Leipzig. Jürgen Klopp wird künftig für Red Bull arbeiten. RB-Leipzig-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff ist damit ein PR-Coup gelungen.
Die Nachricht schlug am Mittwochmorgen in Fußballdeutschland ein wie ein Meteorit: Jürgen Klopp wird Mitarbeiter von Red Bull! Der Jürgen Klopp, Trainer von Mainz 05, von Borussia Dortmund und des FC Liverpool - einer der bekanntesten, erfolgreichsten und beliebtesten Übungsleiter im Weltfußball.
Was sich anfangs noch wie eine Fake News las, bestätigte sich im Laufe des Vormittags. Der vor allem in Deutschland bei Teilen der Fanszene äußerst unbeliebte Großsponsor Red Bull, dem 99 Prozent der Fußball-GmbH von Bundesligist Rasenballsport Leipzig gehören, hat Jürgen Klopp nur wenige Wochen nach dessen selbstgewähltem Job-Ende bei den Liverpooler „Reds“ als „Head of Global Soccer“ gewonnen. Der Vertrag soll langfristig angelegt sein, er tritt ab dem 1. Januar 2025 in Kraft.
Klopp: Verantwortung für fünf Red-Bull-Klubs
Die offizielle Jobbeschreibung für den Posten des Gesamtfußballchefs beim Getränke-Hersteller aus Österreich umfasst die strategische Planung für die Entwicklung der fünf Red-Bull-Fußballklubs in Leipzig, in Salzburg (Österreich), in Bragantino (Brasilien), in New York (USA) und des japanischen Drittligist Omiya Ardija. Zudem hält der Konzern eine Minderheitsbeteiligung bei Leeds United (England). Vor Klopp liegen also jede Menge Flugmeilen. „Das könnte mich nicht mehr begeistern“, wurde er in einer Pressemitteilung zitiert.
In erster Linie soll der 57-Jährige als „Mentor für die Trainer“ fungieren, „und das Management der Red Bull-Clubs“ beraten. Damit steht Klopp auch RB Leipzigs Trainer Marco Rose zur Seite, der fortan mit dem Schatten des charismatischen Schwaben umgehen muss. Und er ist in der Hierarchie formal Mario Gomez übergeordnet. Der als Technischer Direktor bei Red Bull Global Soccer angestellte Ex-Nationalspieler gilt als Vertrauter von Oliver Mintzlaff.
Der Red-Bull-Geschäftsführer, der als Aufsichtsratsvorsitzender auch die Geschicke bei RB Leipzig lenkt, hat den Deal mit Klopp maßgeblich eingefädelt. Für den 49-jährigen Strippenzieher ist die Verpflichtung des beliebten Fußballfachmanns vor allem ein PR-Coup erster Güte. Nicht nur werden die Red-Bull-Fußballstandorte vom Fachwissen und dem Netzwerk Klopps profitieren. Mit seiner Strahlkraft lässt sich im weniger kritischen Ausland auch die Bedeutung der Marke weiter ausbauen.
„Prägendste Persönlichkeit des Weltfußballs“: Mintzlaff lobt Klopp
Vermutlich wird man den gebürtigen Stuttgarter deshalb öfter bei anderen Veranstaltungen sehen, etwa den Rennen der Formel 1, in der Red Bull mit dem aktuellen Weltmeister Max Verstappen zu den Topteams der Branche zählt. „Wir sind sehr stolz auf diese herausragende und sicherlich stärkste Verpflichtung in der Fußball-Historie von Red Bull“, ließ sich Mintzlaff zitieren. Klopp bezeichnete er als „eine der prägendsten Persönlichkeiten des Weltfußballs“ und als „Gamechanger für unsere Engagements im internationalen Fußball“.
Was sich der neue Fußball-Chefentwickler von dem Red-Bull-Job verspricht, ist freilich unklar. Offiziell freut er sich, „Teil einer Organisation“ zu sein, „die einzigartig, innovativ und zukunftsorientiert ist.“ Und weiter heißt es in der Pressemitteilung: „Die Rolle mag sich geändert haben, aber meine Leidenschaft für den Fußball und die Menschen, die den Fußball zu dem machen, was er ist, hat sich nicht geändert.“
Große Verachtung in den Sozialen Medien
Gleichwohl ist sein Ruf als fan-naher und traditionsverbundener Trainer in Gefahr. Weniger im Ausland, wo Vereinswerte und Kommerz schon eine Weile lang Hand in Hand gehen, dafür aber innerhalb der Bundesliga. Zwar zeigte beispielsweise Klopps vormaliger Chef in Dortmund, BVB-Geschäftsführer Aki Watze, Verständnis („Ich war eingeweiht“) und wünschte „Jürgen alles Gute“, doch in den Sozialen Medien dominierten Enttäuschung und Verachtung. Auf „X“ (vormals Twitter“) hieß es stellvertretend für den Hauptvorwurf an Klopp bei einem Nutzer (Mr. Sketch): „Klopp und Red Bull? Lächerlich. Der Typ, der mal für Herzblut und echte Emotion stand, verkauft sich jetzt an den blanken Kommerz? Das ist nicht nur ein Schritt zurück – das ist Verrat am Spiel.“
Wie lange der Publikumsheld des deutschen Fußballs für Red Bull tätig sein wird, ist freilich völlig offen. Seit 2020 war der Posten des „Head of Global Soccer“ verwaist. Zuvor hatte ihn Ex-RB-Baumeister, -Trainer und -Sportdirektor Ralf Rangnick inne, er blieb nur ein Jahr. Wie es heißt, soll Klopp sich einen vorzeitigen Ausstieg aus dem Vertrag gesichert haben für den Fall, dass der Posten frei wird, der ihn eigentlich reizt: deutscher Bundestrainer. Der Vertrag des aktuellen Chefs der DFB-Nationalelf, Julian Nagelsmann, läuft mit der Weltmeisterschaft 2026 aus.