Dortmund. . Gegen Belgien debütierte der Dortmunder Ilkay Gündogan erstmals für die deutsche Nationalmannschaft. Damit steht fest: Der gebürtige Gelsenkirchener, der auch vom türkischen Verband umworben worden war, hat sich für Deutschland entschieden.

Der erste Weg auf dem grünen Rasen, sein erster Gang als deutscher Fußball-Nationalspieler führte Ilkay Gündogan zu Sami Khedira. Mit knappen Worten und zwei, drei unmissverständlichen Handbewegungen machte der 20-jährige Debütant von Borussia Dortmund dem 24-Jährigen vom Weltklub Real Madrid, dem WM-Dritten von 2010, klar, dass dieser in den verbleibenden sechs Minuten seine angestammte Position im defensiven Mittelfeld verlassen möge – Khedira musste fortan als linker Verteidiger aushelfen.

Es war eine amüsante Szene – und auch wenn Gündogan damit lediglich die taktischen Anweisungen von Bundestrainer Joachim Löw umsetzte, machte sie doch klar, dass dieser Ilkay Gündogan nicht einfach mal zu Besuch bei der Nationalelf war. Er ist gekommen um zu bleiben. „Ich bin froh, dass ich zehn Minuten unter Beweis stellen konnte, dass ich das Potenzial habe, um hier fest zu spielen“, sagte Gündogan in den engen Katakomben der Düsseldorfer Arena nach der Partie.

Gündogan verspricht "hart zu arbeiten"

Natürlich erliegt Gündogan nicht der Illusion, in absehbarer einen Stammplatz in der überragenden deutschen Elite-Auswahl zu erlangen. Für den gebürtigen Gelsenkirchener geht es vielmehr darum, dauerhaft aus der deutschen U-21-Auswahl, derzeit seine angestammte DFB-Heimstatt, in den Kreis der Löw-Eleven aufzusteigen. Entsprechend gelehrig zeigte sich der Schüler Gündogan: Er versprach „weiter hart zu arbeiten“, „Vollgas zu geben“, „mich anzubieten“ – was soll er auch sonst sagen?

Das Interesse der Fußball- Öffentlichkeit an seinem Debüt trug ja bisweilen bizarre Züge. Er war nicht einfach der 48. Debütant der Ära Löw. Mit seiner Einwechslung gegen die Belgier ist Gündogan, dessen Eltern aus der Türkei stammen, in der DFB-Elf gebunden. Für Gündogan dagegen war diese öffentliche Debatte („Wer spielt für Deutschland? Wer entscheidet sich für die Türkei?) nie ein großes Thema: „Für mich stand immer fest, dass ich für Deutschland spielen will.“ Er wusste vom Interesse der Türken: „Das hat mich aber nie interessiert.“

EM-Teilnahme als Ziel

Aber bevor die sensibelsten unter den Türken ihn – wie etwa bei Mesut Özil – der Treulosigkeit, gar des Vaterlandsverrats bezichtigen konnten, baute Gündogan die Brücke zwischen beiden Nationen. Er sei auf die Herkunft seiner Eltern „genauso stolz wie auf meine deutsche Herkunft“ und freute sich aufrichtig über die Teilnahme der Türkei an den EM-Playoffs. „Ich drücke der Türkei ganz fest die Daumen.“

Für ihn selbst aber geht die Karriere nun im DFB-Dress weiter. Nur wie? In der U-21 von Trainer Rainer Adrion, der den BVB-Profi jüngst ausgiebig belobigte, ist der BVB-Neuzugang ein Schlüsselspieler, in der A-Elf dagegen ist das Reservoir an herausragenden Mittelfeldkräften schier unerschöpflich. Neben Bastian Schweinsteiger, Sami Khedira und Toni Kroos rangeln sich unter anderem noch die Leverkusener Simon Rolfes und Lars Bender sowie – etwas defensiver ausgerichtet – dessen Zwillingsbruder (und BVB-Klubkamerad) Sven Bender.

Entsprechend realistisch beurteilte Gündogan seine Perspektive: Er werde beim BVB alles geben, um sich zu empfehlen, sagte der 20-Jährige, der in allen acht Liga-Spielen in der Startelf stand (ohne allerdings stets zu überzeugen): „Die EM-Teilnahme ist mein Ziel. Ich weiß aber, dass das sehr schwierig wird.“