Frankfurt. Mit dem Ja zur WM 2034 in Saudi-Arabien will der DFB Einfluss wahren. Nachvollziehbar – aber was ist dieser Einfluss wert? Ein Kommentar.

Man kann Bernd Neuendorf ja verstehen. Natürlich ergab es jedes Mal Sinn, dass er im Fifa-Rat der Mehrheit folgte, anstatt sich mit einer rein symbolischen Gegenstimme zu isolieren, wenn über Verfahrensfragen zur Weltmeisterschaft 2034 abgestimmt wurde. Und ja, es stimmt auch: Die deutsche Politik und Wirtschaft machen ebenfalls munter Geschäfte mit Saudi-Arabien, wieso soll der Fußball da mit anderem Maß gemessen werden.

Die Antwort auf die letzte Frage ist einfach: Weil der Fußball selbst dieses Maß angelegt hat, weil sämtliche Verbände wortreich tönten, dass nach der umstrittenen WM-Vergabe an Katar Menschenrechte künftig ein gewichtiger Faktor bei der Vergabe von Turnieren sein sollen. Und nun? Geht die WM 2034 an das noch problematischere Gastgeberland Saudi-Arabien, unter eindeutiger Zustimmung des DFB. Im Bewerbungspapier werden zwar Fortschritte in Sachen Menschenrechten versprochen, aber Papier ist geduldig, gerade im Weltfußball.

Ja, Saudi-Arabien war der einzige Kandidat, aber dafür hat Infantino mit allerhand Tricksereien gesorgt und dabei, so hat es den Anschein, alle potenziell kritischen Geister mal wieder am Nasenring durch die Manege geführt. Er hat dabei auch viele Regeln zurückgedreht, die mal eingeführt wurden, um Korruption zu minimieren, aber das passt ins Gesamtbild: Infantino reagiert die Fifa noch selbstherrlicher und intransparenter als einst der berüchtigte Sepp Blatter.

Fifa-Präsident Gianni Infantino pflegt eine unangenehme Nähe zu Autokraten

Und er pflegt eine unheimliche Nähe zu Autokraten wie dem saudischen Königshaus. Denen hat er nun nicht nur die WM zugeschanzt, er wollte auch schon sämtliche Turnierrechte der Fifa, also das Allerheiligste des Weltverbands, in ein Konsortium unter saudischem Einfluss überführen. Und aktuell ist es laut Medienberichten Geld aus dem Wüstenstaat, mit dem der Sender DAZN für eine Milliarde Euro die Übertragungsrechte an der Klub-WM kauft und damit Infantinos Prestigeprojekt rettet.

Es geht schmutzig zu im Weltfußball, und weder der DFB als größter Sportfachverband der Welt noch die Europäer insgesamt als wirtschaftliches Kraftzentrum des Fußballs wollen sich dem entgegenstemmen – aus Sorge um Einfluss. Da machen sich DFB und Uefa zu klein. Zumal man sich schon fragen muss, was dieser Einfluss wert ist, wenn man dafür in den wichtigen Fragen stets dem Sonnenkönig Infantino folgen muss, um hier und da vielleicht bei kleineren Themen die eigene Position durchsetzen zu können.