Bochum. . Der Antrag auf Haftverschonung für den zweiten mutmaßlichen Drahtzieher im Fußball-Wettskandal, dem Kroaten Marijo C., ist wegen Fluchtgefahr abgelehnt worden. Er muss weiter in Untersuchungshaft bleiben.

Marijo C. bat um Verständnis. Es seien so viele Fußballspiele verschoben worden, da könne er schon einmal etwas durcheinander bringen. Der Angeklagte im Wettskandal-Prozess korrigierte sich gestern an einigen Stellen. Etwa so: „Mit den Elfmetern, das war in einem anderen Spiel. Hier waren es wohl mehr die Eigentore.“

C. wollte jetzt keinen Fehler mehr machen. Der Kroate aus Nürnberg hatte schon vor Ostern mit seiner Aussage begonnen, aber die 12. Große Strafkammer des Bochumer Landgerichts zeigte sich enttäuscht. Sie hatte den Eindruck, dass der Angeklagte mehr wisse. Deshalb ging es am Donnerstag ins Detail, die Kammer erwähnte sogar Spiele, die gar nicht in der dicken Anklageschrift auftauchen. So eine Partie zwischen Norwegen und Malta. Letztmals trafen die beiden Nationen im Juni 2007 aufeinander. Staatsanwalt Andreas Bachmann bestätigte, dass ein Spiel zwischen Norwegen und Malta im Jahr 2007 betroffen sein soll.

„Das hat Ante mit einigen anderen verschoben“, beschuldigte C. den ebenfalls angeklagten Ante Sapina. Der durch den Hoyzer-Skandal berühmte Berliner sagte: „Es kann sein, dass es sich um dieses Spiel handelte. Ich kann es nicht ausschließen.“ Sollte das Spiel, das die Norweger mit 4:0 gewannen, tatsächlich manipuliert worden sein, wäre nach der WM-Qualifikation (Liechtenstein gegen Finnland im September 2009) nun auch eine EM-Qualifikation betroffen, und das schon gut zwei Jahre früher. Wer weiß, was alles dazwischen passierte – der Staatsanwalt sagte zu C.: „Die 43 Fälle bei ihnen sind nur ein Ausschnitt von denen, die hier hätten angeklagt werden können.“

Weiter Fluchtgefahr

Sein umfassendes Geständnis half nicht. Das Gericht lehnte den Antrag ab, Marijo C. aus der Untersuchungshaft entlassen, in der er seit November 2009 sitzt. Der Staatsanwalt sieht weiterhin Fluchtgefahr. Haupttäter C. muss nun wie Sapina wegen seiner Vergehen mit einer Gefängnisstrafe von über sechs Jahren rechnen.

Ante Sapina war wegen seiner Kooperation mit den Behörden Ende vergangenen Monats nach Hinterlegung einer Kaution von 50.000 Euro und unter diversen Auflagen aus der Untersuchungshaft entlassen worden.