Essen. . Geht in der Schlussphase dieser Saison eine große Handball-Ära zu Ende? Meisterschaft und Champions League hat das Ausnahme-Team des THW Kiel bereits verspielt. Das Final-Four-Turnier in Hamburg ist die letzte Chance, doch noch einen Titel zu holen.

Final Four als letzte Chance. Die Meisterschaft verspielt, in der Champions-League ausgeschieden: Da bleibt dem THW Kiel nur noch die Pokal-Endrunde in Hamburg, um in dieser Saison vielleicht doch noch einen Titel zu holen. Jahrelang hatten die „Nordlichter“ stets von ganz oben auf die deutsche Handball-Hierarchie hinabgestrahlt, zuletzt sechsmal hintereinander die Meisterschaft gefeiert. Und das in der besten Liga der Welt, wo die Konkurrenz so intensiv ist wie nirgendwo sonst. Geht am Ende der Spielzeit 2010/11 etwa eine große Ära zu Ende? THW-Manager Uli Derad gibt zu: „Wir sind angeschlagen.“ Er sagt aber auch: „Wir werden die Verhältnisse wieder zurechtrücken.“

Dabei sieht’s zur Zeit ganz so aus, als hätten die Gegner den Spitzenreiter der letzten Jahre endlich gestellt. Die Meisterschaft des HSV Hamburg ist nicht mehr zu verhindern, und mit den Rhein-Neckar-Löwen will der vermeintlich zweite große Herausforderer am Wochenende den Griff der Kieler nach dem Pokal verhindern. Aber so weit will Derad noch gar nicht denken. „Wir konzentrieren uns erst mal auf Göppingen“, lenkt er den Blick auf das Halbfinale am Samstag. Die Rhein-Neckar-Löwen bekommen es in der zweiten Vorschlussrunden-Begegnung mit der SG Flensburg-Handewitt zu tun.

Kein Zweifel: Der THW Kiel wackelt

Kein Zweifel: Der THW Kiel wackelt. Und das nicht nur gegen die „Großen“ wie den FC Barcelona, gegen den die Mannschaft von Trainer Alfred Gislason am letzten Sonntag im Viertelfinale der Champions League scheiterte. Viel mehr noch sorgte die anschließende 24:30-Bundesligapleite beim SC Magdeburg für Alarm an der Förde. Typisch THW wäre es gewesen, nach dem Aus in der Königsklasse eine gewaltige Trotzreaktion zu zeigen und den nächsten Gegner aus der Halle zu pusten. Aber diesmal kam: Nichts.

„Natürlich entsteht in einem Verein wie dem unseren Unruhe, wenn wir nichts gewinnen. Wir sind sehr enttäuscht“, sagt Uli Derad. Doch die Gefahr, dass plötzlich ein anderer Klub – etwa Hamburg – eine ähnlich dominierende Rolle spielen könnte wie der THW Kiel, sieht er nicht. „Wir respektieren die Leistung der Hamburger. Sie haben die Meisterschaft verdient“, sagt Derad, nennt die gegenwärtige Konstellation aber auch „eine Momentaufnahme“. Spätestens in der nächsten Saison werde der THW Kiel wieder in alter Stärke angreifen – noch lieber aber schon an diesem Wochenende.