Bochum. Individuelle Fehler des deutschen Nationalteams werden im Testspiel gegen Italien bestraft. Niederlage im letzten Länderspiel des Jahres.
Im Regen von Bochum breitete Christian Wück demonstrativ die Arme aus, er verschränkte sie, er warf sie hinter den Kopf. Er sprach mit der vierten Offiziellen, mit dem gegnerischen Trainer, mit seinen Spielerinnen auf dem Feld. Der Trainer der deutschen Nationalmannschaft hatte viel zu tun am Montagabend. Nicht alles, was der 51-Jährige sah, überzeugte ihn, manches Mal stampfte er wütend mit den Füßen auf, dann applaudierte er wieder aufmunternd. Seine Spielerinnen hingegen ließen nach 90 Minuten enttäuscht die Köpfe hängen. Am Ende stand eine 1:2 (0:1)-Niederlage für die DFB-Auswahl gegen die Gäste aus Italien. Im vierten Testspiel unter Neu-Bundestrainer Wück war es ein Dämpfer nach der 6:0-Gala gegen die Schweiz.
Mehr als 15.000 Zuschauer beim Testspiel der DFB-Frauen
Wück wollte einmal mehr die Breite seines Kaders testen und rotierte erneut die Startelf durch: Mit sechs Änderungen im Vergleich zum Testspielsieg gegen die Schweiz gingen die DFB-Frauen in die Partie. In der Viererkette kehrte mit Felicitas Rauch und Sara Doorsoun viel Erfahrung und Ruhe zurück – keine schlechte Idee, Erstere verhinderte erst mit ihrer Rettungstat auf der Linie das zwischenzeitlich drohende 0:2 und erzielte den Ausgleichstreffer zum 1:1. Und auch die Frage nach der Nummer eins in der deutschen Nationalmannschaft ist noch offen. Im Tor ging das muntere Durchwechseln weiter: Nachdem Sophia Winkler zuletzt ihr Länderspiel-Debüt feiern durfte, kam mit Ena Mahmutovic eine weitere Nachwuchs-Keeperin zu ihrem ersten Einsatz. Anders als Winkler hielt Mahmutovic aber nicht die Null und sah beim zweiten Gegentreffer unglücklich aus.
Die Gastgeberinnen starteten ambitioniert in die Partie. Sie konnten, angefeuert von mehr als 15.000 lautstarken Fans im Bochumer Ruhrstadion, in der zweiten Spielminute schon die erste große Torchance feiern, doch der von Klara Bühl auf Giovanna Hoffmann durchgesteckte Ball geriet etwas zu lang, Italiens Keeperin Laura Giuliani war zur Stelle.
Die Italienerinnen blieben geduldig – und nutzten einen groben Patzer von Sarai Linder, die den Ball ohne große Bedrängnis in die Füße von Michela Cambiaghi spielte. Agnese Bonfantini war zur Stelle und schob den Ball an Mahmutovic zur 1:0-Führung (11.) ein. DFB-Kapitänin Giulia Gwinn zeigte es gleich an: „Weiter geht es.“ Doch die deutsche Offensive blieb in der ersten Halbzeit ungefährlich. Im Angriff zu harmlos, in der Abwehr immer wieder mit Problemen. In der 21. Minute verhinderte nur Rauchs Reaktion auf der Linie den nächsten Gegentreffer, nachdem Mahmutovic den Schuss von Manuela Giugliano zwar parierte, aber in die Füße von Cambiaghi spielte. Der Rückstand zur Pause war nicht unverdient, die Italienerinnen liefen die Deutschen immer wieder hoch an und warteten auf Fehler in den Abwehrreihen.
Rauch gelingt der Ausgleich, Mahmutovic patzt
In die zweite Hälfte starteten die Deutschen erneut stark, Klara Bühl probierte es nach Vorarbeit von Hoffmann von halblinks, aber Italiens Schlussfrau parierte stark (48.). Kurz darauf war es so weit: Vivien Endemann eroberte einen verloren geglaubten Ball zurück und flankte vor das Tor, wo Rauch wartete. Die 28-Jährige, die in den USA für North Carolina Courage spielt, köpfte unbehindert zum 1:1-Ausgleich ein. Nur zehn Minuten später setzt Bühl den Ball an den Pfosten. Und den Deutschen boten sich noch weitere Chancen auf den Ausgleich.
Die Euphorie im Ruhrstadion hielt aber nicht lange: Die Italienerinnen nutzten erneut einen Patzer des DFB-Teams: Torhüterin Mahmutovic wurde von der eingewechselten Barbara Bonansea unter Druck gesetzt und verlor den Ball an Sofia Cantore, die unbehindert ins leere Tor zur erneuten Führung der Italienerinnen einschob (74.). Zwar kamen Laura Freigang (78.), Lea Schüller und Rauch (beide 88.) noch einmal zu guten Chancen und Sophia Kleinherne zeigte mit einer starken Grätsche ihre Qualitäten, doch am Ende stand die knappe 1:2-Niederlage im letzten Länderspiel des Jahres für die deutsche Auswahl.