Essen/Dortmund. Heiner Brand wird nur noch zwei Länderspiele als Handball-Bundestrainer erleben. Nach den Qualifikations-Begegnungen zur EM 2012 mit Österreich (8. Juni) und Lettland (12. Juni) hört er auf. Für die Suche nach einem Nachfolger nimmt sich der Deutsche Handball-Bund (DHB) noch drei bis vier wochen Zeit. Die Kandidaten: Martin Heuberger, Dagur Sigursson, Velimir Petkovic und Staffan Olsson.

Der deutsche Handball erhält ein neues Gesicht – und dies wird keinen Schnäuzer mehr tragen. Heiner Brand, der schon während der verpatzten WM im Januar in Schweden von seiner „Amtsmüdigkeit“ gesprochen hatte, macht Schluss. Daran besteht vor der für Mittwoch angekündigten Erklärung in der Sportschule Kaiserau kein Zweifel mehr. Die beiden Qualifikationsspiele zur EM 2012 gegen Österreich in Innsbruck (8. Juni) und gegen Lettland in Trier (12. Juni) werden zur Abschiedsvorstellung des Bundestrainers. Seit 1997 hat der gebürtige Gummersbacher die Geschicke der Nationalmannschaft gelenkt. Jetzt gibt er das Ruder knapp anderthalb Jahre vor dem Auslaufen seines Vertrages aus der Hand.

Einen Nachfolger will der Deutsche Handball-Bund (DHB) am Mittwoch noch nicht präsentieren. „Es gab eine Reihe von guten Gesprächen“, sagte DHB-Vizepräsident Horst Bredemeier dazu gestern, „aber für die Entscheidung brauchen wir noch drei bis vier Wochen Zeit.“

Der ursprünglich als Kandidat genannte Jugend-Trainer Christian Schwarzer ist aber definitiv aus dem Rennen. Das Gleiche gilt wohl für Markus Baur, der in der Bundesliga den TuS N-Lübbecke trainiert. Als Coach hat Baur aber noch keine großen Erfolge aufzuweisen. In Lemgo, wo er zuvor tätig war, endete sein Engagement nach nur einem halben Jahr. Gesunken sind offensichtlich auch die Aktien von Martin Schwalb. Der hat zwar gerade erst den HSV Hamburg zur Deutschen Meisterschaft geführt, sein Name spielt in den Debatten über die Bundestrainer-Suche aber keine Rolle mehr. Schwalb wird wohl den vorgezeichneten Weg auf den Stuhl des HSV-Geschäftsführers gehen. Und Alfred Gislason will sich vorerst darauf konzentrieren, den THW Kiel wieder zu dem Überflieger-Team zu machen, das er jahrelang gewesen ist.

Zwei Kandidaten aus der Bundesliga

Wer bleibt übrig? Zunächst ist da Martin Heuberger. Der langjährige Assistent von Heiner Brand, 47 Jahre alt, hat als Trainer der DHB-Junioren eine Reihe eigener Erfolge gefeiert. Zum Beispiel die Siege bei der EM 2006 und der WM 2009. Sein Vorteil: Er verfügt über einen erstklassigen Draht zu allen jungen Spielern, die über kurz oder lang für die Nationalmannschaft in Frage kommen. Aus der Bundesliga sind zwei Kandidaten in der Schluss-Auswahl: Der Isländer Dagur Sigurdsson, der die Berliner Füchse in die Spitzengruppe geführt hat, und Velimir Petkovic, dem ein ähnliches Kunststück mit Frischauf Göppingen gelang. Kontakt hat der DHB außerdem zu Staffan Olsson aufgenommen, dem Kieler Ex-Profi, der zuletzt gemeinsam mit Ola Lindgren Schwedens Nationalmannschaft trainierte.

„Ich halte Martin Heuberger für einen geeigneten Nachfolger“, sagt dazu Ex-Bundestrainer Petre Ivanescu, „er ist bei der Nationalmannschaft zu Hause.“ Vor der Bilanz von Heiner Brand zieht Ivanescu den Hut. „Es war fast schon ein Wunder, wie er Deutschland zum Weltmeister 2007 gemacht hat“ meint der kürzlich 75 Jahre alt gewordene Ex-Coach zu Brands größtem Erfolg, „ich bedauere, dass er aufhört. Aber wenn es zu viele negative Stimmen gibt, muss man als Trainer weggehen. Bundestrainer ist ein schwerer Job. Die Vereine sind immer mächtiger als die Nationalmannschaft.“

Die ständigen Querelen haben auch Brand zermürbt. Mit seiner Forderung nach einer Quote für deutsche Nachwuchsspieler konnte er sich nie durchsetzen. Aber er wird künftig in anderer Funktion weiter darum kämpfen. Bredemeier: „Klar ist, dass Heiner Brand im Verband weiter eine wichtige Rolle spielen wird.“