Essen. . Der 26-Jährige Martin Kaymer aus Mettmann ist der zweite Deutsche auf dem ersten Platz der Golf-Weltrangliste - nach Bernhard Langer vor 25 Jahren. Nur Tiger Woods war noch jünger.

Eigentlich ist Martin Kaymer gar kein Mensch von dem Schlag, der Glanz und Glamour braucht. Kürzlich, als ihm in Abu Dhabi der Laureus-Preis verliehen wurde, ein Sport-Oscar für besondere Verdienste, beschrieb er sich sogar staubtrocken: „Ich bin eher der ruhige Typ, um nicht zu sagen langweilig.“

Doch die Golf-Karriere des 26-Jährigen aus Mettmann ist alles andere als ruhig oder gar langweilig. Sie ist kometenhaft. Und am Wochenende ist der Komet Kaymer ganz oben angekommen – da, wo es nicht höher geht für einen Golfprofi: Durch seine Finalteilnahme bei der World Matchplay Championship in Marana/ Arizona löste er den Engländer Lee Westwood als Nummer eins der Weltrangliste ab. „Ein Moment, auf den ich sehr stolz bin“, sagte der junge Mann mit dem sympathisch zurückhaltenden Lächeln.

Martin Kaymer ist nach Bernhard Langer erst der zweite Deutsche, der an der Spitze der Weltrangliste steht. Langer hatte sich dort vor 25 Jahren bei der Einführung des Rankings für drei Wochen behauptet. Kaymer war damals gerade geboren. Und wie ungewöhnlich schnell der Rheinländer dieses Ziel nun erreicht hat, wird vor allem daran deutlich: Kaymer ist nach Tiger Woods der zweitjüngste Spieler überhaupt, der an der Spitze der Weltrangliste steht. Woods wurde 1997 im Alter von 21 Jahren der weltbeste Golfer – und war dies insgesamt unglaubliche 623 Wochen lang.

Kaymer, den das Golfmagazin der Süddeutschen Zeitung einmal als „klugen Draufgänger“ bezeichnet hat, ist ein Siegertyp, der vor allem durch seine mentale Stärke besticht. Man sagt, dass er unter Druck am besten spielt – weil er genau dann ruhig bleibt und sich wenig Fehlschläge erlaubt. „Ich mache nur selten zweimal den gleichen Fehler“, sagt Kaymer über sich selbst.

Langer hat Kaymers Talent früh erkannt

Wie kaum einem anderen gelingt es ihm, zwischen Risiko und Sicherheit abzuwägen; das ist im Golfsport von herausragender Bedeutung. Bernhard Langer hat schon früh erkannt, was seinen Nachfolger Kaymer auszeichnet: „Martin trägt einen alten Kopf auf jungen Schultern.“ Das heißt, er verbindet sein kluges Spiel mit der Dynamik der jugendlichen Draufgänger. Seine Schläge sind länger als die der Präzisionsspieler, aber auch viel genauer als die der so genannten Longhitter. Eine siegbringende Verbindung.

Ende 2005 wurde Martin Kaymer Profi, im Jahr 2006 fiel seine Veranlagung zum ersten Mal nicht nur Insidern auf. Doch der Durchbruch gelang ihm 2010: Da gewann er nacheinander sein erstes Major-Turnier (die US-PGA-Championships), den Ryder-Cup mit dem Team Europa und schließlich auch das „Race to Dubai“, die Jahres-Endwertung der europäischen Geldrangliste. Schon damals glaubte Kaymer, dass er eigentlich am Ziel seiner Wünsche war, weil er in einem Jahr das erreicht hatte, was für die halbe Karriere geplant war. Bis auf die Spitzenposition der Weltrangliste – dies hat er nun auch noch geschafft.

Und nun? Kaymer weiß, dass sich das Leben noch weiter verändern wird. Schon seit geraumer Zeit hat er seinen Trainingsschwerpunkt nach Arizona verlegt – nicht ohne zu betonen, dass er weiter in Deutschland lebt, wo er in Düsseldorf eine Wohnung hat. Kaymer will „authentisch“ bleiben – er möchte sich nicht verstellen. Schwer genug für einen, der jetzt in seiner Sparte der Beste der Welt ist. Aber er glaubt, dass dies auch anderen schon gelungen ist. Zum Beispiel Michael Schumacher: „Wie er sein Leben gestaltet hat, wie er mit dem Erfolg in den Medien umgegangen ist, wie er sein Privatleben behandelt hat, das finde ich eigentlich sehr, sehr gut.“ Auch Martin Kaymer mag es eher ruhig und zurückgezogen. Langweilig muss das nicht sein.