Bad Kleinkirchheim. Felix Magath träumt im Interview vom Sieg der Champions League. Der Trainer des VfL Wolfsburg will sich nicht mit Mittelmaß zufriedengeben.

Gestern Abstiegskandidat, morgen europäischer Spitzenklub: Felix Magath will sich auch in seiner zweiten Amtszeit beim VfL Wolfsburg nicht mit Mittelmaß zufriedengeben und plant mittelfristig die Krönung seiner Karriere. "Meine Aufgabe ist es jetzt, den Verein so zu entwickeln, dass maximaler Erfolg möglich ist. Ich glaube, dass viele Menschen den Fehler machen, sich selbst Grenzen zu setzen. Ich habe in meinem Leben gelernt, dass alles machbar ist", sagte der VfL-Trainer und -Geschäftsführer im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dapd: "Daher war und ist es als Trainer immer mein Ziel, einmal die Champions League zu gewinnen. So gehe ich meine Arbeit an."

Die Gier nach Erfolg treibt Magath weiter an. Zwei Doublegewinne mit Bayern München und der Meistertriumph zum Abschluss seiner ersten Wolfsburger Amtszeit 2009 haben den Titelhunger des 57-Jährigen nicht gestillt. Dass es für ihn als Trainer in insgesamt fünf Champions-League-Anläufen mit dem VfB Stuttgart, Bayern München und Schalke 04 nie über das Viertelfinale hinausging, scheint auch ein wenig an seinem Selbstverständnis zu nagen.

Abschied von Schalke wenig freudvoll

Zumal ihm sein vorzeitiger und wenig freudvoller Abschied von Schalke 04 in der vergangenen Saison den bisher größten Triumph in der Königsklasse möglicherweise verwehrte. Magath, der den Europapokal der Landesmeister 1983 als Spieler mit dem Hamburger SV gewann, führte Schalke in die Runde der letzten Acht. Dann übernahm Ralf Rangnick und schied mit dem Team im Halbfinale gegen Manchester United aus.

Doch bevor Magath wieder groß denken kann, muss er zunächst klein anfangen. Nachdem er die Wolfsburger im vergangenen März zum zweiten Mal übernahm, reichte es erst am letzten Spieltag zum Klassenerhalt. Jetzt ist Aufbauarbeit gefragt. "Wenn man gerade noch dem Abstieg entronnen ist, wird man ein bisschen mehr arbeiten müssen. Wir haben uns das Ziel gesetzt, in den kommenden Jahren möglichst regelmäßig den internationalen Wettbewerb zu erreichen", sagte Magath: "Um das zu schaffen, müssen wir uns weiterentwickeln. Die kommende Saison ist ein Entwicklungsjahr. Einige Dinge sind neu strukturiert worden. Es muss sich zeigen, wie stabil die sind und für welche Erwartungen das ausreicht."

Kräftezehrendes Trainingslager

Mit der Verpflichtung des Frankfurter Innenverteidigers Marco Russ am Samstag machten die Wolfsburger den fünften Zugang für die kommende Saison perfekt. Nun sollen die Investitionen von Geldgeber Volkswagen auch veredelt werden. Die Erwartungshaltung des Trainers selbst ist gewohnt hoch. Dies äußert sich auch einmal mehr in den kräftezehrenden Einheiten zu Beginn des Trainingslagers im österreichischen Bad Kleinkirchheim.

"Die Vorbereitung unter Magath ist immer zu hart", meint der Brasilianer Josue und schmunzelt: "Aber für eine erfolgreiche Saison braucht man das. In den vergangenen beiden Jahren war die Vorbereitung auch gut - aber nicht so wie jetzt." Im Meisterjahr war der Mittelfeldspieler Magaths Kapitän. Auch jetzt könnte ihm wieder eine tragende Rolle zufallen. Andere wichtige Spieler aus der Saison 2008/2009 sind hingegen weg. Allen voran das Offensiv-Trio Edin Dzeko, Grafite und Zvjezdan Misimovic.

"Wir fangen erst an, uns zu entwickeln"

Doch Magath ist dennoch nicht bange - auch wenn er einen Vergleich des jetzigen Kaders mit der Meistermannschaft scheut. "Das ist nicht zu vergleichen. Im Meisterjahr hatten wir eine Mannschaft, die zuvor den UEFA-Pokal erreicht und sich eine Saison lang entwickelt hat. Danach haben dann die punktuellen Verstärkungen wunderbar gepasst. Jetzt ist die Situation anders. Wir fangen erst an, uns zu entwickeln. Aber wir haben wieder viele junge Spieler und arbeiten daran, dass wir wieder die Qualität aus dem Meisterjahr erreichen", sagte der Coach.

Diese Vorgabe soll seine letzte Herkulesaufgabe in der Bundesliga werden. "Ich hätte keine Station mehr in Deutschland übernommen, wenn nicht der VfL Wolfsburg an mich herangetreten wäre. Dann wäre ich jetzt nicht mehr in der Bundesliga, sondern irgendwo anders tätig. Ich kann mir vorstellen, meine Trainerkarriere in Wolfsburg zu beenden. Ich habe einen Vertrag über zwei Jahre. Diesen will ich erst einmal erfüllen", sagte Magath, der sich seinen Traum vom Champions-League-Triumph in Wolfsburg frühestens 2013 erfüllen könnte. Dafür müsste allerdings in der kommenden Saison die Qualifikation für die Königsklasse gelingen und manche Grenze verschoben werden. (dapd)

Schalke gegen Wolfsburg

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