München. .

Der Mannschaftsbus des Hamburger SV kämpfte sich zwei Stunden nach der 0:6 (0:1)-Packung beim Fußball-Rekordmeister FC Bayern München durch den zähen Verkehr auf der A 9 zum Franz-Josef-Strauß-Flughafen. Hinter den getönten Scheiben war zumindest zu erkennen, dass die Fernseher im Bus ausgeschaltet waren. Die HSV-Profis hatten keine Lust auf die Sportschau.

Auch Trainer Armin Veh hatte zuvor im Bauch der Arena keine große Lust gehabt. „Haben Sie noch Spaß an ihrem Job“, fragte jemand. „Darüber rede ich jetzt nicht“, antwortete der Coach. -- „Ich habe doch nur eine Frage gestellt.“ – „Und ich muss nicht auf jede Frage antworten.“ Der Mund von Veh war in diesem Moment schmal wie ein Schnitt, die Pressekonferenz in München war zu Ende.

Der HSV flog zurück nach Hamburg, und am nächsten Morgen war Veh nicht mehr Trainer des Bundesligisten.

Vorstands-Chef Bernd Hoffmann hatte sich per Handy über das Spiel in München informieren lassen, nach dem sechsten Gegentreffer hatte er die Nase endgültig voll, unterbrach seinen Ski-Urlaub und reiste ebenfalls zurück nach Hamburg. Am Sonntagmorgen feuerte er Veh. Der bisherige Co-Trainer Michael Oenning und der frühere HSV-Profi Rudolfo Cardoso übernehmen den Job bis zum Ende der Saison.

Veh war der achte HSV-Trainer in den vergangenen acht Jahren. Am Sonntag wollte er nichts zu der Entlassung sagen: „Kein Kommentar!“ Der HSV-Vorstand und er bleiben Fremde fürs Leben. Zuletzt hatte Veh über die Lage im Verein noch gesagt: „So kann man nicht arbeiten“ -- und seinen Rückzug zum Saisonende angekündigt.

Das Chaos im Klub ist nun perfekt, denn auch Hoffmann muss gehen, der Aufsichtsrat hat sich geweigert, seinen auslaufenden Vertrag zu verlängern. Sportdirektor Bastian Reinhardt wird im Sommer durch den Dänen Frank Arnesen ersetzt. Und als würde das alles nicht reichen, kam noch der Auftritt von Torhüter Frank Rost dazu, der nach dem 0:6 im Stadion noch ein paar heftige Nächsten-Hiebe verteilte.

Vor laufenden Fernsehkameras wetterte Rost über den Vorstand seines Arbeitgebers: „Sie müssen es immer wieder vorleben, dann wird auch der Trainer stark, dann wird auch der ganze Verein stark. Wenn sie meinen, sie müssen die Spieler auswechseln, dann müssen sie es tun, dann müssen sie es mit aller Konsequenz tun. Nehmen sie meine Situation: Wenn man den Drobny holt, dann muss man ihn spielen lassen und keine Spielchen in der Öffentlichkeit machen. Das geht so das ganze Jahr. Man kann gar nicht mehr vernünftig arbeiten. Das ist Wahnsinn.“ Nach seinen harschen Worten lächelte Rost ein Lächeln, das man durch die Katakomben der Arena hören konnte. Ein Lächeln, das nach einem verächtlichen Schnauben klang.

Rost mit lauter Kritik

Folgeschäden wird Rost, der mit seinen 37 Jahren einer der erfahrensten Bundesliga-Profis ist, einkalkuliert haben. Auch sein Vertrag läuft beim HSV aus, und eine mögliche Geldstrafe wird ihm nicht wehtun. Reinhardt kündigte bereits an: „Es kann nicht sein, dass er den Verein beschädigt, wir werden bald mit ihm ein Gespräch führen.“

Fragt sich nur, ob dann überhaupt noch jemand beim HSV im Amt ist.