Essen. Skispringerin Selina Freitag bekommt bei der Two-Night-Tour für einen Quali-Sieg Duschgel statt Geld. Das ist respektlos . Ein Kommentar.
Vielleicht kennt mancher es von Weihnachten. Die wohlhabende Großtante hat einen Umschlag mitgebracht, in Gönnerpose wird er übergeben. Die Beschenkte öffnet ihn in Erwartung ein paar netter Scheine – und findet einen Rabattgutschein für Waschlappen. Danke? Ungefähr so dürfte sich Selina Freitag gefühlt haben.
Die Skispringerin gewann die Qualifikation beim Weltcup-Springen in Garmisch-Partenkirchen. Dieses fand als Teil der Two-Nights-Tour, der halben Vierschanzentournee statt. Es soll ein Zwischenschritt auf dem Weg zur Frauen-Tournee parallel zum Männer-Event sein. Doch als Prämie für den Qualisieg gab es nicht etwa die Hälfte der 3000 Franken, die die Männer bekommen, sondern: Duschgel, Shampoo, Handtücher. Danke?
Erinnerungen an das Kaffeeservice für die DFB-Frauen
Auch Selina Freitag weiß, dass es einen Unterschied im Interesse am Skispringen der Männer und der Frauen gibt. Außer ihrer Forderung nach einem Pendant wie es es beispielsweise mit der Tour de France Femmes gibt, erheben die Athletinnen wenig Ansprüche. Zuschauer in Garmisch-Partenkirchen? „Wir nehmen das mit, was wir kriegen können“, sagte Freitag. Auch über die geringeren Weltcup-Prämien gibt es keine großen Klagen. Doch alle Zurückhaltung hat ein Ende – dann, wenn es respektlos wird.
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Sponsorengeschenk statt Geld – was, außer fehlender Wertschätzung sollen die Skispringerinnen darin sehen? Es erinnert an das berühmte Kaffeeservice, das die deutschen Fußballerinnen 1989 für den EM-Sieg bekamen. Eine Frechheit, aber eine andere Zeit. Ja, das Projekt gemeinsame Vierschanzentournee von Männern und Frauen ist eine Mammutaufgabe, eine logistische Meisterleistung ist notwendig. Auch die Two-Nights-Tour bedeutete Arbeit. Vielleicht ist die Prämie den Veranstaltern also irgendwie untergegangen. Doch so eine Gedankenlosigkeit ist nicht zu entschuldigen, wenn man Gleichberechtigung ernst nimmt.