Essen. . Das Trainerkarussell in der Fußball-Bundesliga dreht sich so schnell wie nie. Selbst Fachleute drohen den Überblick zu verlieren. An dem rasanten Feuern und Anheuern von Trainern wird die Kritik immer lauter.
Er hatte sich extra eine schicke grüne Krawatte umgebunden, und der Tee war wie immer wohltemperiert. Die blauen Binder sind vermutlich schon in die Altkleider-Sammlung entsorgt. Kurzum, Felix Magath brauchte keine Eingewöhnungszeit, als er am Freitagmittag vom VfL Wolfsburg mit großem Stolz präsentiert wurde. Als große Lösung, als Retter, ja, als Fleisch gewordenes Versprechen. Und der Geehrte versäumte es natürlich nicht, verbale ein paar Girlanden aufzuhängen: „Ich war sofort Feuer und Flamme und wäre zu keinem anderen Verein gegangen“, sagte Magath, der einen Vertrag bis 2013 unterzeichnete und nicht nur als Trainer, sondern auch wieder als „Geschäftsführer Sport“ fungieren wird.
Schalke in Turbulenzen
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Nun ist es mit der Magaths Romantik so eine Sache. „Im Profifußball geht es immer nur ums Geld. Das muss man sich eingestehen“, sagte ein völlig desillusionierter Trainer im August 2010. Der Schmerzensmann hieß, ach ja, Felix Magath, der nach eigener Aussage ohnehin „immer zu wenig verdient“. (Das „zu wenig“ dürfte allerdings in Wolfsburg eher schmal ausfallen.)
VfL Wolfsburg erleichtert nach Magath-Coup
VfL-Aufsichtsratschef Francisco Garcia zumindest war erleichtert über den Transfer des „Heilsbringers“ zum Tabellen-Vorletzten der Bundesliga. „Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen“, sagte er: „Die Verpflichtung von Felix Magath ist eine solche Maßnahme.“
Dabei ist der Wechsel Magaths eher die Pointe in einer bizarren Entwicklung. Es war der neunte Trainerwechsel der Saison, und nach der Verpflichtung des Ex-Hoffenheimers Ralf Rangnick durch den FC Schalke ist Magath nun der Zweite, der sich mal hier, mal dort hinbegab. Wie ein Leiharbeiter. Nur besser bezahlt. Am Dienstag mit Wolfsburg verhandelt, am Mittwoch auf Schalke gekündigt worden, dann noch schnell selbst gekündigt, um eine Abfindung einzuheimsen und dann millionenschwer am Freitag in Wolfsburg präsentiert zu werden: Das führt der Bundesligageschichte eine schöne Anekdote hinzu.
„Es kann doch nicht sein, dass das passiere kann“
„Die Welt ist verrückt! Es kann doch nicht sein, dass das passieren kann“, sagte etwa Bayern Münchens Chefcoach Louis van Gaal über die Wechselmania und forderte eine Regelung: „Es gibt auch ein Transferfenster für Spieler, ich denke, dass das auch für Trainer gelten müsste. Es ist doch nicht normal, dass Magath erst bei Schalke war und jetzt in Wolfsburg ist, und Rangnick bei Hoffenheim und jetzt bei Schalke. Das ist ja Wettbewerbsverzerrung.“
Besonders absurd wird es aber, wenn die Trainer-Kaste anfängt, Dinge zu kritisieren, die sie selbst dauerhaft befeuert. Die Bundesliga sei „im Moment ein Tollhaus“, sagte Leverkusens Trainer-Senior Jupp Heynckes, der selbst vor einem Wechsel zum FC Bayern München steht und die Leverkusener seit Monaten mit Aussagen zu seiner eigenen Zukunft hinhält. Der Fan, so Heynckes, „hat Schwierigkeiten, das zu verstehen. Aber die Klubs machen das ja mit.“ Und die Trainer, mittenmang.
Selbst das Fachpublikum verliert den Überblick
Die Halbwertzeit im Bankgeschäft sinkt rapide, selbst das Fachpublikum verliert langsam den Überblick über die spektakulären Rochaden auf der Bank. Veh weg, van Gaal bald weg, Favre da – und wo ist noch einmal der Bruno Labbadia gerade Trainer?
Während Felix Magath seine Mission, die Wolfsburger vor dem Abstieg zu retten, bereits mit dem ersten Tässchen Tee gestartet hatte, verhandelten seine Anwälte übrigens noch mit der Schalker Führung um die letzten Euro. Am Ende einigte sich der 57-Jährige mit den Gelsenkirchenern stillschweigend auf eine Restzahlung, die zumindest satt siebenstellig ausfällt. Das Geld kann Magath schon am 9. April persönlich entgegen nehmen. Wenn er zurück nach Schalke kommt, als Trainer des VfL Wolfsburg.
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