Freiburg. .
Als die rund zwölfmonatige Wartezeit ein überraschendes Ende gefunden hatte, durfte sich Andreas Hinkel über die Erfüllung eines Herzenswunsches freuen. Mit der Unterschrift unter einen Einjahresvertrag beim SC Freiburg besiegelte der Ex-Nationalspieler nach fünf Jahren Abstinenz sein Comeback in der Bundesliga.
„Die Rückkehr war immer mein Wunsch. Am Ende ging es Schlag auf Schlag. So schnell kann es gehen im Leben. Ich bin froh und will noch einmal richtig angreifen“, sagte der 29-Jährige erleichtert. Einziger Wermutstropfen für den verletzungsgeplagten Außenverteidiger: Er kam nicht bei seinem Stammklub VfB Stuttgart unter, in dessen Reihen er sich in den vergangenen Wochen als vertragsloser Profi beim Training fit halten durfte.
Anstatt mit den Schwaben um den Sprung ins internationale Geschäft zu spielen, kämpft Hinkel fortan mit dem Tabellen-15. Freiburg um den Klassenerhalt. „Das ist eine andere Situation, weil ich sonst immer bei Klubs war, die weiter oben gespielt haben. Aber es ist eine interessante Aufgabe“, sagte der 21-malige Nationalspieler.
Enttäuscht ist Hinkel nicht. Die schwierigste Phase seiner Karriere hat ihn Demut gelehrt. Nachdem er sich vor einem Jahr im Training einen Kreuzbandriss zugezogen hatte, absolvierte der Backnanger für seinen damaligen Klub Celtic Glasgow kein einziges Spiel mehr. Hinkels Vertrag beim schottischen Traditionsklub, mit dem er eine Meisterschaft und einen Pokalsieg gewonnen hatte, wurde nach der abgelaufenen Saison nicht mehr verlängert.
29 als bestes Fußballalter
Der Schwabe stand daraufhin auf dem Abstellgleis, war ein arbeitsloser Profi auf der Suche nach einem Job. Eine gleichsam neue wie schmerzhafte Erfahrung. „Ich bin in eine Situation gekommen, die schwierig und zäh war“, berichtete Hinkel über die Zeit der Ungewissheit: „Aber ich habe mich nicht unter Druck setzen lassen.“
Ein wenig Verbitterung schwingt trotzdem mit, wenn er über die vergangenen Monate spricht. „Als ich ein junger Spieler war, da galt 29 mal als bestes Fußballalter“, sagte er kürzlich in einem Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung.
Tief sitzt die Enttäuschung darüber, dass er nach seinem Wechsel 2006 vom VfB Stuttgart zum FC Sevilla nach Spanien fast komplett aus dem Bewusstsein der deutschen Öffentlichkeit verschwand. Und nicht nur das. Plötzlich spielte der Defensivmann auch in der Nationalmannschaft keine Rolle mehr. Hinkel wurde weder für die Heim-WM 2006 noch für die EM 2008 nominiert. 2009 folgte ein kurzes Comeback – seitdem spielt er keine Rolle mehr im DFB-Team. Hinkel spekuliert über den Grund: „Ich bin durch meine Auslandsaufenthalte eben aus dem Fokus der Medien geraten.“
Licht am Ende des Tunnels sah Hinkel im August, als er die Zusage bekam, in Stuttgart mittrainieren zu dürfen. Freiburgs Präsident Fritz Keller ist sich nun sicher, die ideale Verstärkung für die derzeit schwächste Abwehr der Bundesliga gefunden zu haben: „Andreas ist ein guter Typ, der perfekt zu uns passt.“ (sid)