Essen. Die deutsche Nationalmannschaft hat ein ganzes Land wieder hinter sich vereint. Eine neue Doku zeigt den Weg dorthin mit exklusiven Einblicken.
„Jeder hat seine Aufgabe im Kopf. Wir sind alle füreinander da. Alle zusammen, alle. Wir bringen alle Energie rein. Auf dem Platz, neben dem Platz, das ganze Stadion. Wir sind Deutschland, wir!“ Niclas Füllkrug brüllt dies seinen Mitspielern in die Gesichter. Der ehemalige Stürmer von Borussia Dortmund war für die aufmunternden Worte zuständig, bevor Julian Nagelsmann in seiner Ansprache nachlegt: „Wir zeigen der Fußballwelt, dass wir wieder da sind.“
Arm in Arm stehen die deutschen Fußball-Nationalspieler vor dem Eröffnungsspiel der Heim-EM im vergangenen Sommer gegen Schottland in der Kabine. Bereit, etwas Großes zu schaffen. Bereit, eine ganze Nation wieder hinter sich zu versammeln - wie bereits bei der Heim-WM 2006. Und wie damals entsteht ein Film, der das Team 40 Tage lang auf Schritt und Tritt begleitet. Was damals „Deutschland. Ein Sommermärchen“ von Sönke Wortmann war, ist nun „Unser Team - Die Heim-EM 2024“ von Tom Häussler.
DFB gibt Einblicke in Spezialtraining mit dem SEK
Die RTL-Dokumentation über einen Sommer, in dem eine Mannschaft mit Teamgeist und Leidenschaft zu einer Einheit wurde, gewährt Einblicke in das Innerste der Nationalmannschaft. Sie zeigt Nagelsmann bei seinen Ansprachen in der Kabine, aber auch Spieler, die im Büro kicken oder sich wie kleine Kinder über ihr neues Trikot freuen. Besonders eindrücklich sind die Bilder vom während der EM oft zitierten Spezialtraining mit dem SEK, in dem Thomas Müller und Co. mit Schutzschilden und Waffenattrappen durch nachgebaute Häuser laufen. Die Dokumentation zeigt aber auch, dass Fußball eben nur die wichtigste Nebensache der Welt ist, wenn Pfleger und Ärzte gefilmt werden, die eben während der Deutschland-Spiele Patienten auf der Intensivstation betreuen müssen. Nur ein paar Minuten sind drin, in denen ein Pfleger aber den Ausgleichstreffer von Füllkrug gegen die Schweiz im dritten Gruppenspiel mit einer Patientin bejubeln kann.
Sportdokumentationen gibt es inzwischen en masse. Was 2006 noch eine Ausnahme war, ist inzwischen zur Normalität geworden. Spätestens durch die „All-or-nothing“-Serie von Amazon, in der Profiteams ganz tiefe Einblicke ermöglichen, ist diese Art der Begleitung während einer Saison oder einem Turnier auch zum Marketingkonzept geworden. Nicht immer gelingt es, wie beispielsweise der inzwischen als Graugänse-Doku verspottete Film über die deutsche Nationalmannschaft bei der WM 2022 in Katar beweist. Viel zu oberflächlich kam dieses Erzeugnis daher.
Mit exklusiven und emotionalen Einblicken aus dem Mannschaftsquartier und der Kabine porträtiert die RTL-Dokumentation „Unser Team - Die Heim-EM 2024“ nun aber den beeindruckenden Wandel einer zuvor tristen Nationalmannschaft hin zu einem Team, das die Herzen der Nation zurückeroberte. Beispielhaft dafür stehen die Sequenzen, die die Musiker der Elbphilharmonie nach einem Auftritt vor einem kleinen Laptop zusammengerottet zeigen, während diese den Sieg über Dänemark im Achtelfinale bejubeln. Es ist aber auch ein Film, der Einblick in das Team hinter dem Team gibt. So durfte der Koch Anton Schmaus die Ansprache in der Kabine vor dem EM-Viertelfinale halten. „Freestyle“ sei es gewesen, sagt der Mann, der eigentlich für die Beköstigung der Spieler zuständig ist und beim zwischenzeitlichen Ausgleichstreffer von Florian Wirtz gegen Spanien Freudentränen verdrückt.
Ringo wird zum Haustier der DFB-Spieler bei der EM
Die Dokumentation schärft die Profile der so als clean geltenden Spieler. So ist etwa zu sehen, wie David Raum, Robert Andrich und Joshua Kimmich sich für ein Haustier im Homeground aussprechen. „Irgendeiner nimmt den schon mit. Und wenn keiner will, nehme ich ihn“, sagt Andrich, als über einen Hund nachgedacht wird. „Kann ich meiner Frau schon mal sagen. Dann haben wir einen fünften Hund zu Hause.“ Am Ende wurde es Ringo, ein Kanarienvogel mit Vokuhila. Statt Graugänse wie bei der unglücklichen DFB-Katar-Doku flog in Herzogenaurach also ein „Superstar“ durchs Camp.
Schon der Beginn dieser Dokumentation lässt erahnen, was die Zuschauer sehen werden. Pathetische Musik beginnt, und nur Sekunden später spricht Julian Nagelsmann mit nicht weniger pathetischen Worten zu seinen Spielern. „Es gibt eine Sache, die uns eint: Teil dieser Gemeinschaft zu sein“, sagt der deutsche Bundestrainer bei seiner Ansprache an seine Nationalspieler vor dem EM-Auftaktspiel gegen Schottland. Toni Kroos, Jamal Musiala und Co. lauschen bedächtig den Worten ihres Chefs. „Wir sind Macher.“ Dazu gibt es ein buntes Potpourri von emotionalen Bildern aus einem Krankenhaus, einem Gefängnis oder von einem Kreuzfahrtschiff aus dem EM-Sommer 2024.
Während der 90 Minuten fällt immer wieder das Wort „genießen“. Das können nun auch die Zuschauerinnen und Zuschauer. Der Film ist ein bildgewaltiges Werk voller Emotionen über die Neuentdeckung der Zuneigung für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Deutschen. Zu sehen ist es am 11. Januar 2025 um 20.15 Uhr im Free-TV bei RTL und auf Abruf bei RTL+.