Paderborn.

Makellos ist die Bilanz. Acht Spiele, acht Siege, 23:8 Tore – Fortuna Düsseldorf ist im eigenen Stadion in dieser Saison eine Macht. Es gibt sicher spaßigere Dinge, als ein Auswärtsspiel beim Tabellenführer der zweiten Liga. Außer für leidenschaftliche Masochisten – oder für den SC Paderborn, derzeit eines der größten Phänomene im deutschen Profi-Fußball.

„Wir freuen uns auf diese Herausforderung“, sagt Roger Schmidt vor dem Hinrundenabschluss am Freitag (18 Uhr). Er betrachtet diese Partie als so etwas wie die finale Aufführung eines nun schon seit Monaten andauernden ostwestfälischen Märchens in 2011. Und in dem spielt Roger Schmidt, der Trainer, eine der Hauptrollen.

Der kleinste Liga-Etat

Das allein ist erstaunlich genug, weil Roger Schmidt, 44 Jahre alt, gebürtiger Sauerländer, eigentlich nie Profi-Trainer sein wollte. Während seiner aktiven Karriere, die ihn auch nach Paderborn führte, studierte er Maschinenbau, arbeitete anschließend acht Jahre lang als Ingenieur, bis die Liebe zu seinem Sport neu entflammte. Über den Delbrücker SC und Preußen Münster gelangte er im Sommer 2011 nach Paderborn, einem Schattengewächs der zweiten Liga.

Der Etat ist mit fünf Millionen Euro der kleinste der Liga, während andere Vereine über ganze Scouting-Abteilungen verfügen, beschäftigt der SCP keinen einzigen hauptamtlichen Spiele(r)beobachter. „Wir müssen auf jeden Euro achten“, sagt Manager Michael Born: „Sichere Transfers können wir uns nicht leisten.“

Sicher heißt in diesem Zusammenhang hochpreisig, weil Qualität garantierend. Umso beeindruckender ist, was Roger Schmidt mit dieser Mannschaft der Namenlosen bislang erreicht hat. Er verordnete ihr eiserne Disziplin in der Defensive, aus der überfallartige Offensiv-Aktionen entstehen. Das funktioniert: Seit 14 Spielen ist der SC Paderborn ungeschlagen, er stellt mit 13 Gegentreffern die beste Abwehr der Liga und liegt als Fünfter nur einen Punkt hinter Relegationsplatz drei – und das obwohl wichtige Spieler immer wieder fehlten.

Harmonierende Einheit in Paderborn

Schmidt hat es geschafft, eine harmonierende Einheit zu formen. Die nächsten 90 Minuten und die in dieser Zeit dazu zur Verfügung stehenden Mittel, besser als der Gegner zu sein, stehen im Mittelpunkt, nichts anderes. Seine Spieler folgen ihm fast bedingungslos. „Wenn man keinen Zugang zu den Menschen hat“, sagt Schmidt, „dann wird es schwierig, die Leute als Fußballspieler zu motivieren.“

Ein bisschen wirkt er wie der Jürgen Klopp der zweiten Liga. Deshalb fürchtet er sich auch nicht vor dem Tabellenführer. „Wir sind bereit für die Fortuna“, sagt Roger Schmidt vor dem Spitzenspiel. Vielleicht auch, weil er weiß, welche Mannschaft zuletzt einen Punkt aus dem Rheinland entführen konnte: Es war am 12. März 2011 der SC Paderborn.