Kopenhagen (SID) - Der deutsche Radprofi Tony Martin hat erneut Tagessiege und weniger eine Spitzenplatzierung als seine großen Ziele bei der Tour de France ausgegeben. "Der Traum von einer Top-Ten-Platzierung bei der Tour ist erst mal aufgeschoben", sagte Martin bei der Straßenrad-WM in Kopenhagen, wo er am Mittwoch um den Sieg im Einzelzeitfahren kämpft.
In drei oder vier Jahren könne er dieses Ziel aber wieder in Angriff nehmen. "Der Traum ist schon noch da. Ich bin ja noch jung und will bis weit über 30 Radrennen fahren", sagte der 26-Jährige, der im kommenden Jahr für das belgische Team Omega Pharma-QuickStep fährt. Die Frankreich-Rundfahrt dient ihm 2012 vor allem als Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in London als Saisonhöhepunkt.
Bei der Tour 2011 hatte sich Martin wie schon im Vorjahr früh aus dem Rennen um einen Top-Position im Gesamtklassement verabschieden müssen. Dieser erneute Dämpfer habe den Ausschlag gegeben. "Ich habe zwei große Enttäuschungen hinter mir und die Entscheidung dann auch früh getroffen", sagte Martin, der sich bei der Großen Schleife künftig auf Tagessiege konzentrieren will: "Ich habe gesehen, wie schön es ist, einen Etappensieg zu erringen und ich weiß nicht, ob mir ein siebter oder achter Platz mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung bringt".
Negativ sieht der gebürtige Cottbuser den derzeitigen Trend im internationalen Radsport, wonach sich viele gute Fahrer künftig auf wenige zahlungskräftige Teams verteilen. Besonders der Zusammenschluss von Leopard-Trek und RadioShack ist Martin ein Dorn im Auge. "Das ist ja keine Fusion. Da hat ein Team dicht gemacht und 50 Leute stehen plötzlich auf der Straße", sagte er. Zudem trage es nicht zur Spannung bei. "Wenn bei der Tour fünf potentielle Top-Ten-Fahrer in einem Team sind, wer soll da noch gegenhalten? Bleibt zu hoffen, dass sie über das Geld stolpern. Manchmal stehen sich Top-Fahrer auch selbst im Weg".