Im Schatten von Sebastian Vettels überlegenem Auftaktsieg in Melbourne erlebte Mercedes ein Desaster. Und Michal Schumacher muss sich zunehmend die Frage nach Sinn und Zweck seines Comebacks stellen. Ein Kommentar
Ein Stern, der seinen Namen trägt. Die PR-Strategen hatten es sich so schön ausgemalt. Aber was als gefeierter Werbe-Coup begann, droht für die Nobelmarke Mercedes, aber auch für ihren Superstar Michael Schumacher in einem Image-Desaster zu enden. Sicher, das schnelle Aus beim Saisonstart der Formel 1 in Melbourne war auch Pech. Aber schon im ersten, richtungsweisenden Qualifying hatte sich abgezeichnet, dass der Sieben-Sterne-Champion auch in seiner zweiten Comeback-Saison über die Rolle des Hinterherfahrers kaum hinauskommen dürfte.
Nun ließe sich einwenden: Ja, und? Wenn ein 42-Jähriger halt immer noch Herausforderungen sucht, ob aus Langeweile oder ungebrochener Lust am Rennfahren – soll er doch. Aber Schumachers Motivation war ja anders. Vor dem Australien-Grand-Prix hatte der Mercedes-Pilot an seinen Ambitionen, bis zum Vertragsende 2012 den achten WM-Titel zu holen, keinen Zweifel gelassen: „Das ist das Ziel, ganz klar.“ Umso ernüchternder nun der kapitale Fehlstart, dessen wahres Ausmaß erst der souveräne Sieg von Sebastian Vettel deutlich machte.
Hier die Gegenwart und Zukunft – dort die Vergangenheit. Die Autofahrer-Nation Deutschland hat längst ein neues Idol, das neben der sportlichen Klasse auch Frische und Jugendlichkeit verkörpert. Da verkommt der gute alte Schumi zu einer bedauernswerten Randfigur, welche die Frage provoziert: „Warum tut er sich das noch an?“
Vielleicht hätte Schumacher ja bei DJ Ötzis Sterne-Hit genauer zuhören sollen: „Irgendwann ist es vorbei“ heißt es da. Aber der Songtext hält auch Tröstliches bereit für den Mann, der nahezu alle Rekorde in seiner Branche hält: „Dein Stern bleibt oben für immer und ewig stehen.“