Ein Echo aus der Liga, als wäre eine Staatskrise ausgerufen worden. Ein Rückzieher, über den schon wieder gelacht werden darf. Für die viel zu ernst genommene Buch-Affäre Lahm gilt: Jetzt muss auch mal gut sein. Ein Kommentar
Mann oh Mann, wie haben wir das bloß so missverstehen können? Klinsmann eine Taktik-Null? Völler eher ein Coach für Freizeitkicker? War doch gar nicht persönlich gemeint, wie uns Philipp Lahm gestern aufklärte – und aufatmen ließ. Wie schön, dass anlässlich dieser viel zu ernst genommenen Buch-Episode wieder gelacht werden kann.
Schon bevor Verteidiger Lahm der vielleicht erste Fallrückzieher seiner Karriere gelang, hatte sich ja der Eindruck verfestigt: Jetzt muss auch mal gut sein. Außer Jürgen Klinsmann (was für ihn spricht!) hat wirklich jeder, der sich für bedeutend genug hielt, dazu etwas sagen müssen, seine Sicht des Buchautors Lahm in mehr oder weniger drastischen Worten widergegeben.
Dass die Grenzen der Sachlichkeit dabei in einem – der heutigen Zeit angemessenen – atemberaubendem Tempo überschritten werden würden, ahnte man schon nach den ersten Reaktionen, als von einem „brisanten Enthüllungsbuch“ die Rede war. Nur: Was wurde hier enthüllt, was nicht ohnehin jeder wusste?
Gleichwohl: Was Philipp Lahm getan hat, gehört sich nicht, dazu müssen gar nicht erst Beschreibungen wie „Tabubruch“ oder „Stillosigkeit“ bemüht werden. Man kann es als spätpubertäres Verhalten eines Kindskopfes werten oder als – kläglich gescheiterten – Versuch, vom Image des eher braven Jungen wegzukommen und sich als kernige Führungskraft zu positionieren, die keinen Konflikt scheut.
Aber so oder so hat Lahms Verhalten keine kollektive Reaktion aus der Fußball-Szene gerechtfertigt, die an die Ausrufung einer Staatskrise erinnert. Ein Nationalspieler, der mit 27 offenbar doch noch grüner hinter den Ohren ist, als zu vermuten war, hat sich ins Abseits manövriert und aus dieser Position heraus ein Eigentor geschossen – im Fußball eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit.
Dabei sollten wir es nun belassen.