Heerenveen (SID) - Noch ein WM-Ticket für Claudia Pechstein, noch ein Weltcup-Gesamtsieg für Jenny Wolf: Die deutschen Eisschnellläuferinnen haben beim Weltcup-Finale im niederländischen Heerenveen einen starken Auftritt hingelegt und die Generalprobe für die Heim-WM ab Donnerstag in Inzell mit Bravour gemeistert.
Die fünfmalige Olympiasiegerin Pechstein lief über 3000m in guten 4:09,60 Minuten auf Rang vier und machte über das Time-Ranking die WM-Qualifikation perfekt. "Ich bin glücklich, dass ich alle meine Saisonziele bislang erreicht habe", sagte die Berlinerin. Bei der Heim-WM kann die 39-Jährige nun über 1500, 3000 und 5000m sowie im Team-Wettbewerb an den Start gehen.
Es siegte Doppel-Olympiasiegerin Martina Sablikova aus Tschechien in 4:06,21 vor der Erfurterin Stephanie Beckert (4:08,03) und der Niederländerin Jorien Voorhuis (4:08,96). Sablikova gewann mit 510 Punkten auch den Gesamtweltcup vor Beckert (475) und Jilleanne Rookard (351) aus den USA.
Freude über den vierten Platz
Im Pechstein-Lager herrschte Freude. "Noch nie war ein vierter Platz so wertvoll wie heute", sagte Trainer Joachim Franke nach dem Frust um die Doping-Affäre. "Es war ein guter und konstanter Lauf", meinte Pechstein, die bei ihrem ersten A-Gruppen-Rennen über 3000m im Anschluss an die zweijährige Sperre fast noch aufs Podium gelaufen wäre.
Pechstein bedankte sich mit einer Extrarunde bei den holländischen Fans, die sie freundlich empfangen hatten. Bei ihrem Auftritt am Samstag waren vereinzelte Pfiffe im allgemeinen Applaus untergegangen. Im Vorfeld des Weltcup-Finals war besonders in den Niederlanden Kritik an ihrer Doping-Affäre laut geworden. "Ich habe jede Runde genossen, weil die Zuschauer so nett zu mir waren", sagte Pechstein, die vor allem über 3000m für die WM heiße Medaillenanwärterin ist.
Genugtuung erfuhr Pechstein im Dauer-Clinch mit Trainer Bart Veldkamp. Das niederländische Privatteam TVM distanzierte sich von seinem Coach, der Pechsteins Doping-Affäre mit einem "Krebsgeschwür" verglichen hatte. "Wir haben ihm gesagt, dass er solche Bemerkungen unterlassen soll", sagte TVM-Sprecher Jaap Staalenburg.
Wolf gewinnt erneut Gesamtweltcup über 500m
Unversöhnlich zeigt sich die angriffslustige Athletin im Streit mit der ehemaligen deutschen Spitzenläuferin Franziska Schenk, die in Heerenveen für die ARD arbeitet. Wie der TV-Sender mitteilte, verweigerte Pechstein Schenk alle Interviews. Bereits in ihrer Biographie hatte Pechstein die Erfurterin heftig attackiert.
Grund zum Jubeln hatte auch Jenny Wolf, die auf ihrer Paradestrecke über 500m zum sechsten Mal in Folge den Gesamtweltcup gewann. Der Berlinerin genügte am Samstag ein zweiter Platz hinter der Niederländerin Annette Gerritsen. Wolf liegt vor dem letzten Lauf am Sonntag mit 1040 Punkten uneinholbar vor ihrer südkoreanischen Rivalin Lee Sang-Hwa (755) in Front.
"Ich bin glücklich, dass es wieder einmal geklappt hat", sagte Wolf über den Gesamtsieg. Mit ihrem Lauf war die Top-Sprinterin allerdings nicht ganz zufrieden. In der zweiten Außenkurve gab es einen Stolperer. "Das war ärgerlich", meinte Wolf. In 38,37 Sekunden musste sie Gerritsen (38,31) den Vortritt lassen. Lee (38,47) belegte Rang drei. Wolf hat neben ihren sechs Triumphen über 500m auch viermal den Gesamtweltcup auf den nicht olympischen 100m gewonnen.