Mainz. In dem Krimi mit Maria Furtwängler in der Hauptrolle war das Thema Homosexualität im Profifußball explizit mit der Nationalmannschaft in Verbindung gebracht worden.

Auch fünf Tage nach seiner Ausstrahlung sorgt der ARD-Tatort "Mord in der ersten Liga" bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft immer noch für Verärgerung. "Ich finde es schade und ärgerlich, dass die Prominenz der Nationalelf missbraucht wird, um irgendein Thema zu entwickeln oder einen Scherz zu machen. Der Satz im Tatort hat ja keine inhaltliche Relevanz", sagte Teammanager Oliver Bierhoff der Bild-Zeitung. In dem Krimi mit Maria Furtwängler in der Hauptrolle war das Thema Homosexualität im Profifußball explizit mit der Nationalmannschaft in Verbindung gebracht worden.

Ein sich am Ende des Films als schwuler Fußballer outender Hauptdarsteller sagte zur Kommmissarin: "Wissen Sie, die halbe Nationalmannschaft ist angeblich schwul, einschließlich Trainerstab. Das ist doch schon so eine Art Volkssport, das zu verbreiten." Diese Sequenz sorgte vor allem bei Bierhoff offenbar für Unmut. "Das sehe ich immer auch als einen Angriff auf meine Familie - die Familie der Nationalmannschaft. Und das ärgert mich".

Zwanziger sichert homosexuellen Profis Unterstützung zu

DFB-Präsident Theo Zwanziger hatte bereits Anfang der Woche homosexuellen Bundesliga-Profis, die sich outen möchten, seine persönliche Unterstützung sowie die Hilfe des Verbandes zugesagt. "Ich würde es mutig finden und begrüßen, wenn sich ein Bundesliga-Spieler outen würde. Er hätte auch die Unterstützung des DFB und von mir", sagte Zwanziger dem Sport-Informations-Dienst (SID).

Zwanziger weiter: "Ich begrüße es, wenn wichtige TV-Sendungen vor einem Millionenpublikum Tabuthemen aus allen Bereichen der Gesellschaft darstellen. Denn solche Tabus - ganz gleich ob sexuelle Orientierung, Depression oder vieles andere - sind immer Feinde von Freiheit und Menschenwürde."

Zwanziger hielte ein Outing für "mutig, weil dieser Schritt nicht selbstverständlich" sei. Bei ihm habe sich bisher aber noch kein Spieler mit dieser Absicht gemeldet. "Ob jemand seine sexuelle Ausrichtung öffentlich machen will, muss jeder für sich selbst entscheiden", sagte Zwanziger.

Bierhoff: "Wir sind nicht wehrlos gegen Gerüchte und falsche Unterstellungen"

Zwanziger sagte der Bild: "Natürlich wird in einem Fernsehfilm auch mal die Realität überzeichnet, weil nur so Nachdenken, Toleranz und Respekt entwickelt werden können." Der Verbandschef mahnte aber zugleich an: "Allerdings sollte man bei schwierigen Thema auch sensibel bleiben und nicht durch unwahre und unnötige Randbemerkungen von den eigentlichen Aufgaben ablenken."

Vor allem die DFB-Auswahl habe sich geschlossen und offen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit gestellt, betonte Zwanziger. "Es ist mir völlig egal, welche sexuelle Orientierung einer unserer Nationalspieler oder Nationalspielerinnen hat." Bierhoff kündigte grundsätzliche Überlegungen an, "wie wir mit solchen Dingen umgehen. Dass wir nicht wehrlos sind gegen Gerüchte und falsche Unterstellungen aller Art". (sid)