Chanty Mansijsk (SID) - Magdalena Neuner jagt die Goldmedaille, Michael Greis seine Bestform. Zum Auftakt der Biathlon-WM in Chanty Mansijsk hatten sie gemeinsam Silber in der Mixedstaffel gewonnen. Trotzdem trennen die beiden deutschen Topstars unter der Sonne Sibiriens derzeit Welten. Neuner geht nach ihrer überragenden Vorstellung als klare Favoritin in den Sprint am heutigen Samstag (14.00 Uhr), Greis hadert vor seinem nächsten Auftritt (10.00 Uhr/beide ARD und Eurosport) noch mit dem Verlust der Goldmedaille.

"Das war einer meiner härtesten Wettkämpfe", hatte Greis seinem Trainer Fritz Fischer berichtet. Der 34 Jahre alte Dreifach-Olympiasieger von Turin 2006 musste sich als Schlussläufer der deutschen Staffel deutlich dem Norweger Tarjei Bö geschlagen geben. Er sei "blau gewesen", sagte Greis. Also körperlich ausgelaugt. Auch am Schießstand patzte der Routinier.

Für Fischer am Tag danach Schnee von gestern: "Das Training heute war super." Nach dem Wettkampf hatte sich Greis sehr selbstkritisch gezeigt und das persönliche Gespräch mit Fischer gesucht. Der konnte seinen Schützling wieder aufbauen. "Ein richtig guter Trainer ist dann gut, wenn es schlecht läuft", sagte Fischer, der davon überzeugt ist, dass sich Greis "keinen Kopf macht" und im Sprint wieder angreift.

Neuner auf Wolke sieben

Viel Zuspruch gab es für Greis auch von seinen Teamkollegen. "Wir haben zu ihm gesagt: Hey, du hast ein gutes Rennen gemacht, wir sind ein Team. Am Ende haben wir Silber geholt, das ist absolut super. Da braucht er sich überhaupt nichts denken, jeder hat mal einen Tag, wo es nicht so gut läuft", sagte Neuner.

Die Doppel-Olympiasiegerin aus Wallgau schwebte ihrerseits nach einer perfekten Vorstellung auf Wolke sieben. "Ich weiß nicht, ob vielleicht am Samstag noch ein bisschen mehr geht", sagte Neuner. Die 24-Jährige war 20 Sekunden schneller als die nächstbeste Frau im Feld, die Weißrussin Darya Domratschewa. Nicht nur im Sprint gehört Neuner zu den absoluten Goldfavoritinnen.

Henkel und Peiffer mit Medaillenchancen

Ebenfalls heiße Medaillenkandidatinnen sind Andrea Henkel (Großbreitenbach) und Miriam Gössner (Garmisch). Die sechsmalige Weltmeisterin Henkel hatte den letzten Sprint vor Chanty Mansijsk in Fort Kent/USA gewonnen, vor Gössner. Die 20-Jährige gehörte in diesem Winter immer zu den Besten in der Loipe. Mit einer guten Vorstellung könnte Gössner, die drei zweite Plätze im Weltcup zu Buche stehen hat, ganz vorne angreifen. Vierte deutsche Starterin ist Kathrin Hitzer (Gosheim).

Arnd Peiffer (Clausthal-Zellerfeld) ist neben Greis das zweite heiße deutsche Eisen im Sprint. Der 23-Jährige gewann über die 10km in Presque Isle vor den auch in Sibirien mitfavorisierten Martin Fourcade (Frankreich) und Tarjei Bö. Den vierten Platz im deutschen Team neben Andreas Birnbacher (Schleching) sicherte sich Christoph Stephan (Oberhof). Der Vizeweltmeister von 2009 hat "einen kleinen Vorsprung auf Daniel Böhm", erklärte Herren-Trainer Mark Kirchner seine Entscheidung.