Istanbul. .

Weltmeister Sebastian Vettel fährt weiter in einer eigenen Klasse und beherrscht die Formel 1 auch in der Türkei nach Belieben. In Istanbul feiert er seinen dritten Sieg im vierten Rennen.

Reine Formsache, diese Formel 1. Wenn man so in Form ist wie Red Bull und Sebastian Vettel. Ein einfacher Dreisatz: Start, Ziel, Sieg. Beim Großen Preis der Türkei zum dritten Mal im vierten Rennen. Aus Gründen der Formalität soll nicht uner-wähnt bleiben, dass Red-Bull-Kollege Mark Webber und Fernando Alonso (Ferrari) auch das Podium betreten dürfen.

In der Türkei hat einst alles begonnen mit Sebastian Vettel und der Formel 1 – 2006, als Freitags-Testfahrer bei BMW. Fünf Jahre später hat der jüngste Weltmeister der Grand-Prix-Geschichte im vierten WM-Lauf der Saison zum dritten Mal gewonnen, und führt so einsam, wie er beim Großen Preis der Türkei gefahren ist, auch die Gesamtwertung an. Für Vettel stehen 93 Punkte zu Buche, es folgen der im Rennen viertplatzierte Lewis Hamilton (59) und Webber (55). Um den WM-Stand muss sich Mercedes-Pilot Nico Rosberg als Fünfter von Istanbul momentan ebenso wenig kümmern wie Nick Heidfeld, der mit dem Renault Siebter wird. Michael Schumacher kommt als geschlagener Zwölfter ins Ziel, vor Adrian Sutil.

„Ich hatte alles unter Kontrolle“

Den 13. Sieg seiner Karriere quittiert Vettel mit einem Doppel-Jodler, ansonsten sind es die üblichen Komplimente „gut gemacht“ und „brillant“, ehe Teamchef Christian Horner brüllt: „Welche Schönheit!“ Zurück kommt ein verräterisches „so stelle ich mir das vor“. Papa Norbert ist der erste Umarmer in der Boxengasse, Mark Webber gratuliert anständig – Red Bull holt sich den Doppelerfolg, den man sich im Vorjahr selbst vermasselt hatte. Die perfekte Wiedergutmachung!

„Wir haben unsere Lektion gelernt“, sagte ein strahlender Sieger, „heute hat alles gepasst von vorn bis hinten, es hätte nicht besser laufen können. Es war wichtig, gleich im ersten Teil des Rennens richtig wegzukommen. Ich hatte alles unter Kontrolle.“ Die Bilanz mündet in eine Drohung: „Jetzt müssen wir diesen Schwung behalten.“

Überholen? Jahrelang überbewertet in der Formel 1, weil zu selten praktiziert. Und jetzt, seit Einführung des verstellbaren Heckflügels in Kombination mit dem Hybrid-Schub von KERS: eine Inflation! Damit hat der sportliche Aspekt ungemein gewonnen – das einzige was verloren geht, ist der Überblick. Auf einen Blick ist nur eins klar beim vierten WM-Lauf: Wo Sebastian Vettel liegt. Vettel ist, wo vorn ist. Da macht es gar nichts, dass er auf die Rennabstimmung am Freitag verzichten muss. Und dass er nach dem heftigen Crash in die Leitplanken mit alten Aerodynamik-Teilen am RB7 in Rennen und Qualifikation gehen muss. Im Kampf um die Pole-Position, seine insgesamt fünfte in Folge, verzichtet er sogar auf eine letzte schnelle Runde. Und im Rennen gegen den Uhrzeigersinn ist er der einzige, der unangefochten seinen Platz verteidigt. Zur Rennmitte sind es schon lockere neun Sekunden Abstand zum Rest.

Das Drama Mercedes

Die Hoffnung von Nico Rosberg im Silberpfeil verblasste nach wenigen Runden, er ist vom dritten Startplatz aus der große Verlierer. Am Start kann der Wiesbadener noch den schlingernden Red Bull von Mark Webber stehen lassen und sich hinter Vettel setzen, dann wird er aber schon im ersten Drittel durchgereicht. Kurz vor Schluss holt er sich immerhin noch Rang fünf.

Michael Schumacher kann nach der verpatzten Qualifikation am Start einen Platz gewinnen, muss alle Hoffnungen aber schon in der zweiten Runde knicken, nachdem er mit Vitali Petrov kollidiert. Daimler-Lenker Dieter Zetsche hat sich die rasende Geburtstagsparty in seiner Heimatstadt auch anders vorgestellt. Schumacher hatte dreimal „Feindkontakt“, das zeugt vom Absturz des Autos und den Mühen des Rekordweltmeisters im Mittelfeld. Platz zwölf ist Desaster oder Drama – je nach Sichtweise.