Montpellier. . Jetzt gucken bei der Tour de France alle auf Thomas Voeckler. Die französische Sporttageszeitung „L’Équipe“, das Hausblatt der Tour de France, titelte am Sonntag: „Ein Champion, ein wahrer!“
Alberto Contador guckt, was Fränk und Andy Schleck machen. Die Schlecks gucken, was Cadel Evans und Ivan Basso machen. Und niemand guckt auf Thomas Voeckler. Ganz Frankreich wartete in den letzten Tagen ja nur darauf, dass der 32-Jährige das Gelbe Trikot des Führenden der Tour de France wieder verlieren würde. Schon am französischen Nationalfeiertag am vergangenen Donnerstag (14. Juli) hatte man fest damit gerechnet. Doch der unermüdlich rackernde Franzose war in den Pyrenäen bis zum Schluss nicht klein zu kriegen.
Hinauf nach Luz-Ardiden hielt er mit den Favoriten mit, und am Samstag gelang ihm das über sechs Bergwertungen bis hoch zum Plateau de Beille erneut. Die Flachetappe am Sonntag stellte anschließend kein größeres Problem dar, und so geht der gebürtige Elsässer als Spitzenreiter in den rennfreien Montag und die letzte Woche der 98. Tour.
An Voeckler klebt das Gelbe Trikot
Jetzt gucken alle auf Thomas Voeckler. Die französische Sporttageszeitung „L’Équipe“, das Hausblatt der Tour de France, titelte am Sonntag: „Ein Champion, ein wahrer!“ Und eine Karikatur mit der Überschrift „Ein Trikot aus Beton“ zeigte einen übergroßen Voeckler in Gelb und die zwei Schlecks sowie Contador, die sich bei dem Versuch, Voecklers Leibchen zu fassen zu bekommen, die Fingernägel auskratzen. Der Held selbst sagte nach seinem Gelb-Coup am Samstag: „Ich hatte gehofft, das Trikot mit einigen Sekunden Vorsprung zu verteidigen, aber das hier ist absolut unwirklich.“ Der Mann vom zweitklassigen Europcar - Team liegt noch immer 1:49 Minuten vor Fränk Schleck (Luxemburg, Leopard), 2:06 Minuten vor Cadel Evans (Australien, BMC), 2:15 Minuten vor Andy Schleck und vier Minuten vor Alberto Contador (Spanien, Saxo Bank).
Nicht nur die „L’Équipe fragt jetzt: „Wird Voeckler Paris in Gelb erreichen?“ Ganz Frankreich träumt inzwischen vom ultimativen Erfolg. Im Heimatland der Tour hofft man schon so lange, dass endlich mal wieder ein einheimischer Fahrer in Paris triumphiert. Bernard Hinault war 1985 der letzte Franzose, dem das gelang.
Ein zäher Geselle mit großem Kampfgeist
Thomas Voeckler, 1,77 Meter groß und 66 Kilogramm schwer, ist ein zäher Geselle, den vor allem sein exorbitanter Kampfgeist auszeichnet. So eroberte er die Herzen seiner Landsleute zum ersten Mal im Jahr 2004, als er das Gelbe Trikot nach einem erfolgreichen Ausreißversuch übernahm und zehn Tage lang nicht wieder hergab. Damals war es der Amerikaner Lance Armstrong, der sich lange mühte, den Franzosen wieder einzuholen. Am Samstag twitterte der siebenmalige Toursieger: „Wenn Voeckler heute mit den Favoriten oben ankommt, muss man sagen, dass er die Tour gewinnen kann.“
Voeckler selbst gibt zu: „Ich kann noch nicht an die Gesamtwertung denken, jetzt, wo die ersten schweren Berge hinter uns liegen und ich an der Spitze bin.“ Er kann aber auch kaum die Euphorie ignorieren, die er in Frankreich schürt. Es geht hier nicht nur um die Träume eines einzelnen Radprofis, sondern um die einer ganzen Nation. Voeckler weiß das. Und er bereitet sein Land lieber schon mal auf die Enttäuschung vor, indem er sagt: „Ich bin keine Maschine, ich kann abgehängt werden.“
Bei der Tour de France geht's in Alpen
Vor allem in den Alpen, wo am Mittwoch das Ziel auf dem Galibier (2645 Meter) liegt sowie tags darauf von der anderen Seite über den Galibier und hinauf nach Alpe d’Huez (1850m) gefahren werden muss. Und beim Zeitfahren am Samstag in Grenoble, denn Voeckler ist kein Spezialist im Kampf gegen die Uhr. Aber er wird alles geben. Wie immer.