Gelsenkirchen. .

Huub Stevens gilt als menschlich sperrig, aber erfolgreich. Schönen Fußball gibt es mit ihm nicht. Doch keiner kennt FC Schalke 04 besser als der Niederländer: Sechs Jahre lang hat er die Königsblauen trainiert - und wurde zum Trainer der Jahrhundertelf gewählt.

„Unser neuer Trainer soll den eingeschlagenen Weg mitgehen und zur Philosophie passen.“ Ein Satz wie in Stein gemeißelt. Ein Satz von einem Entscheidungsträger eines Fußball-Bundesligisten. Ein Satz von Carl-Edgar Jarchow, dem Vorstands-Chef des Hamburger Sport-Vereins, der einen Nachfolger für den entlassenen Michael Oenning sucht.

Kaum ein Trainer kennt den FC Schalke 04 so gut wie Huub Stevens. Sechs Jahre lang hat er die Spieler auf Schalke trainiert – länger als jeder andere. „Wenn man sechs Jahre bei einem Verein arbeitet, vergisst man das nie“, sagte Stevens selbst über diese Zeit. Und diese Zeit war erfolgreich: Zwischen 1996 und 2002 gewann er mit den Königsblauen den UEFA-Cup (1997) und zweimal den DFB-Pokal (2001 und 2002).

Als Ralf-Rangnick-Klon lässt sich der kantige Kerkrader garantiert nicht vermitteln. Hatte es nicht bisher geheißen, der neue Trainer solle „die Philosophie fortführen“? War damit etwa nur die Vereins-Philosophie des Gesundsparens durch verstärkte Nachwuchsförderung gemeint und nicht auch Rangnicks Vorstellung von attraktivem Systemfußball? Stevens hat sich ins Geschichtsbuch der Fußball-Weisheiten mit einem Satz eingetragen, der ihn als Riegelfanatiker kennzeichnete: „Die Null muss stehen!“ Er meinte natürlich: hinten. Abwehr vor Angriff. Sicherheit vor Spektakel.

Menschlich sperrig, aber trotzdem erfolgreich

Als Jugendförderer und System-Offensiver wurde Stevens nicht bekannt. Im Gegenteil. Erfolg könnte man mit dem Niederländer natürlich dennoch haben. Stevens würde eben nur eine von Rangnick eingeleitete Entwicklung der Mannschaft unterbrechen. Außerdem gilt er als menschlich sperrig („Der Knurrer aus Kerkrade“). Das muss dem Zusammenwirken mit Sportdirektor Horst Heldt nicht unbedingt förderlich sein. Doch selbst unter dieser Voraussetzung könnte sich selbstverständlich Erfolg einstellen.

Mit dieser Taktik hat der Niederländer zwar Erfolge eingefahren, aber nicht immer schönen Fußball gespielt. Bei den Schalker Fans ist er dennoch beliebt: 2004, zum 100-jährigen Vereinsjubiläum, wählten sie ihn zum Trainer der Jahrhundertelf. Stevens weiß, wie Schalke tickt, das kann ein Vorteil sein. Auch Aufsichtsratsvorsitzender Clemens Tönnies geriet ins Schwärmen: „Er ist ein sehr, sehr guter Trainer, und er passt auch nach Schalke. Wir schauen, wer unserem Anforderungsprofil entspricht, und er passt!“

Der 57-jährige Niederländer Huub Stevens heißt mit vollem Namen Hubertus Jozef Margaretha Stevens und wurde am 29. November 1953 in Sittard in der Provinz Limburg geboren. Erfahrungen als Spieler hat Stevens mit der PSV Eindhoven gesammelt – und 1978 den UEFA-Pokal gewonnen. Dreimal war er niederländischer Meister, einmal Pokalsieger. Bevor er Anfang der 1990er-Jahre seine Trainerausbildung in Köln begann, stand er in 18 Länderspielen für die Niederlande auf dem Platz.

Von den Niederlanden in die Bundesliga

Seinen ersten Einsatz als Trainer hatte er 1993 beim Roda JC Kerkrade in den Niederlanden. Nach seiner Zeit beim 1. FC Schalke 04 folgten Einsätze bei Hertha BSC Berlin (2002 - 2003), beim 1. FC Köln (2004 - 2005) und beim Hamburger SV (2007 – 2008). Mit der Mannschaft erreichte er den UEFA-Cup, konnte aber nicht an die Erfolge auf Schalke anknüpfen. Doch er rettete den Club vor dem Abstieg.

Wegen einer schweren Krankheit seiner Frau kehrte Stevens 2005 in die Niederlande zurück. 2009 ging er als Trainer nach Österreich, zum österreichischen Fußball-Meister Red Bull Salzburg und gewann dort die Meisterschaft 2010.Zwei Jahre später, im April 2011, wurde er allerdings entlassen – als Konsequenz aus dem enttäuschenden Verlauf der bisherigen Saison. Seitdem war klar: Stevens will weiter arbeiten.

Zuletzt war der Niederländer auch als Trainer für den HSV im Gespräch. der nach der Entlassung von Michael Oenning ebenfalls auf Trainersuche war. Der HSV entschied sich aber offenbar gegen eine Verpflichtung des Niederländers, weil dieser sich auch mit den Schalkern in Verhandlungen befand. Für die Hamburger offenbar eine Enttäuschung: Sie wünschten sich Huub Stevens als neuen Trainer des Fußball-Bundesligisten Hamburger SV. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Trend Research im Auftrag von Radio Hamburg und Oldie 95. Für 20 Prozent aller Befragten war der Niederländer ihr Favorit. (we, sid, dapd)