Die Blutbank-Enthüllungen in Österreich haben Rudy Pevenage nicht überrascht. Er habe gewusst, "dass da in Wien ein Nest ist", sagte der frühere sportliche Leiter von T-Mobile.

Für Jan Ullrichs Ziehvater Rudy Pevenage sind die jüngsten Enthüllungen über die Blutbank Humanplasma in Österreich keine Überraschung. Die Praktiken seien schon lange ein offenes Geheimnis, sagte der Belgier der Neuen Zürcher Zeitung. "Im Radsport wussten viele schon vor drei Jahren, dass da in Wien ein Nest ist. Als ich von der Tour de France ausgeschlossen wurde, wusste ich, dass Fuentes nicht als Einziger in Spanien ein Netz gesponnen hatte. Es gibt solche Netze in Süditalien, es gibt sie in Österreich," sagte der 55-Jährige. Das habe damals die Hälfte der sportlichen Leiter gewusst.

Zu seiner Entscheidung, nicht auszupacken, steht Pevenage nach wie vor: "Ich glaube, dass ich keine zweite Chance erhalten würde, wenn ich das getan hätte." Pevenage, der vor wenigen Wochen als sportlicher Leiter beim US-Team Rock Racing sein Comeback im Profi-Radsport gab, war 2006 während der Tour de France wegen der Enthüllungen in der Affäre um den spanischen Doping-Arzt Eufemiano Fuentes vom T-Mobile-Team fristlos gekündigt worden. Die Bonner Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren gegen ihn Anfang März 2009 ein - seitdem habe er wieder sehr viel Kontakt mit Ullrich.

Mit der Frage, ob der Radsport heute sauberer ist als vor seiner Suspendierung vor drei Jahren, will sich Pevenage nicht befassen: "Es ist mir egal. Betrug lässt sich nie ausschließen, auch in anderen Sportarten nicht - und schon gar nicht im normalen Leben."

Seine neue Mannschaft besteht seiner Ansicht nach aus Unschuldigen und Geläuterten. "Die meisten bei mir im Team hatten noch nie etwas mit Doping zu tun. Die anderen, (Jose Enrique) Gutierrez, (Oscar) Sevilla, (Tyler) Hamilton und (Francisco, Anm. der Redaktion) Mancebo, haben so gelitten mit ihren Geschichten, dass sie Doping nie wieder anrühren", sagte Pevenage.

Neben seiner Tätigkeit für Rock Racing schreibt Pevenage derzeit an einem Buch. Aber auch darin schweigt er sich über das dunkle Kapitel seiner Karriere aus: "Es ist voll mit schönen Erinnerungen. Es handelt nicht von Doping, das mag ich nicht."