Kanthy-Mansiysk/Essen. . Biathlon-Superstar Magdalena Neuner spricht im Interview über ihr Verhältnis zu Skirennfahrerin Maria Riesch, die Karriere-Planung und ihre Ziele bei der WM.

Obwohl sie vor vier Wochen erst 24 Jahre alt geworden ist, ist Magdalena Neuner mit zwei Gold- und einer Silbermedaille bei Olympischen Spielen sowie sieben Weltmeister-Titeln eine der erfolgreichsten Biathletinnen der Welt und gemeinsam mit der Skirennfahrerin Maria Riesch die wohl populärste deutsche Sportlerin. Vor der WM im sibirischen Khanty-Mansyisk spricht Magdalena Neuner über ihre Ziele bei der WM, über ihren unterschiedlichen Charakter im Vergleich zu Maria Riesch und die Gewissheit, 2018 nicht mehr Biathletin zu sein. Selbst wenn die Winterspiele nach München vergeben werden sollten.

Können Sie die WM-Stadt 2011 buchstabieren?

Magdalena Neuner: Oh Gott! K, H, A, N, T, Y. Dann wird es schwierig. Da ist irgendwas mit einem I und einem Y.

Aber die Anlage kennen Sie gut.

Neuner: Aber ja. Ich war schon mehrmals dort und habe nur gute Erfahrungen gemacht. Im letzten Jahr habe ich dort die große Kugel für den Sieg im Gesamt-Weltcup bekommen. Es kann allerdings bitterkalt in Sibirien werden.

Läuferisch Sind Sie immer ganz vorne. Wie klappt es derzeit mit dem Schießen?

Neuner: Sehr gut. Ich kann mich über meine Ergebnisse in den letzten Weltcup-Rennen vor der WM nicht beklagen. Vorher hatte ich schon mal Probleme. Aber die Bedingungen waren teilweise sehr schwer. Von sintflutartigem Regen über extreme Kälte bis hin zum starken Sturm. Ich habe das ganz gut hinbekommen.

Bei den Olympischen Spielen waren Sie vor einem Jahr mit zwei Gold- und einer Silbermedaille sehr erfolgreich. Dementsprechend groß sind die Erwartungen der Öffentlichkeit. Wie sind denn Ihre eigenen Erwartungen?

Neuner: Ich habe selbst auch große Erwartungen, weil ich weiß, was ich kann. Ich fahre nicht zu einer WM, um nur dabei zu sein. Ich will Edelmetall holen. Auf eine Farbe will ich mich jedoch nicht festlegen. Klar, ich bin verwöhnt durch meine sieben Goldmedaillen, die ich schon gewonnen habe. Ich hätte auch nichts dagegen, noch einmal eine zu holen. Das Potenzial ist da, um auf das Podest zu laufen. Ich möchte so viel Übergepäck wie möglich von der WM nach Hause mitnehmen.

Vor einem Jahr haben Sie bei Olympia über den großen Druck geklagt, der auf Ihnen lastet. Ist der Druck diesmal geringer?

Neuner: Druck mache ich mir selbst, und von außen kommt zusätzlicher hinzu. Es kommt nur darauf an, wie man damit umgeht. Ich bin auf einem guten Weg und habe mich mental sehr gut vorbereitet. Im Moment spüre ich nicht einen so großen Druck, weil ich mich einfach gut drauf fühle.

Sie haben bestimmt auch die Alpine Ski-WM verfolgt, die nicht weit von ihrem Heimatort in Garmisch-Partenkirchen stattgefunden hat.

Neuner: Ich habe mir die Wettkämpfe im Fernsehen angeschaut. Einmal bin ich während der WM nach Garmisch gefahren, aber nur, um einige Besorgungen zu machen. Ich bin niemand, der sich in so einem großen Rummel besonders wohl fühlt.

Aber Sie haben mitbekommen, wie groß der Druck für Maria Riesch und Christian Neureuther bei dieser Heim-WM war. Haben Sie schon mit ein bisschen Angst an die Heim-WM der Biathleten 2012 in Ruhpolding gedacht?

Neuner: Überhaupt nicht. Wir Biathleten haben den großen Vorteil, dass wir Weltcups in Oberhof und Ruhpolding mit Zehntausenden Zuschauern haben. Wir sind diesen Trubel gewohnt. Ich weiß, was auf mich zukommen wird und ich bin mental so stark, dass ich keine Bedenken habe.

Sie wohnen in Wallgau. Das ist nicht weit von Garmisch entfernt, wo Maria Riesch lebt. Maria und Sie sind die beiden populärsten deutschen Sportlerinnen. Wie eng ist der Kontakt?

Neuner: Ehrlich gesagt, überhaupt nicht eng. Wir kennen uns und die gegenseitige Bewunderung ist, so glaube ich, groß. Wir sind jedoch sehr unterschiedliche Typen und Charaktere.

Können sie Sich vorstellen, bei so vielen PR-Terminen wie Maria Riesch präsent zu sein.

Neuner: Nein. Das meine ich mit unterschiedlichen Charakteren. Einerseits bewundere ich Maria, weil sie so viel Energie hat, andererseits ist es ein schmaler Grat. Ich bin halt anders. Ich gehe erst nach Wettkämpfen zu Partys.

Nehmen Sie auch bewusst in Kauf, weniger zu verdienen, weil sie weniger PR-Termine wahrnehmen?

Neuner: Ja, das ist mein Weg. Ich verdiene auch gutes Geld, aber ich bin kein materialistischer Mensch. Ich bin ich, und ich habe mir überlegt, was ich will im Leben. Und das ist definitiv nicht das, was die Maria macht. Ich mache meinen Sport, ich habe meine Sponsoren und gehe auch meinen Verpflichtungen nach. Aber es bleibt im Rahmen. Ich bin nicht der Mensch, der sich in der High Society einlädt oder durch die Welt jettet. Ich bin gern zu Hause und brauche nicht viel, um glücklich zu sein.

Können Sie sich vorstellen, eine so öffentliche Beziehung wie Maria Riesch zu führen, die mit Ihrem Manager Marcus Höfl verlobt ist?

Neuner: Nein. Ich bin Sportlerin. Wenn ich daheim bin, dann führe ich mein Privatleben. Vor der Sportlerehrung im Dezember 2010 habe ich meinem Freund gesagt, dass ich ungern allein nach Baden-Baden fahren würde. Wir waren seit eineinhalb Jahren befreundet, da konnten wir uns mal zusammen zeigen. Die Journalisten haben ihn gesehen, und jetzt ist es wieder gut.

Werden die Olympischen Winterspiele 2018 in München stattfinden?

Neuner: Ich hoffe es. Aber die südkoreanische Stadt Pyeongchang, die sich schon zum dritten Mal bewirbt, hat auch gute Chancen.

Bei der Biathlon-WM 2009 war dort nichts los.

Neuner: Das kann man wohl sagen. Stimmung gab es dort nicht. Es war absurd. Ich glaube, die Zuschauer wussten gar nicht, was Biathlon überhaupt ist.

Wird Magdalena Neuner 2018 bei Olympia starten?

Neuner: Das traue ich mich zu sagen: Nein, ich werde nicht dabei sein. Das sind noch einige Jahre. Ich bin doch schon 24.

Ich würde sagen: erst. Kati Wilhelm hat mit fast 34 aufgehört.

Neuner: Aber ich bin anders. Ich weiß nicht, ob ich in zwei oder vier Jahren aufhören werde. 2018 werde ich jedoch mit Sicherheit nicht mehr Biathletin sein.