Valencia. . Sein Vorsprung in der WM-Wertung wird immer größer: 174 Punkte hat Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel (Heppenheim/RedBull) mit seinem sechsten Saisonsieg in Valencia schon gesammelt. 77 mehr als die Verfolger Mark Webber (Australien/Red Bull9 und Jenson Button (England McLaren).
Gut, dass der Rennwagen von Sebastian Vettel per GPS geortet werden kann. Für die Konkurrenz beim Großen Preis von Europa fuhr der Heppenheimer in Valencia in einer eigenen Galaxie. Die Welt des Formel-1-Weltmeisters ist beim Start-Ziel-Sieg im achten WM-Lauf 10,8 Sekunden vom Rest des Feldes entfernt. Fernando Alonso trudelte im Ferrari ein, als das Feuerwerk für den Sieger bereits hochging, Dritter wurde Vettels Red-Bull-Kollege Mark Webber. Mit gebührendem Abstand schafften es drei weitere Deutsche in die Top Ten: Nico Rosberg als Siebter, Adrian Sutil als Neunter, Nick Heidfeld als Zehnter. Michael Schumacher im flügellahmen Silberpfeil hinkte auf Rang 17 im Niemandsland hinterher, Timo Glock kam auf Rang 21.
Nach 99 Minuten brach es aus Vettel heraus, es war sein sechster Sieg im achten Rennen: „Jaaaaaaa, jaaaaaaaa, jaaaaaaah! Das ist mein bisher bester Sieg!“ Er geriet richtig ins Schwärmen über das Verhältnis zwischen ihm und seinem „Kinky Kylie“ getauften Dienstwagen: „Es hat sich wunderbar angefühlt heute. Ich liebe es einfach, wenn man gegen sich selbst fährt.“ Sein Versprechen ist eine Drohung: „Wir bleiben hungrig!“ Fernando Alonso, der zweite Mann des Tages konnte nur etwas schwächer kontern: „Wir arbeiten in die richtige Richtung.“
Rasanter Klimawandel in der Formel 1. Nach dem Regen-Schocker von Kanada, dem vielleicht besten Rennen der Neu-Zeit, briet der Asphalt auf den Straßen Valencias bei 46 Grad die Reifen. Das wichtigste Boxenkommando an die Fahrer hätte vom Band kommen können: „Haushalten mit den Reifen, vor allem denen hinten!“ Keiner konterte so cool wie Lewis Hamilton, das enfant terrible im Grand-Prix-Zirkus: „Jungs, ich kann nicht langsamer.“ Braver als sonst wurde er Vierter.
In der Gesamtwertung fügte es sich einmal mehr für Spitzenreiter Vettel, sein bislang härtester Verfolger Jenson Button wurde nur Sechster. Der Vorsprung des Heppenheimers auf den Nächstbesten hat sich um 17 Punkte auf 77 erhöht. Punktgleich Zweite sind Webber und Button, Hamilton (97) und Alonso (87) haben schon gebührend Abstand. „Leichter wird das für mich trotzdem nicht“, kommentierte Vettel, bereits jetzt der Weltmeister im Tieferlegen der Erwartungshaltung.
Manche mögen’s heiß. Besser gesagt: Am liebsten rotglühend. Zum ersten Mal in diesem Jahr konnte Ferrari auf Augenhöhe mit den roten Bullen kämpfen. Auf dem dritten Straßenkurs in Folge passte die unergründliche Chemie zwischen den Pirelli-Gummis und dem F150. Schon am Start schob sich Fernando Alonso an Hamilton vorbei auf Rang drei, Adjudant Felipe Massa folgte. Sebastian Vettel fuhr ganz lässig die 1000. Führungsrunde seiner Karriere ein, wie gehabt den Australier Mark Webber im Schlepptau. Für den wurde die Mittelmeerrundfahrt nicht so komfortabel, denn nach 21 Runden schoss Lokalmatador Alonso aus dem Windschatten auf dem langen Hafenkai an ihm vorbei.
Die schwankenden Reifenleistungen und die verstellbaren Flügel samt Kers-Zusatzpower machten den achten WM-Lauf auf dem kurvenreichsten, aber bislang überholunfreundlichsten Kurs der Formel 1 so amüsant wie die Strandparties gleich neben dem America’s-Cup-Hafen. Einmal mehr erwies sich Jenson Button als einer der besten Softies, er verwies den Silberpfeil von Nico Rosberg früh von Platz sechs. Weiter nach vorn ging’s nicht für den Briten, denn auch ihm fehlten diesmal die Kers-PS.
Mercedes parkt weiter im Niemandsland. Michael Schumacher geriet mal wieder mit dem Russen Wladimir Petrow aneinander, das kostete ihn einen Frontflügel und das Rennen. In Runde 33 wurde der Rekord-Weltmeister überrundet. Solch flügellose Darbietungen könnten ihn in Versuchung führen, die Ausstiegsklausel in seinem Drei-Jahres-Kontrakt mit Mercedes im Winter wahrzunehmen. Am Ende dümpelte er auf Rang 17.