Nachdem sich die Wunder-Beschwörungen als fauler Zauber erwiesen haben, zählt für Borussia Dortmund nur noch die Bundesliga. Die Frage ist: Hat das frühe und brutale Champions-League-Aus das Selbstbewusstein nachhaltig beschädigt hat , oder setzt ein „Jetzt-erst-recht-Gefühl“ sogar neue Kräfte für die Bundesliga frei? Ein Kommentar

Was mit dem 1:1 gegen den FC Arsenal noch ermutigend begonnen hatte, endete mit dem 2:3 gegen Marseille im Desaster. Man kann es drehen und wenden, wie man will, zu beschönigen gibt es nichts: Wenn der – ein Jahr lang mit Recht hoch gelobte – Meister einer der drei stärksten Ligen der Welt Letzter in einer Champions-League-Gruppe wird, die manche Kritiker als Quasi-Freilos bezeichnet hätten, wäre sie den Bayern beschert worden, ist dies mehr als eine herbe Enttäuschung. Das oft voreilig benutzte Wort Blamage hat hier seine Berechtigung.

Aber statt nachzukarten ist es reizvoller, zu fragen: Was kommt? Mit welchen Auswirkungen auf die BVB-Entwicklung ist zu rechnen? Den ersten medialen Reflex, nun könne sich die Mannschaft ganz auf die Meisterschaft konzentrieren, werden die Betroffenen in der Stunde der Bitternis eher als Hohn empfinden. Wer sagt denn, dass die Champions League eine Belastung ist? Alle großen Spieler wollen dahin, die Qualifikation für die Königsklasse hat inzwischen fast denselben Stellenwert wie der nationale Titelgewinn.

Das Wissen, dort noch dabei zu sein, kann also eine Zusatz-Motivation für den Ligabetrieb sein. Die nun für die Borussen schlagartig wegfällt. Die Folgen können sein: lädiertes Selbstbewusstsein, gar Depression – aber auch: ein Jetzt-erst-recht-Gefühl. Niemand, weder der BVB noch die Bayern, sollte sich zu sicher sein, in welche Richtung es laufen wird.

Fest steht nur (was in München für eine gewisse Beruhigung, um nicht Schadenfreude zu sagen, sorgen wird): Nach 1997 wird die Borussia dem dem FC Bayern am 19. Mai 2012 in dessen Stadion nicht noch einmal die Show stehlen ...