Essen. . Der Schweizer gibt sein Debüt an der Bande der deutschen Nationalmannschaft beim Deutschland-Cup ausgerechnet gegen sein Heimatland Schweiz.
Der neue Eishockey-Bundestrainer? Ein Name, den auf Anhieb noch nicht unbedingt jeder Sportfan kennt. Gestatten: Jakob Koelliker. Der 58-jährige Schweizer steht am kommenden Wochenende beim Deutschland-Cup in München erstmals als Nachfolger von Uwe Krupp an der Bande der deutschen Nationalmannschaft.
Auf der Straße erkennt Sie in Deutschland noch niemand. Gut oder schlecht?
Jakob Koelliker: Es wäre schön, wenn Eishockey populärer würde, aber für mich selbst ist die Situation natürlich angenehmer so wie sie im Moment ist.
In der Schweiz sind Sie mit 213 Länderspielen der bekannte Mister Eishockey des Landes.
Zumindest wissen die meisten Menschen, wer ich bin.
In Deutschland beginnen die Fragen schon bei Ihrem Namen. Auf Ihrem Trikot stand früher Kölliker mit ö, der Deutsche Eishockey-Bund führt Sie als Koelliker mit oe. Was denn nun?
In meinen Papieren steht Kölliker mit ö, aber ich habe meinen Namen über die Jahre hinweg selbst geändert, und jetzt schreibe ich ihn mit oe, also Koelliker.
Warum haben Sie das gemacht?
Wegen der elektronischen Geschichten, bei denen es keine Umlaute gibt. Nehmen Sie nur die E-Mail-Adressen. Bevor ich jedes mal die Sache mit dem ö erkläre, nehme ich doch besser gleich ein oe. Außerdem bin ich in Biel aufgewachsen, wo auch französisch gesprochen wird. Ich bin also seit der Kindheit daran gewöhnt, ohne ö auszukommen.
Egal ob ö oder oe: Die deutschen Fans waren überrascht, als der Eishockey-Bund Sie als Krupp-Nachfolger verpflichtete.
Das war ich auch, aber ich war auch erfreut. Nach einem losen Kontakt per Telefon entwickelten sich schnell intensive Gespräche, dann haben wir den Vertrag gemacht.
Böse Zungen haben damals behauptet, Sie seien lediglich der Platzhalter für den Wunschkandidaten Ralph Krueger, der noch seinen Vertrag bei den Edmonton Oilers erfüllen muss. Ärgern Sie sich über so etwas?
Überhaupt nicht. Erstens gibt es viele Besserwisser auf der ganzen Welt, und zweitens läuft die Zeit im Profisport sehr schnell. Wer weiß denn schon, was in einem Jahr ist. Schauen Sie, vor wenigen Wochen war Thorsten Fink noch Fußball-Trainer beim FC Basel und hat erzählt, wie wunderbar er es in der Schweiz findet. Jetzt ist er Trainer beim Hamburger SV. In unserem Business ändern sich die Dinge manchmal schnell.
In Ihrer Eishockey-Biografie findet sich auch eine Station in Südafrika. Was haben Sie dort mit Eishockey zu tun gehabt?
Das war mein erstes Jahr im Ausland, ich war 19 und habe dort eine Saison lang gespielt.
Gibt es in Südafrika eine Eishockey-Profiliga?
Naja, es war eher hobbymäßig. Es gab damals drei Mannschaften, die pausenlos gegeneinander gespielt haben. Die beiden ersten haben dann in einer Playoff-Serie noch sechs oder siebenmal gegeneinander gespielt, bis der Meister feststand. Ich habe eine Menge für mein Leben dort gelernt. Dinge über die Natur und den Respekt gegenüber anderen Personen. Aber nach einer Saison wollte ich auch wieder zurück.
Sind Sie mittlerweile nach Deutschland gezogen?
Nein, mein Lebensmittelpunkt liegt weiterhin in der Schweiz, aber ich bin natürlich sehr oft in Deutschland.
Unterscheidet sich das Leben in beiden Ländern? Zumindest bei einem Protokoll für zu schnelles Fahren muss man in der Schweiz mehr bezahlen als in Deutschland.
Damit haben Sie absolut recht, deshalb fahre ich auch lieber in Deutschland Auto.
Von Stadion zu Stadion? Wie viele DEL-Spiele haben Sie schon vor Ort gesehen?
Ich bin seit Anfang der Saison unterwegs und schaue mir die Spiele an. Ich habe nur zwei Wochenenden verpasst, an denen ich krank war.
Was halten Sie vom Niveau?
Ehrlich gesagt bin ich überrascht von dem hohen Niveau. In der Schweiz spielen die Mannschaften schneller und sind technisch besser ausgebildet, in Deutschland ist das Eishockey wesentlich intensiver und körperbetonter.
Nutzen Sie den Deutschland-Cup, um Ihre Mannschaft kennenzulernen?
Sicherlich auch, aber wir bewegen uns im Profisport, und ich trete an, um zu gewinnen.
Macht es Sie nervös, im ersten Spiel als Bundestrainer ausgerechnet gegen die Schweiz anzutreten?
Das ist völlig egal, ich werde jedes Spiel mit der gleichen Aufmerksamkeit vorbereiten. Aber natürlich stehe ich bei diesem Spiel auch in der Schweiz besonders im Fokus.
Und nach dem Sieg im Deutschland-Cup lehnen Sie sich zurück und gönnen sich einen guten Rotwein?
Ich hoffe, ich habe auch einen wirklichen Anlass dazu.
Schweizer Wein oder deutscher Wein?
Bisher habe ich hauptsächlich Schweizer Wein getrunken, der eine hohe Qualität hat. Aber mittlerweile habe ich deutsche Weine probiert, die wirklich ausgezeichnet sind.