Oberhausen. Seit ein paar Wochen ist Mario Basler jetzt Trainer bei Rot-Weiß Oberhausen. Er soll den Verein vor dem Sturz in die Viertklassigkeit retten. Was die Leute über ihn denken, sagt Basler mit seiner Reibeisenstimme, interessiere ihn nicht.
Man sucht nach einem griffigen Satz über Mario Basler, den Fußballer. Vielleicht dieser hier: Wer mehr kann, darf sich mehr herausnehmen. So hat er gespielt, und vielleicht hat er die ganz großen Momente, die bei seinem Talent möglich gewesen wären, auch verspielt.
Einen griffigen Satz über Mario Basler, den Trainer, findet man nicht so leicht. Was er auf der Bank kann, weiß man nicht so genau. Seit ein paar Wochen ist Basler jetzt Trainer bei Rot-Weiß Oberhausen, er soll den Verein vor dem Sturz in die Viertklassigkeit retten. Da nimmt man sich wie von selbst nicht mehr so viel heraus wie früher. Obwohl in Mario Basler immer noch eine Menge Mario Basler steckt.
Großes Theater in Oberhausen
Das Ebertbad in Oberhausen ist ein interessanter Ort. Es war mal ein Schwimmbad, und als die Kommune es schließen musste, hätte sie es genau so gut abreißen können. Sie ließ es stehen, heute ist das Ebertbad Theater, Kleinkunstbühne und Konzerthalle. Der Mann hinter dem Ebertbad heißt Hajo Sommers. Nebenbei ist er Präsident von Rot-Weiß Oberhausen. Und nun ist Mario Basler sein Trainer. Großes Theater.
Der Trainer Basler muss später noch auf den Platz, es gibt eine Menge zu tun bei Rot-Weiß. Der Verein ist aus der 2. Bundesliga abgestiegen und hat auch in der 3. Liga noch nichts gerissen. Vor ein paar Wochen musste Trainer Theo Schneider gehen. Schneider war so eine Art Kontrastprogramm zu Basler, eher Typ Leisetreter. Hajo Sommers und seine Kollegen bei RWO haben lange nach einem Nachfolger gesucht. Und für eine Überraschung gesorgt.
Mario Basler sitzt nun im Theater, er wird fotografiert, er ist jetzt das Gesicht von RWO. Vielleicht tut man ihm ja unrecht, aber wenn ihm so etwas auch nur ein bisschen Spaß macht, dann kann er das ganz gut verstecken. Aber was die Leute über ihn denken, sagt Basler schließlich mit seiner Reibeisenstimme, interessiere ihn nicht. Habe es grundsätzlich noch nie.
Deutscher Meister und Pokalsieger
Als Fußballer hat er das konsequent gelebt. Er hat für Werder Bremen und Bayern München gespielt, er ist deutscher Meister und Pokalsieger geworden. Und doch war Basler immer ein unerfülltes Versprechen. Einer, der in München gehen musste, weil er in einer Provinz-Pizzeria in eine Keilerei verwickelt war und heute darüber sagt: „Hätte, wenn und wäre bringt mir nichts mehr.“
Er ist nun 42 Jahre alt und versucht, als Trainer Fuß zu fassen. Basler hat in Regensburg gearbeitet, in Burghausen und Trier, er ist dreimal entlassen worden und räumt heute ein, die Anfangsjahre als Trainer seien wie eine zweite Ausbildung gewesen. „Vielleicht“, sagt Mario Basler, „habe ich lange zu sehr wie ein Spieler gedacht.“ Vielleicht hat er zu viel verlangt, weil er selber am Ball mehr konnte. Der Fluch des Hochbegabten.
Basler mag RWO
Nun also Oberhausen. Von einer letzten Chance will Mario Basler nichts hören, er wirkt ohnehin nicht wie einer, der über die eigene Laufbahn unnötig nachgrübelt. Natürlich sei es reizvoll, langfristig zu arbeiten, sagt Basler, aber wenn er mit RWO die Klasse nicht hält, ist das Makulatur. Wenn doch, gibt es die Option, in Oberhausen weiter zu machen. Die Ergebnisse sind unter ihm besser geworden, der Verein gefällt ihm, auch wenn RWO im Revier nur noch ein Hecht im Haifischbecken ist. „Aber einfach kann ja jeder“, sagt Basler.
Nur aus der eigenen Haut kann keiner. Seinen Vorgänger Theo Schneider ist er neulich frontal angegangen. Er hat beklagt, dass es bei RWO viel zu viele Muskelverletzungen gebe. Fünfzehn hat er gezählt und gemeint, der dafür Verantwortliche solle sich überlegen, ob er den Beruf verfehlt habe. Das war die volle Breitseite, außerdem ein Tabubruch: Kritik am Vorgänger ist unter Trainern verpönt. Schneider ging zum Anwalt, Basler schweigt seither.
Dann diese Woche: Lukas Podolski? Zeige zu selten, was er kann. Lothar Matthäus? Werde nicht akzeptiert, so lange er sein Privatleben so öffentlich zur Schau stelle. „Ich weiß immer, was daraus gemacht wird, wenn ich öffentlich etwas sage“, nickt Basler, „ich bin ja nicht blauäugig.“ Natürlich nicht: Er benutzt einen Teil der Medien, früher als Spieler, heute als Kolumnist. Und umgekehrt lässt er sich benutzen. So ist das Geschäft.
Nun also Rot-Weiß Oberhausen. Eine schwierige Aufgabe, sagt Basler, man müsse kämpfen, Tag für Tag. Dann geht er, und irgendwie wirkt er, als habe er jetzt Besseres zu tun. Gleich ist Training.