Leverkusen. . Lukas Podolski war der Mann des Tages beim 4:1-Sieg des 1. FC Köln im rheinischen Derby bei Bayer Leverkusen. Der Nationalstürmer bot eine Klasse-Leistung, schoss zwei Tore, war auch an den anderen beteiligt, leistete sich aber auch ein „Rot“-Würdiges Foul an Andre Schürrle.

Rund um die BayArena blieb’s friedlich. Statt der befürchteten Handgreiflichkeiten gegen die Anhänger von Bayer Leverkusen begnügten sich die Fans des 1. FC Köln mit Hohn- und Spottbekundungen. „Lukas Podolski“ – alleine dieser Name reichte nach dem triumphalen 4:1 (1:0)-Sieg der „Geißböcke“ im Rhein-Derby völlig aus, um den Bayer-Freunden die Tränen in die Augen zu treiben. Zwei Tore geschossen, zwei vorbereitet: „Poldi“ war der Mann des Tages. Drinnen im Bauch des Stadions ging’s weniger gesittet zu als auf den Straßen der Umgebung. Selbst als Rudi Völler wieder zu normaler Lautstärke zurückgefunden hatte, spuckte Leverkusens Sportdirektor noch Gift und Galle. Nach seiner Attacke gegen Schiedsrichter Günter Perl zerlegte er in seiner Analyse den Auftritt der Gastgeber. „Blutleer“, sei der gewesen, „das war kein Derby.“ Keine Aggressivität, kein Aufbäumen. Trainer Robin Dutt schimpfte über die „indiskutable Leistung“ seines Teams und kündigte „klare Worte“ an. Bei Bayer wird’s ungemütlich...

Völlers Stimmungsbarometer fiel schon ganz in die Nähe des legendären Island-Tiefs, bekannt seit seinem Ausbruch gegenüber TV-Moderator Waldi Hartmann nach dem 0:0 der Nationalmannschaft in Reykjavik im September 2003. Außer dem desolaten Bayer-Auftritt hatten ihn vor allem zwei von Perls Entscheidungen auf die Palme gebracht: Die Rote Karte für Stürmer Andre Schürrle, nachdem dieser in der Nachspielzeit Kölns Sascha Riether umgegrätscht hatte, und ein übersehenes Foul von Lukas Podolski an Schürrle unmittelbar vor dem Pausenpfiff. „Für mich eine klare Rote Karte“, schimpfte Völler, „da wurde mit zweierlei Maß gemessen. Das habe ich dem Schiedsrichter gesagt. Ein bisschen laut, aber anständig.“ Podolski selbst hatte zu seinem Fehltritt nicht viel zu sagen. Ein „normales Foul“ sei es gewesen, meinte er lediglich und wandte sich wieder den Feierlichkeiten zu.

Bayer-Trainer Dutt wirkte konsterniert. „Das trifft mich sehr“, klagte er und befand: „So etwas darfst du den Fans in einem Derby nicht antun.“ Der zahn- und harmlose Auftritt seiner Mannschaft animierte ihn zu einem schiefen Vergleich. „Wir haben den Ball zirkulieren lassen wie im Handball. Immer um den Strafraum herum.“ Als Fußball-Lehrer muss Dutt ja nicht viel vom Handball wissen – nicht einmal, dass dort selbst die Verlierer-Mannschaft nur selten weniger als 20 Tore erzielt...

Als einziger Bayer-Profi schien übrigens Michael Balack das Manko erkannt zu haben. Mehrmals setzte der 34-Jährige während der ersten Spielhälfte zu Sprints in den freien Raum an, wo sich kein anderer Teamkollege hinbewegte. Das Problem: So oft Ballack loslief, so oft wurde er von den Mitspielern übersehen. Je länger das Spiel dauerte, desto mehr tauchte Ballack dann unter. Bis ihn Dutt in der 52. Minute auswechselte.

Noch ein Problem: Renato Augusto dachte nur selten daran, seine Position auf er rechten Außenbahn zu halten und verstärkte stattdessen lieber das Gedränge im Zentrum. Gefragt, ob Augusto seine taktische Aufgabe erfüllt habe, sagte Dutt nur: „Dazu sage ich besser nichts.“ Und das nächste Problem für Bayer stellt sich spätestens am kommenden Samstag. Um 18.30 Uhr beginnt dann das Spiel beim FC Bayern München.

Solbakken und
neue Systeme

In Köln war die ganze Woche viel über das neue System von Trainer Stale Solbakken diskutiert worden. In Leverkusen trafen nun zwei Mannschaften aufeinander, die praktisch in identischen 4-2-3-1-Formationen spielten, wobei die Kölner das Ganze ein wenig defensiver interpretierten.

Die Folge: Leverkusen hatte zunächst mehr Ballbesitz, kam aber fast nie in die Räume, wo es für den Gegner gefährlich wurde. Auf der Gegenseite hatte der FC zu Beginn bei mehreren Kontern die Chance, die Führung zu erzielen. Als Bayer sich darauf eingestellt hatte, schienen sich die Teams gegenseitig zu neutralisieren. Und dann kam Lukas Podolski...