Mönchengladbach. . Lucien Favre ist kein Lautsprecher und kein Schleifer: Borussia Mönchengladbachs Coach setzt eher auf die leisen Töne. Sogar im Kampf gegen den drohenden Abstieg in die zweite Bundesliga.

Mit alten Geschichten ist es wie mit alten Kleidern: Es fällt schwer, sich von ihnen zu trennen.

In der Schweiz hält sich so eine Geschichte über den heutigen Mönchengladbacher Trainer Lucien Favre. Sie erzählt, wie er am Anfang seiner Karriere einmal lange mit einem Spieler über einen Wechsel verhandelt hat. Als man sich einig war, nahm Favre von der Verpflichtung doch wieder Abstand: Man hatte beobachtet, dass der Spieler auf dem Weg nach Hause drei rote Ampeln überfahren hatte. Man kann jetzt finden, dass der sanft wirkende Schweizer wohl doch ein harter Hund ist. Und würde wohl falsch liegen.

Man hat ihn danach gefragt, als er vor einigen Wochen die Borussia übernommen hat. Abstiegskampf schreit ja angeblich nach harten Hunden. Favre musste nachfragen, was damit gemeint sei, er kannte den Begriff nicht. Das war wohl mehr als ein Sprachproblem. Ein harter Hund zu sein, ist Favre fremd. Alles an ihm ist das Gegenteil: Er ist schmächtig, er wirkt oft ein bisschen verlegen, wenn er vor Leuten spricht, er hat immer noch große sanfte Augen und eine weiche Stimme mit einer weichen Sprachmelodie: Favre stammt aus dem französisch sprechenden Teil der Schweiz, er ist aufgewachsen auf einem Bauernhof in Saint-Barthélemy bei Lausanne. So einen unterschätzt man leicht.

So erklärt sich wohl auch das Erstaunen, das Mönchengladbach nach der Trennung von Michael Frontzeck mit der Wahl Lucien Favres ausgelöst hat. Favre hat vorher in der Bundesliga bei Hertha BSC drei Marken gesetzt: Erst die, eine mittelmäßig talentierte Mannschaft fast zum Meister zu machen. Dann die, mit dem Team abzustürzen und den Abstiegskampf nicht in den Griff zu bekommen. Und schließlich, nach der Trennung von der Hertha, die Marke einer Pressekonferenz, die ihm missriet und ungewollt zur Abrechnung mit Berlin wurde. Seitdem galt Favre als etwas wunderlich und als einer, den man im Abstiegskampf nicht holt.

Mehr Disziplin

Nun ist er drauf und dran, das Gegenteil zu beweisen. Er hat die Borussia zumindest schon einmal von Platz 18 weggeführt. Das Team spielt besser und disziplinierter als früher. Der Relegationsplatz ist in Sicht, drei Punkte fehlen vor dem 32. Spieltag auf Wolfsburg. Man muss noch nach Hannover, spielt gegen Freiburg und beim HSV. „Wir brauchen mindestens sechs Punkte“, sagt Favre, „ob es dann zu Platz 16 reicht, weiß ich nicht. Aber noch ist es möglich, den Abstieg zu vermeiden.“ Sein Vertrag läuft bis 2013, darüber hinaus will Favre nicht sprechen, schon gar nicht über die 2. Liga. Ob er Ideen habe für die Zukunft? „Meine Ideen drehen sich um das Spiel in Hannover.“

Das muss man so stehen lassen. Aber man muss es nicht glauben. Favre ist vielleicht kein harter Hund, aber er ist ein Fußball-Besessener. Jemand, der aufblüht, wenn er über Fußball spricht, darüber, wie sich das Spiel entwickelt hat, wohin es uns noch führt. Deshalb hat ihn die Borussia auch geholt, als Architekten einer neuen Elf und als Kontrapunkt zu den Motivationskünstlern und Schleifern, nach denen man im Keller üblicherweise verlangt.

Favres Idee vom Fußball ist einfach umrissen: Er mag Spieler, die vielseitig sind, er liebt Spieler, die Intelligenz mit aufs Feld bringen. Alles andere lässt sich trainieren, Spielintelligenz aber nur begrenzt: „Das musst du in dir spüren“, sagt Favre. Man hat ihn in Berlin für diese Auffassung lange bewundert, er war irgendwann das „Super-Hirnli“, der System-Guru. Auch so eine alte Geschichte. „Systeme? Wir haben alles gesehen“, sagt er, „da kommt nichts mehr.“

Immer schneller

Entscheidender seien andere Dinge: Die Komposition einer Mannschaft und Spieler, die über exzellente Technik verfügen. „Technik in Bewegung, mit beiden Füßen“, präzisiert Favre: weil das Feld immer enger gemacht wird und in Zukunft alles noch schneller gehen muss.

Vielleicht wird man in den kommenden beiden Jahren davon in Mönchengladbach noch hören. Favre weiß, wie traditionsbeladen der Verein ist, er kennt den ewigen Traum von der Rückkehr der Fohlen. Das Angebot der Borussia hat er nach 17 Monaten Pause trotzdem gerne angenommen: „Fußball ist in Deutschland eine Religion“, sagt er, „und schauen Sie doch mal, wie viele ausländische Trainer in der Bundesliga arbeiten.“ Es ist, sieht man mal von Bayerns Übergangslösung Andries Jonker ab: genau einer.

Gladbach gewinnt das Borussen-Duell

Borussia Mönchengladbach schlägt Borussia Dortmund mit 1:0.
Borussia Mönchengladbach schlägt Borussia Dortmund mit 1:0. © imago sportfotodienst
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