht Lazio Rom, der neue Klub des deutschen Nationalstürmers, im Fokus des Manipulationsskandals, der die Top-Liga Serie A massiv betrifft.

Insgesamt förderten die Verhöre mutmaßlicher Wettbetrüger zum Jahreswechsel Verdachtsmomente gegen 43 Profis und mehrere Dutzend verschobene Begegnungen zutage. Davon sollen allein 22 in der obersten Spielklasse ausgetragen worden sein.

Die „Operazione Last Bet“ der Staatsanwaltschaft Cremona erbrachte Hinweise auf Manipulationen von der Saison 2008/2009 bis in die gerade erst in die Winterpause gegangene Spielzeit. Angesichts einer möglichen Wettbewerbsverzerrung von gigantischem Ausmaß kündigte Verbandspräsident Giancarlo Abete ein neues Sportgerichtsverfahren an: „Wir studieren jetzt die Akten.“ Bisher darf die Sportjustiz nur mit Genehmigung der Strafjustiz aktiv werden.

Bangen müssen in der ersten Liga vor allem Bergamo, Genua und Kloses Römer, die sportlich mit Platz vier – nur vier Punkte getrennt von Spitzenreiter Juventus Turin – hervorragend dastehen. Beim Aufsteiger aus Bergamo haben sich nicht nur die Indizien auf Betrugsversuche des Ex-Kapitäns Cristiano Doni erhärtet. Abgehörte Telefonate mit einem Mitglied des Aufsichtsrates des Klubs lassen die Ermittler vermuten, dass der Verein von den Manipulationen Donis wusste.

Genua und Lazio sind durch Carlo Gervasoni, eine Schlüsselfigur des Betrugsgeschehens, ins Gerede gekommen. Gervasoni erzählte den Ermittlern, dass sowohl Lazio-Profi Stefano Mauri als auch Genua-Crack Omar Milanetto von der sogenannten „Gruppe der Zigeuner“ kontaktiert und als verlässlich eingestuft worden seien. Beide standen auch bei der Begegnung ihrer Vereine am vorletzten Spieltag der vergangenen Saison auf dem Platz. Das Spiel galt schon vor Bekanntwerden der Details um Mauri und Milanetto als manipuliert.

Anzeige erstattet

Nationalspieler Mauri ließ ein Kommuniqué verbreiten, in dem er „jede Beteiligung an Betrugsversuchen“ zurückwies. Milanetto, im Sommer zu Zweitligist Padua abgeschoben, hüllte sich bislang in Schweigen. Für Überraschung sorgte aber selbst im an Kriminalfällen nicht armen Italien die Tatsache, dass sich die Betrüger nicht einmal durch die erste Ermittlungswelle im Juni stoppen ließen. Ex-Profi Alessandro Zamperini versuchte noch im November 2011 einen Spieler des Zweitligisten AS Gubbio mit Geld davon zu überzeugen, das Pokalspiel gegen den Serie A-Vertreter AC Cesena „zu arrangieren“. Der Profi aus Gubbio lehnte aber ab und erstattete Anzeige.