Glasgow. Nach dem 2:1 bei Celtic Glasgow kann der FC Bayern dem Playoff-Rückspiel gelassen entgegensehen. Doch längst nicht alles lief glatt.

Schon im Celtic Park waren viel Erleichterung und Zufriedenheit beim FC Bayern wahrnehmbar gewesen, doch erst recht galt das später im Mannschaftshotel. Während das Büfett mit Lendensteak an Whiskey-Pfeffersoße und Butternusskürbis lockte, plauderte Trainer Vincent Kompany an seinem Tisch im großen Bankettsaal ebenso entspannt wie seine Spieler ein paar Tische weiter. Später gesellte sich Präsident Herbert Hainer in der Lobby zu einer Fangruppe und stieß mit ihr auf den 2:1 (1:0)-Auswärtssieg bei Celtic Glasgow im Playoff-Hinspiel der Champions League an.

Die Freude beim gesamten FC Bayern wegen der guten Ausgangsposition fürs Rückspiel am Dienstag in München fiel auch deshalb so deutlich sichtbar aus, weil es auf der Rundreise durch Europas Eliteliga in dieser Saison zuvor nur selten Gelegenheit zu einem derart entspannten Frohsinn zu mitternächtlicher Stunde gegeben hatte. Von drei ihrer vorherigen vier Dienstreisen waren die Münchner mit Niederlagen heimgekehrt, von Aston Villa (0:1), dem FC Barcelona (1:4) und Feyenoord Rotterdam (0:3). Einzig aus der Schalker Arena hatten sie einen 5:1-Sieg gegen Schachtar Donezk mitgebracht.

In Glasgow aber schienen die Münchner ihr bisher wenig überzeugendes Auswärtsgesicht abgelegt und gegen eine bessere Version eingetauscht zu haben. „Wir wissen, dass es wichtig ist, vor allem in der Champions League, Fehler zu vermeiden. Das haben wir aus den letzten Auswärtsspielen gelernt“, befand Mittelfeldspieler Joshua Kimmich und bilanzierte, man habe „einen Schritt nach vorne gemacht“.

FC Bayern hatte im Celtic Park viel Spielkontrolle

Tatsächlich waren die Bayern diesmal vergleichsweise selten in die Bredouille geraten und hatten einen weitgehend souveränen Sieg mit viel Spielkontrolle eingefahren. Zunächst traf Michael Olise kurz vor der Pause nach einem Haken im Strafraum mit einem wuchtigen Linksschuss (45.), dann erhöhte Harry Kane kurz nach der Pause und Kimmichs Eckball volley mit links auf 2:0 (49.). Der anfangs sehr stimmungsvolle und laute Celtic Park verstummte in der zweiten Halbzeit zusehends. Zu hören waren meist nur noch die Bayern-Fans. Das lag nicht allein an der Münchner Führung, sondern auch am Gesamteindruck, dass sie sehr überlegen agierten, während der schottische Meister überfordert und offensiv ziemlich hilflos wirkte.

Celtic Glasgow - Bayern München
Celtic-Profi Nicolas Kühn bejubelt ein Tor gegen den FC Bayern. © DPA Images | Sven Hoppe

Zur Wahrheit gehörte aber auch, dass es aus Münchner Sicht trotzdem kein durchweg gelungener Mittwochabend geworden war. Überwiegend bestärkt, aber auch gewarnt mussten sich die Bayern fühlen, weil sie zu Beginn und gegen Ende des Spiels durchaus unter Druck geraten waren und dabei wieder eine Instabilität erkennen ließen, die sie in anderen Spielen schon Punkte gekostet hatte. Wie direkt nach dem Spielbeginn, als Celtics Flügelspieler Nicolas Kühn, zwischen 2020 und 2022 für Bayerns zweite Mannschaft aktiv, von rechts in die Mitte zog und mit einem Linksschuss traf. Das Tor fand aber wegen einer Abseitsstellung keine Anerkennung. „In den ersten 25 Sekunden in so eine Situation zu kommen, das müssen wir nicht“, kritisierte Sportvorstand Max Eberl und sprach von einem „Schockmoment“.

Wackelige Schlussphase als Alarmsignal für den FC Bayern

Dass es eines solches Erlebnisses überhaupt bedurfte, um sich zu straffen, konnte den Bayern ebenso wenig gefallen wie die wackelige Schlussphase, die ebenfalls ein paar Warnsignale enthielt. Das galt nicht nur wegen des Gegentores durch Daizen Maeda, der die Konfusion in der Bayern-Abwehr nach einem Eckball zum 1:2 nutzte (79.). Hinzu kamen einige weitere Turbulenzen in Celtics Schlussoffensive. Gegen einen besseren Gegner hätte das womöglich zu mehr Schaden führen können. „Wir kommen unnötig in die Situation, noch zittern zu müssen“, sagte Eberl. Oder wie es Kapitän Manuel Neuer formulierte: „Ich glaube, dass wir es noch ein bisschen cooler machen können.“ Zugleich verwies der Torwart darauf, diesmal nicht eingebrochen zu sein.

Beim FC Bayern wissen sie, dass sie weiterhin Optimierungsbedarf haben, wenn es wirklich etwas werden soll mit einer sehr langen Reise durch die Champions League bis zum Finale am 31. Mai in München und im allerbesten Fall sogar bis zum Titelgewinn. In der Bundesliga sind sie da vor dem Topspiel am Samstag bei Meister Leverkusen dank ihrer acht Punkte Vorsprung schon deutlich näher am Ziel. Ob man den Champagner bereits kaltstellen könne im Fall eines Sieges in Leverkusen, wurde Neuer gefragt. Seine Antwort klang schon wieder sehr nach Mia san mia oder Schampus-Bayern, er sagte: „Der ist immer kaltgestellt.“