Bochum. Manuel Riemann trainierte am Montag erstmals wieder beim VfL Bochum. Wie sich der Torhüter gab und wie er von den Fans empfangen wurde.
Manuel Riemann stand ein leichtes Grinsen ins Gesicht geschrieben, als er um 15:31 Uhr am Montagnachmittag an der Seite von Felix Passlack in den hellblauen Trainingsklamotten des VfL Bochum in Richtung Trainingsplatz lief. Seine neue Nummer 31 klebte auf dem Shirt. „Manu, Manu“-Rufe, die einige der gut 60 anwesenden Fans anstimmten, begleiteten den 36-jährigen Torhüter auf seinem Weg. Mit anderen Anhängern klatschte der Charakterkopf ab, freute sich sichtlich über den positiven Empfang nach gut sechs Monaten ohne Mannschaftstraining.
Nach den Querelen im Jahr 2024 um seine Person war der Torhüter im ersten Training sichtlich bemüht, Normalität walten zu lassen. Der so kommunikative Riemann hörte genau zu, achtete darauf, wie er sich gibt, winkte immer mal wieder den Kindern unter den Fans durch den Zaun. Zusammen mit Patrick Drewes, Timo Horn, Paul Grave und U21-Torhüter Hugo Rölleke absolvierte er ungewöhnlich ruhig seine erste Einheit unter dem neuen Torwarttrainer Sebastian Baumgartner, der seinem neuen Schützling zwischendurch immer wieder kleine Tipps gab, wie er sich zu stellen hat, wie er den Winkel verkürzen kann. Riemann klatschte bei guten Aktionen seiner Kollegen. Lobte auch im anschließenden Trainingsspiel häufig, gab aufmunternd Kommandos.
Es herrschte Normalität, nachdem sich der VfL Bochum und die Seite von Manuel Riemann am Sonntag auf eine Rückkehr ins Mannschaftstraining einigten. Am Montagvormittag bestätigte der Verein die Meldung dieser Redaktion auch offiziell. „Es ging auch darum, in der aktuell sportlich schwierigen Phase, weitere Unruhe zu vermeiden, die ein öffentlicher Gerichtsprozess nach sich gezogen hätte“, sagte VfL-Geschäftsführer Ilja Kaenzig laut einer Pressemitteilung des Vereins. Die Bedingungen für die Reintegration wurden demnach gemeinsam besprochen. Sollte Riemann gegen diese verstoßen, könnte der Verein entsprechend handeln. „Wenn man sich außergerichtlich einigen kann, tragen wir das als Mannschaft mit. Es geht darum, dass Manu sich erstmal integriert“, sagte Trainer Dieter Hecking am Montag.
Öffentliches Verfahren gerade noch abgewendet
Die Einigung kam gerade noch rechtzeitig. Am Dienstag hätte ein öffentliches Verfahren vor dem Amtsgericht Bochum begonnen, nachdem Riemann gegen seine Abberufung vom Mannschaftstraining geklagt hatte. Rund um das Spiel gegen Werder Bremen am letzten Spieltag der Vorsaison eskalierte damals die Situation, es kam zu heftigen verbalen Auseinandersetzungen mit Mannschaftskollegen, nachdem der 36-Jährige schon zuvor immer wieder aneckte. Riemann wurde vom Team abkommandiert. Eine Lösung fanden beide Seiten lange nicht, zuletzt blockierten einzelne Personen im Aufsichtsrat die Einigung.
Am Montag wirkte es, als wäre Riemann nie wirklich weggewesen. Er schien fit, die individuellen Einheiten mit Christofer Heimeroth schienen gefruchtet zu haben. Kurz nach 15 Uhr betrat er den Fitnessraum an der Castroper Straße umringt von seinen Kumpels in der Mannschaft, mit denen er auch während seiner Abberufung vom Profikader stets Kontakt hielt. Kapitän Anthony Losilla, Philipp Hofmann und Maximilian Wittek, die auch während der Feierlichkeiten rund um den sensationellen Klassenerhalt in der Relegation bei Fortuna Düsseldorf sein Trikot trugen, waren auch am Montag an seiner Seite.
Offen ist noch, wie sich die Situation künftig darstellt. Vor allem, wenn Matus Bero, mit dem er Ende der vergangenen Saison in Bremen aneinander geriet, Mitte der Woche von seinem Einsatz bei der Nationalmannschaft zurückkehrt. „Man muss sehen, was gewesen ist. Einige gucken in den Rückspiegel rein und bei dem einen oder anderen bleibt mehr hängen. Es ist nicht an der Zeit, zurückzugucken, sondern nach vorn. Wenn Manu seinen Teil dazu beiträgt, dass wir den Klassenerhalt schaffen, ist das in Ordnung“, sagte Hecking, der klarstellte: „Patrick Drewes ist unsere Nummer eins, daran gibt es nichts zu ändern. Timo Horn ist unsere Nummer zwei.“ Dies könne sich im Saisonverlauf aber ändern - falls Riemann sportlich überzeugt zum Beispiel.