Essen. Der Erfolg des FC Bayern München ist kalkuliert, er gerät zur planbaren Größe. Wie weit diese Philosophie aber in der Champions League trägt – dafür war der souveräne Sieg in Villarreal kein Gradmesser. Ein Kommentar.
Es seien halt „verschiedene Welten aufeinandergetroffen“, hat Jürgen Klinsmann in dieser Woche sein gescheitertes Engagement beim FC Bayern bilanziert: „Der Klub wollte einfach wieder seinen Weg gehen.“ Nun, der FC Bayern hat schon etwas gebraucht, um die alten Trampelpfade wieder zu entdecken. Die Verpflichtung Louis van Gaals war sehr wohl ein weiteres Wagnis, das den Bayern ein berauschendes Jahr, Titel und dank eines riskanten Offensiv-Spektakels ungeahnte Sympathien einbrachte. Doch der Weg führte in die sportliche wie zwischenmenschliche Sackgasse.
Mit der Verpflichtung des alten Hoeneß-Getreuen Jupp Heynckes aber fand der FC Bayern zurück zu seinen Wurzeln. Mit der gewohnten Nonchalance setzen die Münchner ihre Politik fort, die sie zum Aushängeschild des deutschen Fußballs gemacht hat. Der FC Bayern nutzt seine Finanzkraft, um die besten Spieler zu versammeln (und potenzielle Konkurrenten zu schwächen), beseitigt seine Unwucht im Kader (indem er die anfällige Defensive für 40 Millionen Euro runderneuert) und darf ansonsten getrost auf das individuelle Potenzial bauen – am Ende stehen Titel der Marke „Selbstverständlich“.
Der Erfolg ist kalkuliert, er gerät zur planbaren Größe. Es sind die guten, alten Bayern. Für die nationale Konkurrenz ist das keine ermutigende Nachricht. Wie weit diese Philosophie aber in der Champions League trägt – dafür war der souveräne Sieg in Villarreal kein Gradmesser. Der Weg zum Traumziel 19. Mai, dem Tag des Champions-League-Finale in der heimischen Arena, ist weit. Die Hürden dahin heißen nicht Schalke oder BVB, sondern Barca und Real.