Duisburg. Tobias Breer ist auch als Marathon-Pater bekannt. 2024 lief er in der Antarktis, die nächsten großen Ziele hat der 61-Jährige schon im Blick.

Die Medaille für den Grand Slam des Marathons sticht hier sofort ins Auge. Sie hängt weiter oben an einem weißen Regal in diesem großen Raum voller Auszeichnungen für den Laufsport. Ins Edelmetall eingeprägt sind die Skylines von Tokio, Boston, London, Berlin, Chicago und New York. In allen sechs Metropolen, auf den berühmtesten Straßen der Welt, hat Tobias Breer schon die 42,195 Kilometer absolviert. Dafür darf er die begehrte Six-Star-Medaille sein Eigen nennen. Der 61-Jährige ist Pastor in Duisburg, als Leistungssportler hat er sich einen Namen gemacht: Marathon-Pater.

Dieses Gemeindebüro, in dem sein Schreibtisch steht, erinnert auch eher an ein Sportartikelgeschäft. Shorts, Shirts und Trainingsjacken hängen an Kleiderständern, dazwischen stehen überall Laufschuhe. Das alles besitzt Breer in knallbunten Farben, für alle Wetterverhältnisse und Untergründe. An diesem Tag trägt er eine auffällige orangefarbene Regenjacke, auf der der kleine Schriftzug „Duisburg ist echt“ zu lesen ist. Seit vergangenem Januar ist er Botschafter der Stadt, trägt damit ihren Namen in die Welt. Breer nutzt die Laufveranstaltungen vor allem, um als Sponsorenläufer Geld für verschiedene soziale Projekte zu sammeln. Knapp 1,9 Millionen Euro kamen dabei seit 2008 zusammen, alleine 2024 mehr als 130.000 Euro.

Marathon in der Antarktis bei minus 18 Grad

Das Jahr begann mit einer großen Herausforderung: einem Lauf in der Antarktis. Im Januar startete dort als einziger Deutscher beim White Continent Marathon. Dafür musste er sich warm anziehen. „Wir sind bei minus 18 Grad gelaufen, Start war um 22 Uhr“, sagt Breer. Er war zunächst aus Duisburg in den Süden Chiles gereist. Dort mussten sich die Läufer allerdings noch ein wenig gedulden, bis das Flugzeug in die Antarktis abhob, weil die Wetterbedingungen zunächst nicht passten. „Die Laufstrecke war dann aber schneefrei“, erzählt Breer. „Ich habe mich dreimal umgezogen, weil man bei 500, 600 Höhenmetern auch schwitzt, wenn man läuft. Wir hatten zum Glück genug Klamotten dabei.“

Betreibt seit 17 Jahren Leistungssport: Tobias Breer, hier vor der Kirche in Duisburg-Neumühl.
Betreibt seit 17 Jahren Leistungssport: Tobias Breer, hier vor der Kirche in Duisburg-Neumühl. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Am nächsten Morgen ging es wieder zurück nach Punta Arenas in Chile. Dort bestritt Breer zwei Tage später noch einen Marathon. Mit den Spenden- und Sponsorengeldern finanzierte er neue Sport-Rollstühle für eine Förderschule in Oberhausen. „Nun habe ich alle sieben Kontinente auf dieser Welt praktisch erlaufen“, sagt Breer: „Das haben nur ganz wenige geschafft“. Aber nur wenige betreiben auch diesen Sport unter Extrembedingungen. Breer lernte nicht nur die Eiseskälte in der Antarktis kennen, sondern auch die Hitze bei einem Ultralauf in der Wüste im Oman.

172 Kilometer durch die Wüste

In seinem Büro zeigt er auf einen hellen Seidenschal. „Der hat mir der Sultan damals überreicht.“ Breer bekam ihn für das Überqueren der Ziellinie beim Oman Desert Marathon über satte 172 Kilometer. „Wir waren vier Tage unterwegs mit acht Kilogramm Gepäck. Auf der Strecke haben wir nur Wasser bekommen, mussten alles andere dabei haben. Das war schon eine Nummer, ich habe mich ein halbes Jahr lang darauf vorbereitet.“ Der sehr feine Sand und die Höhenmeter über viele Dünen erschwerten das Vorhaben. „Einige Läufer hatten blutige Fersen, offen bis auf die Knochen. Sie mussten sich abends vom Doktor im Zelt verarzten lassen.“ Breer sagt: „Das war mein härtester Lauf, aber ich würde ihn gerne noch einmal machen.“

» Lesen Sie auch: Hausrunde mit Pater Tobias: Laufen im Auftrag des Herrn

Die Qual ist die eine Seite, das Erlebnis die andere. „Diese Stille in der Wüste, die ich dort erlebt habe, hat man bei keinem anderen Marathon.“ Bei diesem Ausdauersport allgemein gehe es für ihn auch um den Genuss, betont Breer: „Ich laufe auch in der Woche immer wieder kleine Marathons mit wenigen Teilnehmern. Man sieht sich zwar, läuft aber vier, viereinhalb Stunden mal allein. Für mich ist es eine Erholung, den Kopf frei zu kriegen. Nach dem Marathon geht es meistens sofort wieder los mit Terminen.“

Laufsport mit dosiertem Muskelaufbau

Breer, der Theologie, Philosophie und Psychologie studierte, ist auch Lauftrainer, Leistungsdiagnostiker für den Laufsport sowie Ernährungsberater mit dem Schwerpunkt Sport. Er selbst wiederum verfügt über ein Netzwerk aus Wissenschaftlern und Ärzten, die ihn unterstützen. Neben dem Laufsport kümmert er sich zweimal pro Woche jeweils 20 Minuten um gezielten Muskelaufbau. „Seitdem habe ich keine Rückenschmerzen mehr. Ich muss aber sehen, dass ich nicht zu viel Muskeln aufbaue, denn ich bin ja Läufer und kein Bodybuilder.“ Zwei Trainer behalten dabei alles genau im Auge, Breer lässt sich regelmäßig untersuchen.

In diesem Jahr hat er dank seiner Fitness einen Meilenstein erreicht. Breer schaffte seinen 250. Lauf über 42,195 Kilometer oder mehr. „300 möchte ich aber noch erreichen.“ Ein Ziel in Südamerika hat er für 2025 auch schon im Blick: Im Mai oder Juni soll es nach Peru gehen. „Das ist ein außergewöhnlicher Marathon mit ziemlich vielen Höhenmetern. Man muss früher anreisen, um sich an die dünne Höhenluft auf der Plattform zu gewöhnen.“ Für 2026 sei dann ein Marathon im Himalaya geplant. Der Marathon-Pater aus Duisburg wird weiter die Welt erlaufen.