Mönchengladbach. Trotz der dritten Niederlage in Serie regiert bei Borussia Mönchengladbach die Selbstzufriedenheit. So wird es schwierig mit der Trendwende.
Nein, eine Niederlage gegen Bayer Leverkusen ist für keine Mannschaft dieser Welt eine Schande. Auch nicht für Borussia Mönchengladbach. Erstaunlich war es dann aber doch, dass die Fohlen nach dem 1:3 im Samstagabend-Derby einhellige Zufriedenheit mit der dargebotenen Leistung demonstrierten und sich selbst nach der dritten Liga-Pleite in Folge reichlich auf die Schultern klopften.
„Wir haben sehr lange, sehr gut verteidigt, den Gegner wie gewollt ferngehalten von unserem Tor“, erfreute sich Gladbach-Trainer Gerardo Seoane auf der Pressekonferenz nach Spielende an der defensiven Vorstellung seiner Truppe. „Räume verdichten, wenig Tiefe geben, Umschaltsituationen gut verteidigen – das ist uns lange gut gelungen“, so ein sichtlich zufriedener Schweizer. Den Unterschied ausgemacht hätten „ein paar kleine Details“ und „der ein oder andere Fehler“.
Gladbach: Seoane und Virkus zufrieden mit Auftritt in Leverkusen
Richtig ist: Ein Chancenfeuerwerk fackelte die Werkself an diesem eisigen Samstagabend nicht ab. Virtuose Florian Wirtz nutze den sich kurz bietenden Freiraum für einen Tunnel durch die Beine von Ko Itakura und brachte Leverkusen nach einer guten halben Stunde Spielzeit auf die Siegerstraße. Zementiert wurde diese durch den – zumindest diskutablen – Elfmeter zum 2:0 nach Handspiel von Julian Weigl. Auch beim 3:0 ließen die Gäste Wirtz und Co. ein bisschen zu viel Platz.
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Besiegelt war eine Gladbacher Niederlage, die durch eine Mischung aus Wirtz’scher Genialität, vereinzelter defensiver Unachtsamkeit und fehlender offensiver Entlastung zustande kam. Die gesammelten Eindrücke reichten Trainer Seoane schon, seiner Mannschaft einen „seriösen Eindruck“ zu attestieren und die Fortschritte gegenüber der herben 1:5-Klatsche unter der Woche gegen den VfL Wolfsburg hervorzukehren. Auch Sportgeschäftsführer Roland Virkus bescheinigte seiner Mannschaft in der Mixed Zone eine „ordentliche Leistung“, mit der man gerade defensiv „eigentlich sehr zufrieden sein“ könne. Die Mannschaft müsse, so der Sportchef mit ruhigem Unterton, nach der Winterpause erst wieder „in den Rhythmus kommen“.
Fehlende Entlastung: Kleindienst benennt Gladbachs Hauptproblem
Eine dank der Ergebniskosmetik von Tim Kleindienst auf dem Papier nicht ganz so deutliche Niederlage war den Gladbachern genug, um in trügerischer Selbstzufriedenheit die Heimreise anzutreten. Dass sich die Mannschaft nach dem verheerenden 1:5 gegen Wolfsburg zumindest gewillt war, sich gegen den Doublesieger besser aus der Affäre zu ziehen, war das Mindeste, was man erwarten konnte. Echte Ambitionen auf einen Punktgewinn waren aber kaum zu erkennen, dafür fehlte es schlicht an Mut und Entlastung.
Zu wenig waren die seltenen, meist unsauber vorgetragenen Vorstöße, um die Hausherren ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Zumindest Torschütze Tim Kleindienst, rechtzeitig genesen von einer Magen-Darm-Erkrankung, benannte nach Spielende das Hauptproblem. „Wir müssen versuchen, auch gegen diese großen Teams in Ballbesitzphasen besser zu werden und uns dann vielleicht das eine oder andere Mal besser aus den Pressingsituationen zu lösen. Dann wäre was möglich“, so der mit zehn Ligatreffern erfolgreichste Gladbacher Angreifer.
Gegen den VfL Bochum muss Gladbach anders auftreten
Am kommenden Samstag ist keines dieser großen Teams zu Gast im Borussia-Park, sondern der VfL Bochum. Trotzdem erwartet die Fohlen eine mehr als unangenehme Aufgabe, denn der Revierklub ist durch den Aufschwung in den vergangenen Wochen, gekrönt vom spektakulären 3:3 gegen RB Leipzig, hochgradig emotionalisiert und fest entschlossen, weitere Punkte für den Klassenerhalt zu sammeln. Zu Hause braucht es beim Wiedersehen mit Ex-Gladbach-Trainer Dieter Hecking vor allem offensiv ein ganz anderes Auftreten. Torgarant Kleindienst allein wird dafür nicht reichen.
Erschwerend kommt für Gladbach hinzu, dass eine der gefährlichsten Waffen der Borussia auch gegen den Revier-VfL nicht zur Verfügung stehen wird. Wie Virkus erklärte, fällt Flankenspezialist Franck Honorat mit seinem Haarriss im Fuß noch einige Wochen länger aus. Eine Rückkehr gegen den VfL Bochum ist ausgeschlossen. „Das tut uns total weh“, so der Sportchef, der die Verpflichtung eines weiteren Flügelstürmers trotzdem nur bei einem Abgang von Nathan Ngoumou als nötig erachtet. Das sei jedoch „alles Konjunktiv“.
Gerade drei Spieltage ist es her, da rückte Gladbach mit einem 2:1-Auswärtssieg gegen die TSG Hoffenheim kurz vor Weihnachten auf den achten Tabellenrang und in den Kreis der Europacup-Anwärter vor. Einen knappen Monat und drei Niederlagen später stecken die Fohlen auf Platz elf im Niemandsland der Tabelle fest. Zu vernehmen ist trotzdem mehr Selbstzufriedenheit statt aufrüttelnder Kritik.