Essen. Bei den Premier League Darts treffen die Profis millimetergenau die Scheibe. Wie geht das? Und welche Tipps gibt es für Anfänger? Experten klären auf.
Eine verrauchte Kneipe, es ist düster. In der hintersten Ecke hängt eine abgenutzte Dartscheibe. Ab und zu werfen zwei angetrunkene Gäste auf das Board. Rings um die Scheibe herum lassen Löcher an der Zielgenauigkeit zweifeln. Nach vielen Wurfversuchen endet das Duell, der weniger Schlechte hat gewonnen. So ist Darts eben.
Von wegen! Darts hat sich längst vom verruchten Kneipenhobby zu einem knallharten Profisport entwickelt. In Belfast startete am 6. Februar der erste Spieltag der Premier League. Acht der besten Dartprofis beweisen dort ihr Können beweisen und versenken ihre Pfeile im Board. Dabei sind die Punktefelder einer Dartscheibe teilweise nur so groß wie Cent-Münzen und die Wurfentfernung beträgt über zwei Meter. Wie sind diese punktgenauen Würfe also überhaupt möglich?
Premier League Darts: Darum sind die Profis Ausnahmekönner
„Diese Präzision bekommt man physikalisch gesehen gar nicht hin“, sagt Metin Tolan. Der Physikprofessor von der TU Dortmund ist fasziniert von der Genauigkeit im Darts. Doch den Sport wissenschaftlich zu erklären, das ist selbst für ihn eine Herausforderung. Für Tolan sind Dartspieler schlicht Ausnahmekönner. Der eigentliche Flug des Pfeils lässt sich zwar physikalisch nachzeichnen, der „wesentliche Punkt“ ist aber die Steuerung des Pfeils in der Hand des Spielers. Hier entscheide sich laut Tolan, ob der Pfeil das gewünschte Feld trifft oder nicht.
„Diese Präzision bekommt man physikalisch gesehen gar nicht hin“
Im Prinzip sei Darts eine Wurfsportart wie jede andere auch, erklärt Tolan. Der Flug des Wurfobjekts, also dem Dartpfeil, ist dabei von zwei physikalischen Parametern abhängig: dem Abwurfwinkel und der Abwurfgeschwindigkeit. Diese beiden Werte beeinflussen sich gegenseitig. Ist der Wurf langsam, fliegt der Pfeil in einem hohen Bogen. Steckt mehr Power dahinter, fliegt der Dart flacher. Der Physiker rät zu einer höheren Wurfgeschwindigkeit. Da sei die Streuung geringer. Und viel Training ermögliche, „mit hoher Geschwindigkeit zu werfen und gleichzeitig zu treffen“.
Um Dartprofi zu werden, ist viel Training notwendig
So weit die Theorie, nun zur Praxis. Der ehemalige Bundesligaspieler Volker Pfeifer, aktuell beim 1. Dart-Club Lobberich aktiv, empfiehlt ebenso, „das Board mit einer guten Geschwindigkeit zu treffen“. Zu viel Gefühl im Wurf sei dagegen aus zwei Gründen unvorteilhaft. „Denn wirft man zu langsam, fällt der Pfeil aus dem Board herunter.“ Außerdem sei es leichter, einen geraden, schnelleren Wurf zu wiederholen. Auf Topniveau gebe es deswegen keinen Spieler, der in einem hohen Bogen werfe.
Aber führt das allein zur Perfektion? Neben einem gewissen Talent kommt es in erster Linie auf viel Übung an. Pfeifer erklärt: „Darts ist ein trainingsintensives Spiel.“ Nicht ohne Grund stehen die Profis, die jetzt bei dem Premier League Darts ums Preisgeld spielen, Tag für Tag vor der Dartscheibe und arbeiten an ihrer Wurfbewegung. „Immer mit dem Ziel, den Ablauf zu perfektionieren.“
Durchaus überraschend für Hobby-Spieler: Perfekte Aufnahmen und Spiele kämen im Training häufiger vor, so Pfeifer, der einige Dartprofis persönlich kennt. Dazu zählen auch 9-Darter, die ein schnellstmöglich beendetes Spiel von 501 Punkten bezeichnen. Dass solche perfekten Spiele bei Turnieren selten sind, ist auf die mentale Belastung des Sports zurückzuführen. Sitzt der Gegenspieler im Nacken? Oder erhöhen die Fernsehkameras, die vielen Fans im Rücken sowie das heiße Scheinwerferlicht auf der Bühne den Druck. Gründe, warum sich Fehler einschleichen können, gibt es viele.
Mentale Stärke für mehr Treffsicherheit im Wurf
Kann ein Spieler aber einen kühlen Kopf bewahren und die vielen Nebengeräusche ausblenden, sind auch in Matches perfekte Spiele möglich. Bei der vergangenen Darts-WM durften die Zuschauer frenetisch zwei 9-Darter bejubeln. „Perfekte Spiele kommen vor“, macht Pfeifer klar. Vor allem bei kürzeren Partien erreichen Dartprofis manchmal eine 100-prozentige Quote auf die Doppelfelder, also den äußeren Ring einer Dartscheibe. „Bei größeren Spieldistanzen, wie etwa einem WM-Finale, gelingt das aber eher nicht.“
Um im entscheidenden Moment den Fokus auf die perfekten Darts zu bewahren, arbeiten Profis wie Amateure inzwischen auch mit Mentaltrainern zusammen. So gelingt es, in den entscheidenden Drucksituationen „die Anspannung zu halten, aber dabei nicht zu verkrampfen“.
Das sind die wichtigsten Tipps für den perfekten Wurf im Darts
Aber auch ohne Mentalcoaching können Anfänger ohne viel Aufwand bei der nächsten Dartrunde in der Kneipe imponieren. Wichtig sind die Basics – also wortwörtlich. Ein fester Stand und eine gute Fußstellung sind wichtig. „Außerdem sollten Bewegungen vermieden werden, die nicht im Bezug auf den Wurf auftreten“, rät Pfeifer. Das heißt: Beim Wurf sollten sich nur Unterarm und Hand bewegen.
Wurf und Pfeilhaltung in der Hand sind laut Pfeifer aber völlig individuell: „Jeder muss für sich entdecken, was für ihn komfortabel ist.“ Nicht jeder Tipp ist sinnvoll und auf den eigenen Stil übertragbar. Die Wurfbewegung darf aber auf keinen Fall wehtun. Bei Schmerzen sollte daher schnell reagiert werden, so der Experte und fasst zusammen: „Steh vernünftig, bleib locker und setz dich nicht zu sehr unter Druck.“
Und wie überwinden Anfänger die Frustrationsphase, wenn die anvisierten Felder kaum getroffen werden? Hier hilft wieder die Wissenschaft. Je nach eigener Stärke sollten Spieler auf verschiedene Bereiche auf dem Dartboard zielen, denn die Punktewerte sind hier keinesfalls willkürlich angeordnet. Drei planlose Würfe bringen im Schnitt 38,4 Punkte ein. „Schimpansen-Grenze“ nennt Physiker Tolan diesen Wert, alles darüber sei ein „planvolles Spiel“.
Anfängern rät Tolan, auf die 16 zu zielen. Hier werden Fehler in der Genauigkeit durch die umliegenden Zahlenwerte 19, 7, 8 und 11 nicht ganz so hart bestraft. Etwas geübtere Spieler können die 19 anwerfen. Sichere Werfer gehen schließlich auf die 20. Denn hier ist die Fallhöhe dank der direkt nebenanliegenden 1 und 5 am höchsten.
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