Der ehemalige Radprofi Bernhard Kohl hat in einem Zeitungsinterview Gründe für die geringe Zahl positiver Dopingproben genannt. Es gebe zu viele Sachen, die nicht nachweisbar sind.
Ex-Radprofi Bernhard Kohl hat die Wirksamkeit von Dopingkontrollen mit neuen Aussagen infrage gestellt. "Rund 100-mal hätte ich positiv sein müssen. Aber es gibt immer Sachen, die nicht nachweisbar sind, Wachstumshormone, Eigenblutdoping", sagte der Österreicher der Neuen Zürcher Zeitung. Das wüssten auch die Anti-Doping-Agenturen. Aber wenn sie in Gesprächen mit ihm hörten, wie es ablaufe, seien sogar diese Leute geschockt.
Wenn man Produkte im Körper habe, die acht, neun Stunden lang nachweisbar seien, schließe man die Türe ab, stelle das Handy aus und lösche das Licht: "Und wenn einer läutet, machst du nicht mehr auf."
Nach Kohls Ansicht werde im Feld weiter gedopt, was sich an den Geschwindigkeiten bei den Rundfahrten ablesen lasse. Als Fahrer wisse man im Feld sofort, wenn ein anderer gedopt habe: "Der Kreis von Fahrern, über die man Bescheid weiß, ist relativ groß. Und bei der Tour sieht man am Berg beispielsweise am Tritt, wer was gemacht hat. Man schaut sich gegenseitig an und weiß: Okay, du machst wohl das Gleiche wie ich."
Kohl will Trikot und Trophäe nicht zurückgeben
Kohl hatte sein eigenes Dopingprozedere über Jahre optimiert. Ein wichtiger Helfer sei dabei sein Ex-Manager Stefan Matschiner gewesen, den er 2005 erstmals kontaktiert hatte. Nach zwei Stunden Gespräch habe er einen ersten Dopingplan in den Händen gehalten. Von da an sei es systematisch geworden.
Dass Kohl die Tour de France 2007 als 31. und ein Jahr später auf Rang drei beendet hatte, macht er an verfeinertem Doping fest. "2007 war mein erstes Jahr als Captain, alles war neu, die Vorbereitung, die Dopingpräparation - und die Frage, wie ich auch während der Tour dopen kann. Die Erfahrungswerte setzte ich relativ schnell um. 2008 Dritter zu werden, war über den Erwartungen", sagte der frühere Gerolsteiner-Fahrer.
Zu der Mineralwasser-Equipe sei er gewechselt, weil er dort die Kapitänsrolle inne hatte. "Ich wollte meine Grenzen ausloten. Und das machte ich ja auch ganz erfolgreich. Nur der Abgang war ein bisschen holprig", sagte Kohl. Das Bergtrikot der Tour und die Trophäe für den dritten Platz wolle er nicht zurückgeben: "Die bekommen sie nie. Ich habe sie gut versteckt."